am Wochenende war's wieder soweit!!
Eine 24-Stunden-Wanderung!
- wer nun ein déjà-vu vermutet: Stimmt. Diese Tour gab's 2012 schon mal. Genau diese? Nicht ganz. Denn dieses Jahr ohne gewitterbedingte Verkürzung. Die ersten beiden Etappen sind deswegen (zumindest geographisch) fast identisch. Der alte Bericht ist weiter oben.
Diesmal waren es drei Guides und zwölf Teilnehmer. 5 Männer, 7 Frauen.
Die Tour setzt sich im Prinzip aus drei Tagestouren zusammen:
1. Etappe: Der Ausgangspunkt lag auf knapp 1200 m in der Nähe des Voralpsees (Schweiz). Es ging hinauf zum Sisitzgrat, dann „gebirgseben“ unterhalb des Margelchopfes und am Alvier vorbei, dann runter nach Sevelen, wo das Abendessen bestellt war. Spaghetti!!
2. Etappe: In der Ebene gingen wir rüber an den Rhein und über eine Fußgänger-Holzbrücke auf die andere Seite nach Vaduz (Liechtenstein). Dort bergauf am Schloss vorbei und rauf auf die Höhe nach Sücka, meist in sanftem Anstieg weiter nach Süden, dann durch’s Naaftal und im Schlussanstieg rauf zur Pfälzer Hütte. Frühstück!
3. Etappe: Abstieg zum Nenzinger Himmel. Von dort aus zur Alpe Setsch und über den Rätikon-Höhenweg zum Amatschon – Joch, dann oberhalb von Brand weiter nach Bürserberg. Dort wurden wir mit Kleinbus und PKW abgeholt zur Abschluss-Jause im Tal.
Wie war's? Schöööön!! Berge, Bäche, Blumen, Seen und lauter liebe Menschen... traumhaft!! Einfach klasse!!
Aber: Manche Passagen ziiiiehen sich... Um zur Pfälzer Hütte zu gelangen, geht's dann
nochmal auf eine Ebene höher und
nochmal über eine längere Passage... oder auf das Amatschonjoch: Das sahen wir ja schon lange, bevor wir den Nenzinger Himmel erreicht hatten. Also gar nicht weit und nur 700 Hm...
- und dann kommt da
noch eine Kurve und dort
noch ein kleiner Zwischenanstieg...
Und in der Schlussetappe: Es war dermaßen heiß, kaum eine uns gnädige Wolke, die Schatten spendete... und
nochmal ein Gegenanstieg, viel Strecke... Im "Normalfall" würden wir das alle einfach so "wegstecken", denke ich. Aber mit über 20 Std Wanderung in den Knochen war's dann doch anstrengend - und in manchen Füßen auch schmerzhaft...
!
Interessant war auch, wie wichtig das Thema "Essen" wird...!
Irgendjemand stellte mitten in der Nacht fest, dass es "nur noch 4,5 Stunden bis zum Frühstück" sind!
Die Nacht: Schon im Abstieg nach Sevelen wurden die Stirnlampen erforderlich. Es geht dort durch eine Schlucht, da genügt das Licht der Dämmerung nicht mehr für einen sicheren Tritt. Von Sevelen nach Vaduz ist die Straße so gut beleuchtet, dass die Lampen aus blieben. In Vaduz gibt es einen Trinkwasserbrunnen kurz vor dem Anstieg zum Schloss. Dort wurden Wasser nachgefüllt und die Stirnlampen erneut installiert.
Mit Insekten im Lampenlicht hatte ich dieses Jahr weniger Probleme als letztes Jahr. Beim Aufstieg zur Pfälzer Hütte konnte dann irgendwann die Lampe eingepackt werden. Die Sonne beschien nach und nach die Gipfel rundum, das war auch ein besonderes Erlebnis. Die Hütte lag dann prächtig im Sonnenschein.
Das Wetter spielte großenteils mit. Wie auch im letzten Jahr war Sonne ein großes Thema. Ich halte mich an LSF 50 (damit sieht man ganz schön weiß aus) – und habe das mehrfach wiederholt. Auf der ersten Etappe war die Regenbekleidung kurzzeitig erforderlich (jedoch ohne Regenhose), später gar nicht mehr. Gewitter und kräftiger Regen setzten erst ein, als wir beim verdienten Abschlussessen saßen.
Was sind das für Leute, die hier teilnehmen?? Klar, lauter Verrückte.
(Schon um zu sehen, welche Verrückten da mitmachen, lohnt es sich, hinzugehen!) Die Gruppenzusammenstellung war (ich kann natürlich nur für mich sprechen...) sehr angenehm! Wir waren die 24 Stunden zwar nicht auf engstem Raum
aber doch gemeinsam unterwegs. Mal eine Zeit mit dem einen, mal eine Zeit mit dem anderen. Oder auch mal alleine. Für mich war das wunderbar. Zu jedem gab es angenehme Bezugspunkte. Einfach stimmig. Es waren drei „Pärchen“ dabei und manche kannten sich schon von vorangegangenen Unternehmungen.
Von den zwölf Teilnehmern mussten drei leider früher abbrechen. Einer hatte ein internistisches oder konditionelles Problem, eine zog sich eine Platzwunde zu und eine bekam fiese Blasen. Unterwegs bestanden mehrere Möglichkeiten eines vorzeitigen Abstiegs. Einer der Guides begleitete denjenigen. Das erforderte logistische Planung und kostete auch etwas Zeit. Genaugenommen waren es auch diesmal nicht 24 Stunden, sondern (als Ausgleich zum letzten Jahr?
) eher 26.
Bissel Statistik: Vorbehaltlich von Mess-Ungenauigkeiten (das GPS war auf eine Messung pro Minute eingestellt, es kann also z.B. nicht jede Serpentine korrekt vermessen worden sein, außerdem sehe ich auf dem Track auf Google Earth, dass punktuelle Fehlmessungen dabei waren, also außerhalb der möglichen Gehstrecke) gehe ich von 61 bis 62 km Gehstrecke aus. Der Gesamtaufstieg beläuft sich auf 3862 Hm, der -abstieg auf 4021 Hm. (Die Höhe wurde barometrisch gemessen und passt erfahrungsgemäß ganz gut oder ist eher zu niedrig dokumentiert.)
Kleiner Exkurs, da wir viele
Blumen angesehen haben...: Gelber Enzian, gepunkteter Enzian, stengelloser Enzian, Frühjahrsenzian = "Schusternägele", "alte Männer"="Bergmännle"= Fruchtstand der Anemone, weißer Klee, roter Klee, Hornklee, Wundklee, Germer, Mehlprimel, Alpenrose, verschiedene Disteln, Türkenbundlilie, blauer Eisenhut, Wolfs-Eisenhut, Akelei... (Nachtrag: Kugelblume, Hahnenfuß, Brillenschötchen, Teufelskralle, Soldanelle, Glockenblume, Klappertopf, Trollblume, Gold-Pippau, Flockenblume, verschiedene Orchideen wie Knabenkräuter, Waldhyazinthen...)
Resumée:So anstrengend das auch war - oder vielleicht auch deswegen! - es war eine erlebnisreiche und wunderbare Aktion!
Wer Berge und lange Touren liebt, nicht menschenscheu ist und seine Grenzen austesten möchte, dem sei eine 24-Stunden-Wanderung ans Herz gelegt!
Erlebnisse und Eindrücke im Kompakt-Format!
Viele Grüße vom Balkon!
Sigrun
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