Wander-Festival Berchtesgadener Land
Das vielleicht heißeste Wochenende des Jahres 2015! Ich dachte, bei solch einem Wetter müsse man die Sonne meiden, um die Mittagszeit am besten zuhause bleiben und möglichst keine körperlichen Aktivitäten unternehmen. Falsch gedacht!
Bericht über eine 24-Stunden-Wanderung.
Auf der Suche nach Highlights für das Jahr 2015 fiel mir das Wander-Festival in Berchtesgaden auf. Dabei wurden drei 24-Stunden-Wanderungen angeboten: Die leichteste ging von Berchtesgaden über den Untersberg („Untersberg alpin“ mit offiziell 2740 Hm, 43 km, Teilnehmerzahl ist mir unbekannt), die mittlere („Watzmann alpin“ mit offiziell 2600 Hm, 56 km, Teilnehmerzahl ca. 120) führte von Berchtesgaden bis zum Watzmannhaus und später auf den Toten Mann, die anspruchvollste Tour („Watzmann extrem“ mit offiziell 3400 Hm, 63 km, Teilnehmerzahl 94) zusätzlich auf das Hocheck (2651m), den leichtesten Gipfel des Watzmanns. Und da wollte ich rauf!
Der Berg ruft! Mit der gleichnamigen Musik (Wolfgang Ambros) wurde am Start die Stimmung angeheizt! (Als ob’s noch nicht warm genug gewesen wäre!) Registrierbändchen (am Arm), Roadbook und Zeitplan hatte ich mir schon am Vorabend abgeholt.
Start war am Samstag, 4.7. um 9:00 und in gutem Tempo ging’s Richtung Königssee, am dortigen Parkplatz war die erste Verpflegungsstation vorbereitet. Dort noch ein kleines Briefing, und nun kamen endlich die ersten richtigen Höhenmeter! Für uns 94 Teilnehmer waren drei Guides zuständig, der vordere machte Tempo, einer in der Mitte und eine sammelte am Schluss alle ein. Ich versuchte gleich zu Beginn, mich im vorderen Viertel aufzuhalten, um mich bei Bedarf zurückfallen zu lassen. Das Tempo war recht flott, wir vorderen waren regelmäßig deutlich zu früh an den Verpflegungspunkten. Für mich war das super, ich konnte immer mithalten und wusste, ein Leistungseinbruch dürfte ohne Konsequenzen sein. Allerdings ist so ein Kräftemanagement wenig effektiv: Bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit zu gehen und dann viel zu lange Pausen machen. Mir ist’s anders eigentlich lieber. Und fotografieren geht auch leichter, wenn man langsamer unterwegs ist…
Aber zurück zur Tour, der erste Anstieg führte uns zur Kühroint-Alpe, von dort weiterer Anstieg zum Watzmannhaus. Dort jeweils Verpflegung. Am Watzmannhaus machten die ersten schlapp, verzichteten auf das Hocheck und warteten auf die Alpin-Gruppe, die nach uns gestartet war. Die Passage vom Watzmannhaus auf das Hocheck komplettierte auf mehr als 2000 Aufstiegs-Hm, wir hatten dort also schon 2/3 der Höhenmeter hinter uns, aber noch recht wenig Strecke. Der Abstieg (also wieder über 2000 Hm, oh oh) über das Watzmannhaus (diesmal mit Suppe!) runter nach Ramsau, wo es eine noch längere Pause gab mit warmer Mahlzeit (Buffet). Während wir auf das Weitergehen warteten, wurde es langsam dunkel. Die Nacht-Etappe führte an Hinter- und Taubensee vorbei hinauf zur Mordaualm (Verpflegung! Lagerfeuer! So schön!) und über das Loipl zum Hochschwarzeck. Unterwegs waren weitere Verpflegungs-/Pausenstationen vorbereitet, nachts war immer spätestens nach zwei Stunden eine Pause eingeplant. Beim Hochschwarzeck konnte man wählen, ob man mit auf den Toten Mann geht (macht immerhin 350 Hm aus) oder ihn umgeht. Der vorne gehende Guide erzählte etwas von einer Stunde Aufstieg dort hinauf, aber es war sofort klar, dass wir das wieder deutlich unterbieten würden. Wir waren viel zu früh da oben, als dass wir Lust gehabt hätten, den Sonnenaufgang abzuwarten. Wir warteten nur, bis alle da waren, dann gingen wir weiter Richtung Söldenköpfl, wo im gleichnamigen Café ein leckeres Frühstück vorbereitet war. Und um 6:30 feierte, wer wollte, dort einen Berggottesdienst mit. Das was so schön…! Manche haben die Zeit anderweitig genutzt und etwas geschlafen. Dann weiterer Abstieg ins Tal nach Strub, einem Berchtesgadener Vorort, letzte Verpflegung vor dem Ziel und Warten auf die Alpin-Gruppe. Es war geplant, dass erst die Untersberg-Gruppe, dann die Watzmann-Alpin-Gruppe und dann wir nach Berchtesgaden „einlaufen“.
Was für ein prächtiger Empfang! Applaus, Musik… Das war so schön! Ein Schnäpsle gab’s (oh, das muss noch irgendwo rumliegen) und eine Urkunde! Und natürlich zu essen und zu trinken.
Resumée:
Klasse Organisation: Essen und Trinken war ein wichtiges Thema, die vielen Kalorien, die verbraucht wurden, konnten locker ersetzt werden, so reichhaltig waren die Auswahl und auch die Menge, die zur Verfügung standen. Wenn ich mir überlege, dass alleine ich tags 5 Liter und nachts 3 Liter Getränk vernichtet habe (zuzüglich Frühstück im Café und meinem selbst mitgebrachten Liter), sind das Unmengen, was das Organisationsteam da transportiert hat. Zur Verfügung standen verschiedene Mineralwässer, Apfelsaftschorle, Kaffee, Tee, Obst, Süßigkeiten, Salz-Knabbereien, Studentenfutter, Kekse, Riegel, Brezeln, Brot, Käse, Wurst… – die Zusammensetzung je nach Lage der Station. Insgesamt 11 Pausenstationen sorgten für Flüssigkeit, Kalorien und Atempausen.
Drei Notfall-Shuttle-Stationen waren eingerichtet für Abbrecher, von denen es doch einige gab.
So viele Teilnehmer… es war tatsächlich schön, mit vielen verschiedenen Leuten unterwegs zu sein, einige waren als Gruppen oder Paare unterwegs, andere kannten niemanden. Ich war mal mit der einen mal mit einem anderen mehrere Kilometer unterwegs, manchmal mit nettem Gespräch, manchmal jeder den eigenen Gedanken nachhängend. Insgesamt immer passend.
Stimmung: Ich kann nur für mich sprechen. Einen fiesen Tiefpunkt hatte ich glücklicherweise nicht, aber so zwischen 0:30 und 1:30 war ich ziemlich müde.
Kurzfristige Malaisen: Die Knie mögen keine Stufen nach unten.
Bleibende Schäden: Wo ist die nächste 24-Stunden-Wanderung???
nach den Bildern ein Track...