aktuelle Verhältnisse

Fragen zum Blitz  (gelesen 6184 mal)

0 User und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Andi

  • alpic.Mitglied
  • Beiträge: 570
Fragen zum Blitz
« am: 06. Aug 2012 - 19:47 Uhr »
Da wir zur Zeit einige gewitterreiche Wochen durchleben und ich auch die eine oder andere Tour wegen Gewitter abbrechen oder verzichten musste interessieren mich ein Paar Dinge zum Blitz.

Nehmen wir mal an ich wäre blöderweise direkt unterhalb des Zentrums der Umwetterzelle und rundherum schlagen Blitze ein. Ich bin irgendwo am Berg auf 2000m auf einem etwas kuppierten Hochplateau und habe eben einen ausgesetzten Grat verlassen. Meinen Rucksack mit allen möglichen metallischen Gegenständen habe ich 100m von mir entfernt unter ein Latsche geworfen und liege nun in einer schwach ausgeprägten Mulde, etwas Besseres konnte ich nicht finden...

Frage 1: Stellt mein Körper trotzdem, ohne jeden metallischen Gegenstand, noch ein bevorzugtes Ziel für den Blitz dar? Wenn ein Blitz auf dem Plateau (und nicht auf dem Grat nebenan) einschlägt, sind die Einschläge der Blitze auf dem Plateau dann eher statistisch verteilt?

Frage 2: Wie stark wirkt sich die Masse von Metall auf die Wahrscheinlichkeit vom Blitz getroffen zu werden aus? Muss ich mir wegen dem Bierdeckel in meiner Hosentasche oder den Metalllaschen an meinen Bergschuhen extra Sorgen machen?

Frage 3: Wie ist das mit der "Schrittspannung"? Was haltet ihr davon, die Beine aneinander zu halten? Bringt das was?

Frage 4: Angenommen direkt neben dem Plateau, auf dem ich mich befinde, liegt ein spitzer, das Plateau um 100m überragender, Berg. Legt ihr euch eher an den Fuß des Berges, weil sein Gipfel als eine Art Blitzableiter dienen könnte oder bleibt ihr besser in eurer Mulde liegen?

Frage 5: Ihr liegt in der Mulde und habt seit einiger Zeit keinen Donner mehr gehört. Wie lange wartet ihr, bis ihr aufrecht weitergeht?

Vielen Dank für jede Antwort!
  • hilfreich

Offline Lampi

  • alpic.Mitglied
  • Beiträge: 1.665
    • Touren by Lamл[tm]
Re: Fragen zum Blitz
« Antwort #1 am: 06. Aug 2012 - 21:02 Uhr »
Hallo Andi,

Nehmen wir mal an ich wäre blöderweise direkt unterhalb des Zentrums der Umwetterzelle und rundherum schlagen Blitze ein. Ich bin irgendwo am Berg auf 2000m auf einem etwas kuppierten Hochplateau und habe eben einen ausgesetzten Grat verlassen. Meinen Rucksack mit allen möglichen metallischen Gegenständen habe ich 100m von mir entfernt unter ein Latsche geworfen und liege nun in einer schwach ausgeprägten Mulde, etwas Besseres konnte ich nicht finden...

Frage 1: Stellt mein Körper trotzdem, ohne jeden metallischen Gegenstand, noch ein bevorzugtes Ziel für den Blitz dar? Wenn ein Blitz auf dem Plateau (und nicht auf dem Grat nebenan) einschlägt, sind die Einschläge der Blitze auf dem Plateau dann eher statistisch verteilt?
die Einschläge der Blitze auf dem Plateau sind nicht statistisch verteilt. Die Kanten des Plateaus werden häufiger getroffen. Aufenthalt in der Mitte ist vorzuziehen.
Frage 2: Wie stark wirkt sich die Masse von Metall auf die Wahrscheinlichkeit vom Blitz getroffen zu werden aus? Muss ich mir wegen dem Bierdeckel in meiner Hosentasche oder den Metalllaschen an meinen Bergschuhen extra Sorgen machen?
Vergiss das. Selbst der Rucksack macht nichts, außer natürlich Du hast einen einer Antenne gleich nach oben stechenden Pickel. :)
Frage 3: Wie ist das mit der "Schrittspannung"? Was haltet ihr davon, die Beine aneinander zu halten? Bringt das was?
Ja. schlägt der Blitz nicht gerade einen Meter neben Dir ein (was Du ohnehin nicht überlebst), dann ist die Schrittspannung proporzional zur Schrittlänge. Du kannst die Schrittspannung eliminieren, wenn Du am Boden unter Deinen Füßen den Rucksack mit all dem Eisengelumpe hast.
Frage 4: Angenommen direkt neben dem Plateau, auf dem ich mich befinde, liegt ein spitzer, das Plateau um 100m überragender, Berg. Legt ihr euch eher an den Fuß des Berges, weil sein Gipfel als eine Art Blitzableiter dienen könnte oder bleibt ihr besser in eurer Mulde liegen?
Am Wandfuß befindet sich eine relativ sicherere Zone, deren Ausdehnung von der Höhe und der Steilheit des Berges abhängt. So lange sich dort kein Wasserlauf bildet. Ein ununterbrochener Wasserlauf ist absolut tödlich! Tipp: Wenn Du jemanden um die Ecke bringen willst, dann wirf einen eingeschalteten Heizlüfter in die Badewanne, während der "Delinquent" drin sitzt. Nennt man Elektrokution und ist buchstäblich todsicher.  Nachteil: Kennt heute jeder Staatsanwalt und dann kommst Du in den Bau. :-)

Frage 5: Ihr liegt in der Mulde und habt seit einiger Zeit keinen Donner mehr gehört. Wie lange wartet ihr, bis ihr aufrecht weitergeht?
Wenn der heftigste Regen aufgehört hat- das sind i.d.R nur wenige Minuten. Ist aber Ansichtssache.

Wünsche immer schönes Wetter.
« Letzte Änderung: 06. Aug 2012 - 21:05 Uhr von Lampi »
  • hilfreich

Offline Andi

  • alpic.Mitglied
  • Beiträge: 570
Re: Fragen zum Blitz
« Antwort #2 am: 06. Aug 2012 - 21:48 Uhr »
Hallo Andi,

Frage 3: Wie ist das mit der "Schrittspannung"? Was haltet ihr davon, die Beine aneinander zu halten? Bringt das was?
Ja. schlägt der Blitz nicht gerade einen Meter neben Dir ein (was Du ohnehin nicht überlebst), dann ist die Schrittspannung proporzional zur Schrittlänge. Du kannst die Schrittspannung eliminieren, wenn Du am Boden unter Deinen Füßen den Rucksack mit all dem Eisengelumpe hast.

Das kapiere ich nicht ganz. Du meinst also, es wäre sinnvoll, alles "Eisengelumpe" bei einem Gewitter möglichst unter seinen Füßen zu haben, um die Schrittspannung zu eliminieren? Da habe ich zwar die Schrittspannung elimiert, aber wenn mich der Blitz dann trotzdem (mit einer eventuell höheren Wahrscheinlichkeit?) trifft...

Weiter widersprüchlich: Man lese in Wikipedia unter "Schrittspannung":
"Noch gefährlicher als das breitbeinige Stehen (oder Gehen) im Potentialtrichter ist das flache Liegen auf dem Boden, da infolge der großflächigen Abdeckung des Potentialtrichters ein hoher Stromfluss durch den gesamten Körper zu befürchten ist."

Gleichzeitig erhöhe ich durch das Stehen auf einem Bein die Wahrscheinlichkeit, getroffen zu werden...

Was is also die Ideallösung? Möglichst klein und verkrümmt auf einem Bein auf dem Boden stehen?

Was wenn mich der Blitz trifft, ich aber kein Schrittspannung hätte, also mein Körper nur an einem Punkt Kontakt zum Boden hätte? Ist Schrittspannung nur von Bedeutung wenn der Blitz irgendwo neben mir einschlägt, sodass ein Potenzialtopf wie in Wikipedia gezeichnet entsteht?

Mal angenommen ein größerer Blitz schlägt irgendwo neben mir in den Boden ein. Wie groß ungefähr ist dann der Durchmesser des Potenzialtrichters, innerhalb dessen es gefährlich für mich wird?
« Letzte Änderung: 06. Aug 2012 - 22:12 Uhr von Andi »
  • hilfreich

Offline Lampi

  • alpic.Mitglied
  • Beiträge: 1.665
    • Touren by Lamл[tm]
Re: Fragen zum Blitz
« Antwort #3 am: 07. Aug 2012 - 00:09 Uhr »
Frage 3: Wie ist das mit der "Schrittspannung"? Was haltet ihr davon, die Beine aneinander zu halten? Bringt das was?
Ja. schlägt der Blitz nicht gerade einen Meter neben Dir ein (was Du ohnehin nicht überlebst), dann ist die Schrittspannung proporzional zur Schrittlänge. Du kannst die Schrittspannung eliminieren, wenn Du am Boden unter Deinen Füßen den Rucksack mit all dem Eisengelumpe hast.
Das kapiere ich nicht ganz. Du meinst also, es wäre sinnvoll, alles "Eisengelumpe" bei einem Gewitter möglichst unter seinen Füßen zu haben, um die Schrittspannung zu eliminieren? Da habe ich zwar die Schrittspannung elimiert, aber wenn mich der Blitz dann trotzdem (mit einer eventuell höheren Wahrscheinlichkeit?) trifft...
Die Wahrscheinlichkeit ist nicht höher. Setze Dich auf Deinen Ducksack und ziehe die Füße an.

Weißt Du noch was RTFM bedeutet?
  • hilfreich

Offline Snowfinchen

  • alpic.Mitglied
  • Beiträge: 770
Re: Fragen zum Blitz
« Antwort #4 am: 07. Aug 2012 - 07:17 Uhr »
Kürzlich kam folgender Tip im SWR3 zum Sachen Thema "Mitten im Gewitter":

In die Hocke gehen und möglichst klein machen.
Dabei die Beine soweit möglich auseinander stellen und auf die Zehenspitzen gehen (möglichst geringer Bodenkontakt) ...

Aber hoffen wir mal, dass wir es alle nie brauchen werden!

@ Lampi: interessant ist, dass Verhältnismässig viele (ca. 2/3) einen Blitzschlag überlegen ... wobei ich es nicht ausprobieren will!
  • hilfreich

Offline Lampi

  • alpic.Mitglied
  • Beiträge: 1.665
    • Touren by Lamл[tm]
Re: Fragen zum Blitz
« Antwort #5 am: 07. Aug 2012 - 08:21 Uhr »
Dabei die Beine soweit möglich auseinander stellen
Hast Du dafür eine Quelle (der Rest ist plausibel)?
  • hilfreich

Offline Andi

  • alpic.Mitglied
  • Beiträge: 570
Re: Fragen zum Blitz
« Antwort #6 am: 07. Aug 2012 - 09:25 Uhr »
So wie ich das mit der Schrittspannung verstanden habe, ist es eher tödlicher, je weiter die Beine auseinander sind. Es kommt auf den Abstand der Kontaktpunkte zum Boden an, wenn der Blitz irgendwo neben dir einschlägt. Deswegen wird auch davon abgeraten, sich auf den Boden zu legen, da dann der Weg von Kopf bis Fuß im Potenzialtricher des Blitzes besonders lang wird und dann besonders viel Strom durch den Körper fließt.

Um den Abstand der Kontaktpunkte des Körpers zum Boden möglichst gering zu halten, sollten beide Beine möglichst eng beieinander sein. In die Hocke gehen - und nicht unbedingt sitzen - sollte man, damit durch den Hintern kein dritter Kontaktpunkt zum Boden entsteht.

Es hängt wohl auch ein wenig von der Umgebung ab. Ist rundherum alles bretteben und ich bin in meiner Hocke trotzdem der höchste Punkt würde ich mich wohl trotzdem flach auf den Boden legen, um das Risiko eines direkten Treffers zu minimieren oder?
  • hilfreich

Offline nordmann

  • alpic.Mitglied
  • Beiträge: 160
Re: Fragen zum Blitz
« Antwort #7 am: 07. Aug 2012 - 10:34 Uhr »
Hallo zusammen !
Ich finde die Tipps sehr hilfreich und richtig, möchte aber noch hinzufügen das es manchmal kaum möglich ist sich komplett richtig zu verhalten. Als es uns vor ein paar Jahren oberhalb vom Schrecksee, unterhalb des Kugelhorns, voll erwischt hat blieb uns nicht mehr viel übrig als uns niederzulegen. Kerstin (typisch Mutter) schützend über Maike, und ich mußte mit aller Kraft unseren leicht panisch gewordenen Hund "niederringen" damit Sie nicht unkontrolliert im nassen Gras abschmiert. Die richtigen Verhaltensregeln kannte ich schon, aber es war nicht möglich sie anzuwenden... Das ganze hat geschätzte 20 Minuten gedauert....Aufgestanden, Geschüttelt und weiter ging´s. Keine schöne Erfahrung, aber eine die nunmal pasieren kann. Wichtig fand ich das wir ruhig geblieben sind. Panik ist wohl das gefährlichste in so einer Situation.

Gruss Daniel

P.S. In diesem Urlaub gab´s bisher schon wieder drei Gewitter, aber in geschütztem Gebiet  ;D
  • hilfreich

Offline Snowfinchen

  • alpic.Mitglied
  • Beiträge: 770
Re: Fragen zum Blitz
« Antwort #8 am: 07. Aug 2012 - 12:41 Uhr »
Dabei die Beine soweit möglich auseinander stellen
Hast Du dafür eine Quelle (der Rest ist plausibel)?

OK, (Hör)fehler von mir ...

anbei der nette Link von SWR3 mit Fotountermalung
http://www.swr3.de/info/Schirm-weg-raus-aus-dem-Wald/-/id=47318/did=1634516/1xx5rxg/
  • hilfreich

Offline Lampi

  • alpic.Mitglied
  • Beiträge: 1.665
    • Touren by Lamл[tm]
Re: Fragen zum Blitz
« Antwort #9 am: 07. Aug 2012 - 13:00 Uhr »
Es hängt wohl auch ein wenig von der Umgebung ab. Ist rundherum alles bretteben und ich bin in meiner Hocke trotzdem der höchste Punkt würde ich mich wohl trotzdem flach auf den Boden legen, um das Risiko eines direkten Treffers zu minimieren oder?
So brettebenes Gelände gibt es in den Bergen nicht.
In Fischland evtl. schon.
Selbst auf der Schwäbischen Alb kenne ich nur ganz wenige so flache Stücke, z.B. den Irrenberg.
Du musst davon ausgehen dass die Gewitterwolken min. 100 m über Dir hängen. Da spielen dann auch die "Unebenheiten" innerhalb der Wolke eine Rolle.
  • hilfreich

Tags: