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Großer Wilder und Nördliches Höllhorn  (gelesen 2633 mal)

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Offline Kauk

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Großer Wilder und Nördliches Höllhorn
« am: 17. Sep 2014 - 21:30 Uhr »
Sonntag (14. September) und frei, da sollte sich doch was machen lassen...kurz und heftig schwand die Hoffnung, nachdem am Donnerstag anstatt des immer brauchbaren Berichts eine ganztags regnerische Vorhersage im Raum stand. Doch das wurde am Folgetag revidiert und so musste noch ein Ziel gefunden werden: Großer Wilder (2379 m) und Nördliches Höllhorn (2145 m).

Route: Oberstdorf - Oytalhaus - Käseralpe - Wildenfeldhütten - Himmelecksattel - Nordgrat - Nordgipfel - Südgrat - Großer Wilder - Südgrat - Nordgrat - Hinterer Wilder - Ostflanke - Ostrücken - Südflanke - Ostflanke - Sattel - Nordostflanke - Nördliches Höllhorn - Ostflanke - Wildenfeldscharte - Westflanke - Wildenfeldhütten - Retour Oberstdorf

Geparkt habe ich auf dem kleinen Parkplatz an den St. Loretto-Kapellen (ca. 810 m). Von hier vorzugsweise mit dem Rad dem Wegweiser folgend zum Parklatz der Nebelhornbahn und weiter an den Sprungschanzen vorbei steil auf der Straße hinauf. Nun recht eben zunächst oberhalb der Trettach, bald dann oberhalb des Oybachs durchs Oytal zum Oytalhaus (1010 m). Hier auf dem nun schotterigen Alpweg zur Unteren Gutenalpe (1048 m) bis ans Ende des Talbodens. Nach Prinzenkreuz und Brücke beginnt dann der Aufstieg zur Käseralpe. Die Alpstraße zieht steil nach oben und ist meist geteert. Im Mittelteil in kurzes Stück Schotter, ebenso oben die letzten Meter zur Käseralpe (1401 m), zwischendurch erfrischen die feuchten Nebel des Stuibenfalls. Bis hierhin ist die Mitnahme eine fahrbaren Untersatzes angeraten, es muss kein MTB sein, ein robustes Trekkingrad funktioniert genauso, die Schotterpassagen sind meist gut fahrbar.

Von der Käseralpe führt ein breiter, steiler Alpweg zu den Wildenfeldhütten (1692 m), dieser ist aber nur noch bedingt für den Normalsterblichen mit dem MTB zu meistern. Ab hier dann auf einem richtigen Wanderweg in angenehmer Steilheit zum Himmelecksattel (2007 m). Teile des Wegs im Bereich des Mittelecks wurden 2011 umgeleitet und bis zum Sattel saniert, teilweise ist es etwas erdig und bei Nässe sehr matschig.

Am breiten Himmelecksattel steht man nun am Beginn des Nordgrats, der zum Nordgipfel des Großen Wilden führt. Bereits am Sattel sind Pfadspuren auszumachen, die über den Graskopf an den schmalen Grat heranführen. Der erste Felsaufschwung wird nun rechts herum umgangen, hier trifft man erste Markierungen. Nun über eine sehr steile Spur in der Steilgrasflanke aufwärts, bei Nässe etwas kühl und unangenehm (anspruchsvollstes Gehgelände mit der Tendenz, die Hände an die Flanke zu legen). Bald ist man auf dem Gratrücken angekommen und folgt diesem zu einem weiteren Felsaufschwung. Dieser kann direkt erklettert werden (Quellen sprechen von II+), die Markierungen leiten zunächst im Aufstiegssinn rechts vorbei, später denn links in der Ostflanke (max. I, teils schmälere Bänder). Danach folgt nochmal schönstes Genuss-Gratwanderung auf den Felskopf, der dann kurz unangenehm abbricht. Von hier hat man einen guten Überblick auf die folgende Plattenpassage. Im Normalfall ist der mittendrin abdrängende Felskopf mit kleinen Tritten die Schlüsselstelle (II+). Der Fels war bei mir nach den Regenfällen der Vortage feucht, die Schuhe vom Zustieg noch matschig und feucht. Bereits der erste Versuch ließ den Fuß unglücklich abgleiten, damit war dann auch schon der Wille da abzuklettern recht reduziert. Das Gelände ist hier zwar nicht sehr ausgesetzt, ein Sturz würde trotzdem wohl eher ungünstig enden bzw. wird von mir einfach nicht gewünscht. Glücklicherweise habe ich ja dieses Jahr schon einige Erfahrung im Hornbachbrösel gemacht, so dass eine Umgehung der Schlüsselstelle auf einem sehr splittrigen Band und eine kurze Felspassage (I) zu einem abwärts befindlichen Band problemlos möglich war. Auf diesem zum Fuß der Schlüsselpassage um in weiterer Kletterei (I+) zum Beginn der Plattenpassage zu gelangen. Hier steigern sich die Schwierigkeiten, hält man sich an den Rissen nahe der Markierung klettert man diese feste Plaisir-Passage im II. Schwierigkeitsgrad. Anschließend zeigt sich der Fels meist bröselig, es geht immer den Markierungen folgend zum Gipfelaufbau des Nordgipfels (2370 m), auf dem Kreuz und Buch warten.

Wie bei meiner letzten Tour auf die Gipfel um das PLH, zogen auch dieses Mal am Gipfel die Nebelschleier aus dem Tal herauf und hüllten mich vollkommen ein :no(. Die Markierungen am Südgrat waren deshalb nicht so recht auszumachen, wohl aber die Pfadspur die in der Ostflanke knapp unterhalb des Grats hinabführten (Steile Schrofen, I) und dann auf einem Band zurück zum Grat führte. Noch etwas anspruchsvoll über einige Felsköpfe und einen tiefen Spalt mit weitem Schritt hinweg, dann über Pfadspuren hinauf auf den Großen Wilden (2379 m). Der Gratübergang zum Hinteren Wilden (2359 m) ist nicht anspruchsvoll, hält man sich aber recht an der Kante geht es über kurzweilige Felsblöcke (nach Gusto bis ungefähr II) in die Scharte (2315 m) zwischen den Gipfel und in ähnlichem Gelände auf den Südgipfel, eine Umgehung der Schwierigkeiten ist in der Ostflanke möglich.

Vom Hinteren Wilden am besten zurück in die Scharte und nun etwas abwärts querend auf den Ostrücken des Hinteren Wilden. Ziel ist die kleine Einsattelung vor dem breiten Kopf am Ostrücken. Ein Abstieg vom Gipfel entlang des Ostrückens sei nicht empfohlen, hier unnötig brüchiges Gelände und oft steile Wandabbrüche. In der Einsattelung verschafft man sich nun einen Überblick in Richtung Wildenfeldscharte. Man erkennt bereits von hier oben Pfadspuren, die immer recht nah unter den Felsen entlang verlaufen. Ihnen folgt man weiter hinab, immer im Geröll bleibend. Bald befindet man sich fast schon auf Höhe der Scharte. Über zwei Graszungen geht es an die brüchigen, etwas ausgesetzten Bänder (max. kurz I) heran, die in die Rinne unterhalb der Scharte leiten. Den Einstieg zu den Bändern in umgekehrter Richtung vermittelt ein sattelartiger Schotterabsatz, ungefähr 15 Höhenmeter unter der Scharte, ich habe hier einen Steinmann platziert.

Da ich aber noch zum Nördlichen Höllhorn wollte, ging es die Rinne nun hinab, sehr brüchig teilweise (I), aber passabel machbar. Auf ihrem Grund am besten zur Graszunge in Abstiegsrichtung links. Nun die Graszunge soweit absteigen, bis man auf Wildwechseln bequem zu Bändern queren kann, die direkt an die Ostwand des Kleinen Wilden führen. Am Fuß der Wand entlang ins folgende Schotterfeld, von der Wand weg leiten noch kurz ausgeprägte Wildwechsel, danach wirds spärlich, im Blockfeld dann wieder besser zu gehen. Über Gras geht es anschließend in den Sattel (2067 m) zwischen Kl. Wilden und Nördlichem Höllhorn. Dieses gewinnt man über recht gut sichtbare Pfadspuren in seiner Nordostflanke. Der Felsriegel wird rechts überwunden, der Weg zum Gipfel ist beliebig. Oben wartet ein altes, schönes, kleines Holzkreuz und ein atemberaubender Blick die Südwand hinab zur Höllhornscharte. Als ich letztes Jahr auf dem Südliche Höllhorn war, beging ein betagter (70+?!), aber topfitter Bergsteiger diese Wand (IV-) free solo in derselben Zeit, die ich für die Nordflanke des SH im Gehgelände benötigte. Bereits damals empfand ich den berechtigten großen Respekt für diese Leistung!

Auf gleichem Weg ging es zurück in die Rinne und hinauf in die Wildenfeldscharte (2159 m). Hält man sich mehr am Rinnengrund oder etwas rechts davon, geht es ganz passabel hinauf, brüchig halt (I). Von der Scharte dann die wild zerklüftete Westflanke des Wildenfelds hinab. Einen optimalen Weg gibt es nicht, die Steinschlaggefahr ist enorm, bei mehreren Begehern extrem gefährlich. Hält man sich im Abstiegssinn links hinaus Richtung Einstieg zum Kl. Wilden (rot markiert), trifft man später im Schotter auf eine schwache Pfadspur, die kaum den Namen verdient. Im Abstieg hilfreich, aber im Aufstieg...ich weiß nicht recht. Teilweise lässt sich der Schotter in der Flanke aber abfahren. Alles in allem zieht sich das ganze länger hin, als es von den Wildenfeldhüttchen gesehen den Anschein hat und vor allem als es Spaß macht...es sind halt doch fast 400 Höhenmeter. Nun zurück zur Käseralpe und hoffentlich auf dem Rad hinaus nach Oberstdorf.

Fazit: Großartige Tour in grandioser Umgebung, einziger Wehmutstropfen ist das unangenehme Gelände im Bereich der Wildenfeldscharte. Alles in allem aber vor allem lang, mit dem Rad sind es 11 Kilometer zur Käseralpe, insgesamt sind auf der Tour wohl fast 1800 Höhenmeter zurückzulegen. Mit der nötigen Kletterfertigkeit, Trittsicherheit und Erfahrung in dem Gelände aber sicher und genussvoll durchzuführen. Besoonders zu faszinieren wissen die Höfats und der Schneck, leider war mir der Blick immer wieder von Nebelschwaden eingeschränkt.
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Offline Kauk

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Re:Großer Wilder und Nördliches Höllhorn
« Antwort #1 am: 17. Sep 2014 - 21:31 Uhr »
Impressionen II.
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Offline Kauk

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Re:Großer Wilder und Nördliches Höllhorn
« Antwort #2 am: 17. Sep 2014 - 21:34 Uhr »
Impressionen III.
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Offline Schorsch_KFB

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Re:Großer Wilder und Nördliches Höllhorn
« Antwort #3 am: 18. Sep 2014 - 20:41 Uhr »
Coole Tour, coole Fotos! Respekt!
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