Gestern konnte ich mir bei traumhaften Bedingungen einen schon länger gehegten Traum erfüllen: die Grattour über den
Heiterberg (2188 m),
Weißen Schrofen (2145 m) und die
Höferspitze (2131 m).
Route: Schröcken-Oberboden - Geiersbergalpe - Wannenbergalpe - Heita - Südwestgrat - Heiterberg - Südostgrat - Weißer Schrofen - Südgrat - Höferspitze - Obere und Untere Höferbergalpe - Sulzeggalpe - Alpe Alp - Wald - Oberboden
Ausgangspunkt der Tour war eine kleine Parkbucht an der Bregenzerwaldstraße, wenig unterhalb der Schröckbachbrücke. Direkt vor der Brücke zweigt nach links die kleine Straße nach
Schröcken-Oberboden (1250 m) ab. Bereits ab hier der erste Teil der Runde ausgeschildert. Man durchquert den Ort und folgt dann dem Forstweg zur
Geiersbergalpe (1436 m). Hier wartet dann ein kleines Hindernis: Sollte man vergessen haben sich den Weg aus der Karte
genau einzuprägen, kann einen hier der Wegweiser täuschen. Er ist am Giebel der Alpe festgemacht und ragte vermutlich ungünstig in den Weg, so dass er anstatt nach links zu zeigen, geradeaus weist. Da auch hier ein Alpweg verläuft bin ich so weitergegangen. Kurz darauf trifft man auf einen Stall, danach verläuft sich der Weg bald (siehe auch in den Karten!
). Also umgedreht und an der Geiersbergalpe den unscheinbaren Alpweg nach Nordwesten genommen. Hier war ich dann richtig und beruhigt am nächsten Wegweiser. An ihm geht es nach rechts und bald darauf endet der Alpweg und geht in einen kleinen Älplersteig über. Dieser führt gut markiert und in angenehmer Steigung aufwärts, man passiert in der Ferne die Lägeralpe (1692 m). Der Steig verläuft aber weiter nach rechts und erklimmt den Felsriegel über genannter Alp, auf diesem Felsriegel steht herrlich gelegen die
Wannenalpe (1810 m). Nach der Abzweigung zur Lägeralpe wird der Steig zunehmend schwächer ausgeprägt und ist vor allem im Gras manchmal nichts mehr als ein Trampelpfad. Hinter den Wannenalpe nochmals nach Süden queren und auf den Rücken der zum
Aussichtspunkt Heita (1940 m), eigentlich hierher noch auf dem bezeichneten Steig, von dem aber kaum noch etwas zu sehen ist. Auf der Aussichtskuppe steht aber nochmal ein Wegweiser.
Vom Aussichtspunkt Heita dann auf die Südflanke zu, ein kurzer Abstieg und dann in freier Wegfindung den Hang hinauf, Ziel ist oben der
Südwestgrat des Heiterbergs. Oben beginnt jener dann recht gemächlich, ist oft breit, trotzdem fallen links und rechts steile Flanken in die Tiefe. Hier hat es dafür aber wieder mehr oder weniger ausgeprägte Spuren. Lediglich an einem hüfthoch verkrauteten Kopf verlieren sie sich etwas. Im Anschluss schnürt sich der Grat dann eng zusammen, die Schlüsselpassage beim Gipfelaufstieg. Mir war die schmalste Stelle zu bröselig anmutend, dass ich kurzerhand wenig unterhalb auf guten Tritten mit Hand am Grat eine Umgehung gemacht habe. Den ganzen schmalen Abschnitt kann man auch noch weiter unten umgehen. Danach wieder an die Schieferschneide und das unangenehme Gehgelände/Absturzgelände (max. I, AVF Seibert spricht noch von II, entweder sind die Felsplatten abgegangen oder es ist die falsche Einschätzung) auf den nächsten Gratkopf. Hier oben wieder grasig und mit Spuren zum nahen
Heiterberg-Gipfel (2188 m), der nicht mehr ganz so schmal und ausgesetzt ist.
Zum Abstieg folgt man entweder direkt dem
Südostgrat oder weicht etwas in die Grasflanke aus, wobei die Tritte überall unangenehm bröselig und abschüssig sind. Unten trifft man dann wieder auf Pfadspuren und es geht in gewohnter Steilheit über einige Gratköpfe hinweg gegen den Weißen Schrofen. Kurz vor Ende legen sich dann noch Felsköpfe in den Weg, hier gibt es wohl mehrere Varianten, am besten bleibt man vermutlich so lange wie möglich oben. Ich bin sehr früh nach links in die Nordseite ausgewichen, weil ich mich nur noch erinnerte, dass man dort irgendwann hinab muss. Hier ist eine etwas heikle Querung möglich, sie erfordert absolute Trittsicherheit und auch nochmals Kletterfertigkeit um I-II. Zuletzt steht man dann aber in der Lücke vor dem Weißen Schrofen. Was ist aus der Ferne immer bedrohlich und unmöglich ausgesehen hat, sieht von hier dann doch machbar aus. Die direkte Gratkante ist im unteren Bereich am anspruchsvollsten. Diese Stelle kann aber südseitig im sich kräftig ansteilenden Gelände umgangen werden. Dann an der Gratkante mit schönen Griffen und Tritten hinauf (II), oben legt sich das Gelände bald zurück. Die grasigen Rinnen rechts davon scheinen noch etwas leichter, aber unangenehmer im Ausstieg. Der langezogene, eher felsige Gipfel des
Weißen Schrofen (2145 m) lädt auf Grund seiner Fliegenarmut geradezu zu einer Pause ein, ein perfekter Platz.
Der Abstieg auf der
Südseite ist zunächst auf Trittspuren moderat, bald jedoch wird das Gelände steil und bricht mit einer Schrofenwand zum Grat hin ab. Auch diese Wand hat gute Tritte (II-) und ist etwas einfacher als die Aufstiegswand. Danach wird noch ein Felszahn steilst umgangen und man befindet sich wieder im gutmütigen Grasgrat-Gelände mit Trittspuren. So erreicht man unschwierig die
Höferspitze (2131 m) mit Kreuz und Buch. Von hier geht es auf einem sehr steilen Wanderweg hinab nach Schröcken. Zuerst durch die Lawinenverbauungen, dann an der verfallenen
Oberen Höferbergalpe (1845 m) vorbei zur
Unteren Höferbergalpe (1700 m). Hier auf dem Alpweg abwärts und an der Kreuzung nach rechts zur
Sulzalpe/Sulzeggalpe (1540 m), die über einen Alpweg erreicht wird. Dabei betritt man den beeindruckenden Kessel unter den drei überschrittenen Gipfeln. Von ihr dem Weg folgend zur
Alpe Alp (1480 m) und über die Wiese vor dem Alpgebäude beschildert auf einem Wegchen hinab zum Ortsteil
Wald. In Kürze befindet man sich dann wieder auf dem Sträßchen von Oberboden und kommt zum Ausgangspunkt.
Fazit: Grandiose Gratüberschreitung in toller Umgebung, mitten im Sommer natürlich mit prächtigem Blumenwuchs. Wer den Anforderungen gewachsen ist (anhaltend um T5, Schlüsselstellen auch T5+, II), darf hier einen genussvollen, einsamen Bergtag verbringen, die Zeit sollte man sich nehmen! Auch die Höferspitze scheint erstaunlicherweise gar nicht so überlaufen zu sein. Die Freude darf man sich von den zahlreichen Fliegen nicht nehmen lassen, doch ist es schwierig ohne sie ein vernünftiges Blumenbild zu erstellen
.