Gestern hatten wir bei traumhaften Wetter die Ehre auf der Vorderseespitze zu stehen. Schon sehr früh, so gegen fünf Uhr machten wir uns von Kaisers aus auf den langen Weg. Die ersten zwei Stunden ging es in absoluter Dunkelheit, aber vom hellen Schein des Vollmonds begleitet, durch das lange Kaisertal in Richtung Stierlahnzugjoch empor. So eine Vollmondwanderung ist schon sehr eindrucksvoll, aber zugegeben auch ein wenig unheimlich. Nachdem wir nach 3 Std. endlich am Joch angekommen sind, pausierten wir erst einmal ausgiebig, um danach den Vorderseeferner über die Fernerwand zu gewinnen. Der Ferner selber zeigte sich in einem recht leidigen Zustand. Gerade im Mittelteil klaffen dort immer wieder bis zu 10 Meter breite Spalten auf, weshalb man sich an den rechten Rand halten sollte. Den SO-Grat empfand ich dann als eine genussreiche, aber Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordernde Kletterei (II). Gegen halb 12 standen wir dann oben und waren schlichtweg begeistert von der genialen Rundumsicht, die sogar bis zum Ortler und Piz Palü reichte. Der Abstieg vollzog sich schließlich durch die - im oberen Teil - unangenehme Südrinne. Dort hält wirklich rein gar nichts und das Absteigen gleicht einem Eiertanz. Über das Hinterseejöchl und das gesicherte Klämmle ist man schneller als gedacht zurück im Kaisertal und muss nur noch das langwierige Talgelatsche hinter sich bringen.
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Bild 1: Schon auf 2000 Meter Höhe, noch sieht man nicht viel von der Vorderseespitze
Bild 2: Sonnenaufgang mit Stanskogel und Vallesinspitze