Am Samstag (22. August) klappte die nächste Tour auf meiner Wunschliste: die
Kreuzkarspitze (2587 m).
Route: Elbigenalp - Schmarebene - Kasermandl - Söllnerhütte - Rotwand - Balschtesattel - Westflanke - Südgratscharte - Südrücken - Südflanke - Westl. Vorgipfel - Kreuzkarspitze - Retour Wanderweg Balschtekar - Hermann von Barth-Hütte (HvBH) - Retour Elbigenalp über den Hüttenzustieg
Ausgangspunkt ist der kostenlose Parkplatz unterhalb der Schnitzschule in
Elbigenalp (ca. 1060 m). Von hier geht es zunächst auf dem Fahrweg zur
Schmarebene (1265 m) und am
Kasermandl (1410 m, aktuelle befindet sich hier eine Baustelle, die alte Hütte ist Geschichte) vorbei zur
Talstation der Materialseilbahn. Dahinter auf dem Wanderweg die weite Serpentine abkürzen und ans Ende des Fahrwegs. Hier der Beschilderung folgend in Richtung Rotwand. Der schmale, erdige Wanderweg schlängelt sich nun geschickt neben Felswänden durch den teils lichten Wald zu der
Söllnerhütte (1817 m). Dort genießt man die ersten Sonnenstraßen an einem perfekten Rastplatz auf einem etwas größeren Absatz im ansonsten durchgehend steilen Westrücken. Von hier geht der Weg dann steiler und direkter über eine weite Latschengasse, später dann eine Grasrampe nach oben. An den Felsen der Rotwand zeigt der Wegweiser nach rechts den kurzen Abstecher auf den Gipfel an. Gleich darauf gelangt man an die felsige Rinne mit durchgehendem Drahtseil, der Einstieg ist direkt das Kriterium, kleintrittig und steil im Fels nach oben (I+ ohne Seil), danach einfacher aber für Wanderwegsverhältnisse weiterhin anspruchsvoll mit einem kurzen Quergang in die Südflanke und zum
Rotwand-Gipfel (2262 m) mit großem Kreuz und Buch, ein schöner Aussichtspunkt.
Man steigt dann zum Wegweiser zurück und auf einem brösligen Weg direkt unter den Felsabbrüchen mit Drahtseil gesichert hinauf zum
Balschtesattel (2226 m). Von hier auf dem Wanderweg mit ca. 70 Höhenmeter Verlust ins östliche Balschtekar absteigen, am besten geht man auf dem Weg soweit, bis man ein Geröllfeld (hier ein Felsklotz mit Wegweiser) durchquert hat. Dann verlässt man den Weg am grasigen Rücken und folgt dem felsdurchsetzten Karboden aufwärts gegen die (verdeckte) Scharte zwischen Kreuzkarspitze und Nördlichem Söllerkopf. Das Gelände ist hier trotz Weglosigkeit sehr angenehm zu begehen. Der Karboden endet oben an den Geröllhängen unter dem Nördlichen Söllerkopf, der Weg zur Scharte wird durch einen grasdurchsetzten Felsriegel scheinbar verwehrt. Beim Näherkommen erkennt man aber ungefähr in der Mitte des Riegels ein recht horizontales Band, das einen komfortablen Durchlass gewährt (siehe Bild 5). Am Ende des Bandes gehen die hier beginnenden Spuren einen ausgeprägten Weg über, der das folgende Schuttfeld bequem queren lässt. Den Zugang zur
Südgrat-Scharte (2348 m) vermittelt eine gut gestufte Grasrampe, oben wieder Wegspuren. Alles in allem einer der angenehmsten Zugänge in der gesamten Hornbachkette.
Die Begehung des Südrückens beginnt sofort steil durch einen brüchigen Felsaufschwung, wirkt zunächst sehr anspruchsvoll, bei Gespür für eine gute Linie bzw. den Steinmännern folgend ist es nicht allzu schwierig (max. kurz I), dennoch nicht zu unterschätzen. Wer hier bereits Schwierigkeiten hat, sollte aber von einer Besteigung Abstand nehmen. Oben trifft man dan auf eine ausgeprägtere Wegspur, die einen den Südrücken entlang mal mehr oder weniger schuttig an den Gipfelaufbau heranführt. Auf einem Absatz sollte man über steilen Schutt nach rechts der Grathöhe weiter folgen, um dann wie es die Steinmänner zeigen auf einer Spur gut in die Rinne queren zu können. Dadurch erspart man sich einige Meter in der Rinne. Ich verlor die Steinmänner kurz aus den Augen und bin im Geröll von unten in die Rinne rein, das ist sofort unangenehm im losen Schutt und ich bin auf die Felsrippe nach links ausgewichen (I), um dann im Weiterkraxeln von oben die Steinmänner und die Querung zu Erkennen. Es vereinen sich somit beide Varianten und man klettert definitiv am besten im I. Schwierigkeitsgrad links neben der Rinne weiter
unter die auffällige Felsplatte links der Rinne (siehe Bild 4). Hier zieht ein ausgeprätes, gut gangbares Geröllband nach links hinauf zu den
sichtbaren grasdurchsetzten Flankenabschnitten. Nun muss man für sich den besten Weg finden, es wird steiler und ausgesetzter, die Felsqualität lässt in Summe nach oben hin deutlich nach. Ich bin weiter rausgequert um an der Kante zur nächsten Rinne in recht festem Fels hochzuklettern (kurz II), oder aber man geht eher nach rechts um in einer Art Felsspalt aufzusteigen (mein Abstieg, eher leichter zum Klettern (um I-II), dafür aber heikleres Gelände). Darüber wirds wieder etwas einfacher (I) zum
westlichen Vorgipfel. Der zerborstene Übergang steigert nochmal die Ansprüche an die Trittsicherheit, wer nicht der Grathöhe folgen will findet ein paralleles, abschüssiges und sehr gerölliges Band etwas unterhalb der Grathöhe auf der Nordseite. Im tiefsten Einschnitt muss man aber den sehr schmalen Grat übersteigen um auf einen fußbreiten, zwei Meter langen Absatz einer steilen Felsplatte zu gelangen, der den Übertritt in den Gipfelaufschwung vermittelt. Dieser entpuppt sich als etwas knifflig, da das Gelände hier sehr steil und brüchig ist (II). Danach im Bruch schnell zum Gipfel der
Kreuzkarspitze (2587 m).
Abgestiegen bin ich auf dem gleichen Weg, begutachtete intensiv den Nördlichen Söllerkopf und beschloss, dass mir dieser mit seiner Brüchigkeit an diesem Tag gestohlen bleiben konnte, so dass ich meinen Weg sofort in Richtung Wanderweg fortsetzte und ihm bis zur
HvBH (2131 m) folgte. Nach einer langen Pause auf der Terrasse stieg ich über den
Hüttenweg zurück nach Elbigenalp.
Fazit: Lange, anspruchsvolle Bergtour auf einen lohnenden Gipfel in der Hornbachkette. Leichter als erwartet, aber auf keinen Fall zu unterschätzen. Die textliche Beschreibung des Alpenvereinsführers (2008) stimmt soweit (falsch dagegen ist das Routenbild!), ein langanhaltender, echter IIer ist nicht dabei, bei geschickter Routenwahl "nur" I, dann allerdings gerölliger und damit heikler. Wer über absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Erfahrung im alpinen Hornbachketten-Gelände verfügt, genießt am Gipfel einen prächtigen Ausblick aus dem Mittelteil der Hornbachkette. Leider war das Wetter nur nördlich von mir sehr sonnig, das Lechtal hielt einige große Wolken bereit, die die Sonne lange abschatteten und es empfindlich kühl wirken ließen. Mich hat die Kreuzkarspitze vermutlich nicht zum letzten Mal gesehen.
P.S. In
diesem Link findet sich eine Diskussion über die Besteigung der Kreuzkarspitze, die weitere Anregungen für die Wegfindung beinhaltet. Da es sich dabei aber nicht um einen Tourenbericht handelt und beim "falschen" Thema entstand, habe ich einen eignen Thread eröffnet.