Nachdem ich mich am Mittwoch an der
Kälbelespitze etc. ausgetobt habe und die Nacht erneut auf dem Hintersteiner Parkplatz verbrachte, ging es am Donnerstag (13. August) auf den
Kreuzkopf (2287 m) und den
Weittalkopf (2289 m). Eigentlich wollte ich ja gerne noch zum Vorderen Wilden, doch der Weg sah dann weit und eher schwierig aus...und ich war trotz langem Schattenaufstieg am Kreuzkopf schon recht durchgebraten und weichgekocht. So entschied ich mich für den Weg des geringsten Widerstands, verzichtete auf alle Versuche einer anspruchsvollen Gratbegehung in eine der beiden Richtungen (V. Wilder oder Weittalkopf) und machte es mir gemütlich.
Route: Giebelhaus - Untere Bärgundelealpe - Prinz-Luitpold-Haus (PLH) - Oberes Tal - Ostrampe - Sattel P.2238 - Ostrücken - Kreuzkopf - Retour Kar - Südwestrampe - Nordgrat - Weittalkopf - Nordgrat - Oberes Tal - PLH - Giebelhaus
Einen Teil der Route habe ich bereits im Bericht
Kesselspitze, Fuchskarspitzen und Weittalkopf beschrieben, unter anderem die Anreise mit dem Bus (4,30€/Strecke) zum
Giebelhaus (1065 m) und der Aufstieg zum
PLH (1846 m). Bleibt zu erwähnen, dass man mit dem ersten Bus um dieses Jahreszeit nahezu im Schatten zum PLH aufsteigen kann, wenn 2h Aufstieg benötigt werden. Ansonsten ist der Weg auch im Mittelteil fertiggestellt und insgesamt zügig zu begehen.
Am PLH hält man sich dem Wegweiser folgend Richtung Kreuzspitze/Hochvogel, umrundet den See und folgt dem Wanderweg aufwärts ins
Obere Tal. Nach der Versorgungswasserfassung bleibt man noch kurz auf dem markierten Weg, auf einer grasigen Matte verlässt man ihn allerdings um sich einen Überblick über den weiteren weglosen Anstieg zu verschaffen. Man quert zunächst eine Geröllhalde unterhalb der auffällig "getigerten" Flanke, dann über Graspolster unter die Wände des Kreuzkopfs. Nun nach eigenem Geschmack über Geröll und wenig Gras aufwärts gegen die Scharte zwischen Weittalkopf und Kreuzkopf. Das Gelände steilt zunehmend auf und die Qualität des Untergrunds nimmt im gleichen Maß ab, sprich es ist ein normaler Geröllschinder. Recht weit oben treffe ich tatsächlich auf einen soliden Steinmann (und bei genauerem Hinschauen die Flanke hinab noch zwei weitere), in dessen Umgebung sich tatsächlich steile Pfadspuren im Gelände ausmachen lassen. Sie führen direkt an die
Ostrampe heran, verlaufen sich aber bald. Immer weiter mühsam im Geröll weitertreten, manchmal gehts an den Felsen besser, weiter oben kommen wieder Grastritte, dann ist das schlimmste überstanden und man steht im
Sattel P.2238. Nun noch in Kürze ohne nennenswerte Schwierigkeiten über den schrofigen
Ostrücken auf den Gipfel des
Kreuzkopfs (2287 m). Seit meinem Besuch dort oben befindet sich im Steinmann am Gipfel ein kleines Büchlein.
Nachdem ich mir den langen Grat zum Vorderen Wilden angeschaut und meine Pläne der Begehung verworfen habe, schaute ich nach dem effizientesten Übergang zum Weittalkopf. Der direkte Gratübergang schied nach genauerer Betrachtung auch aus, gegenüber am Nordgrat zeigte sich jedoch eine grasige Rampe, die auch im Zoom der Kamera gangbar aussah. Also stieg ich die Ostrampe wieder hinab ins Kar und versuchte die von oben sichtbaren Wildwechsel zu erreichen. Da sie im Schutt aber kaum zu erkennen waren, bleib die Querung unter den Felsen des Weittalkopfs ein mühseliges Gehen im Geröll unterschiedlichster Beschaffenheit. So gelangte ich nicht schön aber zügig an die
südwestexponierte Rampe. Zunächst auf einem guten Band unter den Felsen hindurch, dann in steilem Geröll zu den Grastritten. Sie kurz schmal und etwas exponiert hinausgequert und dann komfortabel auf den
Nordgrat des Weittalkopf. Man befindet sich nun an der Stelle, wo der Grat erstmals felsig und schmal wird. Bis zum Gipfel sind es noch gute 100 Höhenmeter. Im Link zu Beginn der Routenbeschreibung ist der Nordgrat bereits beschrieben. Man orientiert sich an der Grathöhe ein Wechsel zwischen kurzen Kletterstellen und Gehgelände, die Felsschwierigkeiten sind deutlich im I. Schwierigkeitsgrad, ich bin weiterhin der Meinung das sie dafür teils recht anspruchsvoll sind, zumal man im Aufstieg nicht unbedingt immer die besten Griff- und Trittmöglichkeiten erwischt. Seltem hart exponiert, aber trotzdem nicht ohne und mit allerlei Geröll garniert (war das beim letzten Mal auch so?!). Mag auch an meiner zunehmenden Erschöpfung gelegen haben. Anschließend wie im Link abgestiegen, im PLH eingestiegen und ein Weizen auf den schönen Tag getrunken
und zurück zum Giebelhaus gelaufen.
Fazit: Zwei eindrucksvolle und stille Aussichtsgipfel, auf der beschriebenen Route vor allem im Kar kein Genuss, aber bei solider Gehtechnik und alpiner Erfahrung in weglosen Geröllflanken problemlos zu erreichen. Vermutlich geht das im Frühsommer auf gutem Altschnee besser, im BayernAtlas ist im Kar sogar noch ein
ganzjähriges Schneefeld verzeichnet. Während die Massen auf den Hochvogel strömen genießt man von hier oben einen Logenplatz der Aussicht auf sein beeindruckendes Felskastell.
Bleibt noch zu sagen, dass die
Bergwacht Hinterstein immer noch Spender sucht für ihre neue Rettungswache und dass das Konstanzer Jägerhaus momentan auch einen neuen Pächter braucht, die bisherige Pächterin musste aus gesundheitlichen Gründen wohl aufgeben.