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Lechquellenrunde  (gelesen 19145 mal)

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Offline Kauk

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Lechquellenrunde
« am: 05. Okt 2011 - 00:20 Uhr »
Seit einiger Zeit wird vom Alpenverein die Lechquellenrunde vermarktet (Link zum Flyer (PDF)). Hierbei wird als Hüttentour die Biberacher Hütte über Göppinger Hütte, Freiburger Hütte, Ravensburger Hütte mit der Stuttgarter Hütte verbunden.
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Offline Kauk

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Biberacher Hütte und Hochkünzelspitze
« Antwort #1 am: 05. Okt 2011 - 00:33 Uhr »
Anfang September machte ich mich dann mit meinen Eltern auf, diese Runde in Angriff zu nehmen. Parken kann man im Bregenzerwald auf dem Parkplatz der Biberacher Hütte bei der Bushaltestelle Landsteg (nahe Schröcken). Hierhin kommt man mit dem Bus auch gut wieder zurück. Der Weg hinauf zur Biberacher Hütte führt ausschließlich über den Fahrweg. Dieser ist vorallem im unteren Teil recht steil und im Wald, oben raus wirds frei und moderater.

Von der Hütte bietet sich die Möglichkeit, recht schnell die Hochkünzelspitze (2397 m) zu besteigen. Der Weg ist markiert und angelegt, oben raus wirds steil und mit einem Drahtseil versichert. Nachdem man einen kleinen Vorgipfel bestiegen hat, gehts steil hinab auf einen schmaleren, kurzen Grat und über Felsen hinauf zum Gipfel. Auch hier können wieder Drahtseile verwendet werden. Glücklicherweise war ich bereits im Juli dort oben, denn eine anrückende Kaltfront trieb uns zur Eile an.
« Letzte Änderung: 20. Jun 2012 - 22:08 Uhr von Kauk »
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Offline Kauk

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Göppinger Hütte und Hochlichtspitze
« Antwort #2 am: 05. Okt 2011 - 00:35 Uhr »
Am Abend kam dann der angekündigte Regen und am nächsten Morgen stand die Tour kurz vor dem Abbruch. Ich holte mir noch schnell die aktuellsten Wetterberichte, die nach einem Regentag zwei brauchbare Tage versprachen. So nahmen wir den Weg Richtung Göppinger Hütte im Regen auf, dieser hielt auch bis zum Schluss an. Zunächst geht es unter den Flanken des Rothorns hindurch zur Litehütte und kurz nach ihr hinab ins Lutzbachtal. Der Weg ist angenehm angelegt und selbst bei Nässe gar nicht zu schlecht zu begehen. Man quert bei ca. 1500 Meter den Metzgertobel, hier helfen wieder Seilversicherungen. Damit hat man die tiefste Stelle des Übergangs hinter sich. Kurz darauf kommt man auf einen Fahrweg, dem man hinauf zur ersten Kehre folgt. Hier ist die Wegführung nicht ganz klar (falsch gedrehter Wegweiser, Lotse zur nahen Unteren Alpschellaalp?). Jedenfalls unbedingt in der Kehre vom Fahrweg ab und den Pfadspuren folgen, hier finden sich dann auch wieder vermehrt Markierungen. Der Steig führt nun hinauf zur Oberen Alpschellaalp und weiter an den Flanken des Feuersteins hinauf und teilt sich bald darauf, wir gehen weiter nach links. Es folgt die "Schlüsselstelle" des Übergangs, eine steile, bröselige Rinne, die es im Abstieg zu meistern gilt (kann je nach Übung problematisch sein). Weiter geht der Weg hinauf zum Gamsboden, über dessen welliges Terrain man noch eine Weile zur Göppinger Hütte (2245 m) geht. Ich war einigermaßen frustiert, ließ sich doch trotz des Nebels die wunderbare Landschaft erahnen. Alternativ wäre bei gutem Wetter auch eine Variante über die Braunarlspitze möglich und für trittsichere Bergsteiger zu favorisieren.

Also suchte ich in der Hochlichtspitz-Besteigung (2600 m) noch etwas Aufmunterndes. Der Weg beginnt hinter der Hütte und ist bis zum Gipfel markiert. Zunächst noch auf einem Steig auf Geröll, später in der steilen, felsigen Südflanke hinauf. Erstaunlich geschickt führt der Weg durch die Felsen, Trittsicherheit und bei Sicht sicher auch Schwindelfreiheit sind nötig. Es gibt einige kurze Passagen im I. Schwierigkeitsgrad. Am Gipfel angekommen sind dann die Regenklamotten mit ihrem Können am Ende, ich merke wie es nass wird. Also schnell zurück und in die warme Hütte. Insgesamt muss man die Göppinger Hütte loben und empfehlen, sehr nettes, junges Team. Der Wirt hat sogar den Winterraum als Trockenraum umfunktioniert, was wohl nicht jeder gemacht hätte.
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Offline Kauk

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Freiburger Hütte
« Antwort #3 am: 05. Okt 2011 - 00:37 Uhr »
Der dritte Tag beginnt strahlend und verspricht für den vorherigen Regentag zu entschädigen. Der Übergang zur Freiburger Hütte beginnt von der Hütte nach Südwesten über die steinigen Hügel der oberen Gamsböden und führt auf einer Höhe von 2400 Meter über den Ostrücken des Östlichen Johanneskopfs. Nun geht es in den steilen Flanken des Kopfs hinab in die Johanneswanne. Dabei werden einige bröselige Rinnen gequert, bis in den Sommer hinein vermutlich mit Schnee gefüllt und mit Vorsicht zu genießen. Von der Johanneswanne geht es wieder aufwärts auf einen Rücken, der von der Hirschenspitze nach Südosten zieht. Vom Weg sollte man in Kürze einen kleinen Gipfelkopf (2381 m) mit überraschender Sicht, vorallem auf die Rote Wand, besteigen.

Nun nochmal steil in Serpentinen hinab ins Obere Johannesjoch. Der Weiterweg verläuft zunächst über einige einfachste Kraxelstellen unter dem Schönbühel zur Schlüsselstelle des Übergangs. Mit Hilfe eines Drahtseils und Stahlstiften müssen Felspassagen im Abstieg bewältigt werden. Sie sind zwar nicht sehr ausgesetzt, aber runterfallen will man da trotzdem nicht, dafür gehts doch zu weit abwärts. Nach einer kurzen, senkrechten Stelle (ohne Seil sicher II) muss noch abdrängend weitergequert werden, bevor man wieder den sicheren Boden des Steigs unter den Füßen hat. Immer weiter geht es über das "Gottesackergelände", bis man auf eine Wegkreuzung trifft, ab der es auf dem "Freiburger Höhenweg" hinab zur Formarinalpe (1871 m) geht. Auch hier gibt es noch eine Drahtseil versicherte Stelle, die aber im Vergleich mit dem bereits vollbrachten keine Herausforderung mehr darstellt.

Zur Alpe gelangt man auch auf der Schlechtwettervariante für den Übergang, bei der man von der Göppinger Hütte zunächst zum Unteren Älpele (1562 m) absteigt, um dann auf der Mautstraße zur Formarinalpe zu gelangen (per Pedes bzw. per Bus). Von der Alp entweder um den Formarinsee herum weiter auf dem Fahrweg oder auf dem "Steig für Geübte" direkter zur Freiburger Hütte. Von dieser Variante würde ich auch dem ehrgeizigsten Bergsteiger mit festesten Prinzipien bei Nässe abraten. Es ist dort dermaßen abgeschmiert und matschig, das macht einfach keinen Spaß.
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Offline Kauk

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Freiburger Hütte
« Antwort #4 am: 05. Okt 2011 - 00:39 Uhr »
Impressionen Übergang zur Freiburger Hütte Teil II.
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Offline Kauk

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Fensterlewand
« Antwort #5 am: 05. Okt 2011 - 00:42 Uhr »
Mein Schmankerl des dritten Tages sollte dann noch der Gipfel der Fensterlewand (2329 m) sein. Hierzu folgt man hinter der Hütte zunächst dem Weg Richtung Ravensburger Hütte und zweigt dann mit dem Steig zur Saladinaspitze nach rechts ab. Über Almgelände führt dieser dann in den Sattel (ca. 2200 m) zwischen den Rossköpfen und der Fensterlewand. Ein Schriftzug weist den Weg zur Saladinaspitze durch das Geröllfeld unterhalb der Fensterlewand. Linker Hand erkennt man verblichene Markierungen und einen Pfad Richtung Fensterlewand-Gipfel ziehen. Als Aufstiegsweg ist eine dunkle Rinne auszumachen. Nachdem man unter der Felswand gequert hat, führt eine geröllige Flanke hinauf zur Rinne. Den Einstieg zur Rinne markiert ein kleiner Klemmblock (I+), danach muss man sich den besten Weg durch die absolut bröselige Rinne suchen. Den feuchten, schieferigen Fels habe ich links umgangen und danach so schnell wie möglich versucht auf den rechten Rand der Rinne zu gelangen, um möglichem Steinschlag zu entgehen (mit Helm wär mir durchaus wohler gewesen, bei mehreren Begehern ist er eigentlich obligatorisch). Am Ende der Rinne geht es in der grasigen Flanke unter dem Gipfel nach oben zum recht geräumigen Gipfelplateau: ein herrlicher Fleck Erde und der höchste Gipfel in unmittelbarer Hüttennähe. Im Gipfelbuch nicht weit nach vorn geblättert fand ich einen gewissen Max S. mit einem Boris S.  :-L). Mit der gebotenen Vorsicht machte ich mich an den Abstieg und war froh, als ich unbeschadet wieder im Sattel stand...wohl war mir in der Rinne irgendwie nicht.
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Offline Kauk

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Saladinaspitze und Formaletsch
« Antwort #6 am: 05. Okt 2011 - 00:44 Uhr »
Der zweite brauchbare Tag hatte sich im Wetterbericht zu einem stürmischen, teilweise auch regnerischen Tag gewandelt. Diese Vorhersage zerstörte meine Rote Wand-Ambitionen, so dass der vierte Tag je nach Verhältnissen improvisiert werden sollte. Erstes Ziel war die Saladinaspitze (2230 m). Auf dem Weg vom Vortag geht es bis zum Sattel und dann etwas mühsam durchs Geröllfeld und danach abwärts in die Westflanke der Saladina (bis ca. 2150 m). Weiter durch die Westflanke, in der drei Rinnen gequert werden müssen. Dabei ist Trittsicherheit nötig. Über den Südwestgrat dann hinauf zum beengten Gipfel. Beeindruckend sind hier oben vorallem die steilsten Tiefblicke in den Radonatobel und das Klostertal bei Dalaas.

Anschließend folgte der Abstieg bis zum beschriebenem Abzweig am Weg zur Ravensburger Hütte. In dieser Richtung ging es nun weiter zum Formaletsch (2290 m). Auf breitem, altehrwürdigen Alppfad und später schmaler so lange weiter bis kurz vor dem Steinernen Meer (ähnlich dem Gottesackerplateau) ein nicht markierter Pfad nach links abzweigt. Dieser leitet unschwierig auf und über den Südostrücken hinauf zum Gipfel. Oben wird das Grasgelände allerdings durchaus steil. Vom Gipfel wurden wir schließlich von den ersten Regenschauern vertrieben. Den restlichen Tag verbrachten wir mit der Abreise. Mit dem Bus kann man von der Formarinalpe bis nach Lech und von dort mit dem Bregenzerwaldbus bis nach Landsteg fahren. Pro Person fallen dabei Kosten von ca. 9€ an (2x Bus 3,20€, einmal Tagesmaut 3€).

Fazit: Eine nette Möglichkeit einer Hüttentour quasi vor der Haustür, mit jeweils einigen anspruchsvollen Passagen. Je nach Kondition und Lust kann auch der eine oder andere Gipfel mitgenommen werden, der Weg an sich führt über keinen Gipfel. Über den weiteren Verlauf der Lechquellenrunde kann ich leider nichts berichten. Landschaftlich ist die Tour durchaus lohnend.

Offline Kauk

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Saladinaspitze und Formaletsch
« Antwort #7 am: 05. Okt 2011 - 00:47 Uhr »
Impressionen vierter Tag Teil II.
« Letzte Änderung: 05. Okt 2011 - 00:53 Uhr von Kauk »
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Offline kalle

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Re: Lechquellenrunde
« Antwort #8 am: 05. Okt 2011 - 10:13 Uhr »
Servus Kauk!

Sehr interessante und ausführliche Beschreibungen (und schöne Bebilderung) hast du uns da wieder geliefert. Hab deine Ausführungen (auch die Schänzle-Tour) gleich ins Tourenarchiv aufgenommen.

Danke und schönen Gruß
Kalle
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Offline Frank

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Re: Lechquellenrunde
« Antwort #9 am: 12. Okt 2011 - 18:17 Uhr »
Hallo Kauk,

super Bilder und klasse Bericht. Ich bin die Lechquellenrunde eine Woche nach Dir gegangen.
1. Tag: Aufstieg von Landsteg zur Biberacher Hütte, auf die Hochkünzelspitze rauf und zurück zur Hütte. Alles bei besten Bedingungen.
2.Tag: Ich hab mich einer Gruppe angeschlossen, die über die Braunarlspitze zur Göppinger Hütte ging, ebenso bei super Bergwetter.
3. Tag: Wg. Regenwetter hab ich abgekürzt und die Variante Unteres Älple -Zug - Stierlochjoch - Ravensburger Hütte genommen. Nachmittags noch einen Spaziergang um den Spullersee.
4.Tag: von der Hütte Aufsteig zum Madlochjoch und übers Pistengelände und den Zürser See nach Zürs. Die Rückkehr über Lech, Warth zum Parkplatz der BC-Hütte ist etwas schwierig, wenn man den Bus ab Zürs verpaßt, der nur alle 2 Stunden fährt. Aber Daumen raus ... das zweite Auto hielt an und brachte mich nach Lech, wo es dann mit regelmäßigerem Bus weiter zum Ausgangpunkt ging.

Das Sonnenaufgangsbild der Göppinger Hütte ist wohl Standartmotiv aller   Wanderer, die dort übernachten.

Gruß
Frank
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