Am Freitag, 27.7., habe ich nach Nächtigung im Württemberger Haus (2230 m) die wilde Kreuzjochspitze (mit Vileidspitze und Vileidköpfen) erklommen. Der Gipfel gestaltete sich widerspenstiger als erwartet. Zunächst aber ging es auf dem Lechtaler Höhenweg Richtung Steinseehütte. Erste Hürde war der Aufstieg durch bizarre Felsgebilde in das Gebäudjoch (2452 m). Ein steiler Abstieg ins Obere Gebäud (2320 m) machte viele der soeben erkämpften Höhenmeter zunichte. An der Weggabelung Steinseehütte/Zams entschied ich mich für Zams, doch bald begab ich mich in wegloses Terrain, um den Fußpunkt der mächtigen Schutthalde, die vom Vileidjoch herabzieht, zu erreichen. Nun war es an der Zeit, richtig in Fahrt zu kommen. Ein sehr steiler Schuttaufstieg, der durch eine Wildspur erleichtert war, führte ins Vileidjoch. Hier wandte ich mich nach rechts und kletterte einfach und kurz auf die Östliche Vileidspitze (2621 m). Gegenüber türmte sich gewaltig die Kreuzjochspitze (2672 m) auf. Der ging es nun entgegen. Ein langer waagrechter Gratabschnitt mit vielen Zacken verzögerte den Weiterweg. Meist in der rechten Flanke wich ich in Schuttquerungen dem Fels aus, bis ich endlich am Beginn des Nordwestgrats der Kreuzjochspitze stand. Eine steile Felsrinne leitete auf eine Schuttabdachung, die über einen kurzen Felsriegel und einem morschen Turm an den Beginn der Gipfelplatten führte. Der Gipfel verteidigt sich mit einem gestaffelten System aus steil aufgestellten Felsplatten. Der ersten Platte wird links ausgewichen, wobei man eine Rinne mit einer herunterpendelten, gelben Reepschnur erreicht. Die Kletterei ist hier am fordersten (ich schätze mal III- ohne Zuhilfenahme der Schnur). Dahinter kommt bald die nächste Platte, die sich ausgesetzt über einen gut begehbaren, schmalen Sims überlisten lässt. Als nächstes erscheint die Platte des Vorgipfels, die sich auf der rechten Seite über Schrofen recht einfach überwinden lässt. Letztendlich taucht der Gipfel auf, der nur noch einen einfachen Schutthang zu bieten hat. Hier oben bietet sich eine begeisternde Rundumsicht in viele Bereiche der Lechtaler Alpen und in die Zentralalpen. Ein langer, wild zerfurchter Grat streicht Richtung Südost zur Südlichen Kreuzjochspitze, deren großes Kreuz sichtbar ist. Erstaunlicherweise ist eine breite Wegspur vom Sonnenpleiskopf zur Südlichen Kreuzjochspitze erkennbar (Anmerkung: Der Sonnenpleiskopf ist ein kleiner Gipfel oberhalb des Silbersattels nahe der Silberspitze). Auf der Kreuzjochspitze gab es auch mal ein Kreuz, wie Verankerungen im Boden verraten. Nach ausgiebiger Rast nahm ich die identische Route zurück zum Vileidjoch. Nun stieg ich auf den Kamm der Vileidköpfe und wanderte gemütlich meist grasig (nur kurze schrofige Abschnitte) bis zum letzten Vileidkopf und schließlich wieder zurück zum Vileidjoch. Über das steile Schuttfeld und den erneuten Anstieg ins Gebäudjoch kam ich zurück zur Hütte. Fazit: ein außergewöhnlicher Berg mit seinem ganz eigenen Charakter!