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Luguntenkopf und Sienspitze  (gelesen 5642 mal)

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Offline Kauk

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Luguntenkopf und Sienspitze
« am: 01. Jun 2013 - 00:28 Uhr »
Um etwas Farbe in das nasse Grau und Vorfreude auf Schönwettertage zu bringen kommt hier noch ein Tourenbericht von einer Tour, die ich vor einem Jahr (26. Mai 2012) unternommen habe. Ziel waren die Gipfel von Luguntenkopf (1702 m) und Sienspitze (1600 m) im Bregenzerwaldgebirge, direkt an der Grenze zu den Allgäuer Alpen.

Route: Parkplatz Schönenbach - Kretzbodenalpe - Hintereggalpen - Hintereggsattel - Ostgrat - Luguntenkopf - Südflanke - Hinterteilvorsäß - Obere Hintereggalpe - Südflanke Sienspitze - Hintereggalpen - Retour Parkplatz

Den Ausgangspunkt der Tour bildet der Parkplatz vor Schönenbachvorsäß (ca. 1030 m). Schönenbachvorsäß erreicht man von Bizau im Bregenzerwald über eine kleine Mautstraße, der Parkplatz ist dafür kostenlos. Über die Höhe der Maut kann ich nichts sagen, das kleine Mauthäuschen war nicht besetzt. Man wandert zunächst auf der Mautstraße zurück bis zur Abzweigung und dann über einige Serpentinen hinauf zur Kretzbodenalpe (1103 m) und weiter über den Alpweg zur Unteren Hintereggalpe (1305 m). Nun verlässt man den Alpweg und quert am besten über den Hof der Alpe zu einem weniger deutlich ausgeprägten Weg oberhalb bei einem Kreuz, der in einer weiten Serpentine zum Waldgürtel hinaufführt. Hier leiten dann spärliche Pfadspuren und Markierungen im Wiesengelände in einem Bogen zum Wald und hindurch hinauf zur Oberen Hintereggalpe (ca. 1440 m). Nun noch kurz auf dem Fahrweg in den Hintereggsattel (1447 m) zwischen Luguntenkopf und Sienspitze.

Am Hintereggsattel beginnt der lange Ostgrat des Luguntenkopfs. Man kann bei der Wegfindung nichts falsch machen, stets hält man sich an der Kammhöhe oder weicht wenig nach Süden aus. Zunächst vom Sattel über möglichst freies Gelände auf den Ostgrat, Orientierung ist ein einzelner, großer Laubbaum. An der Grathöhe wartet auch schon die Schlüsselstelle der Tour: Es wartet eine kurze Kraxelstelle (I) in etwas unzuverlässigem Schrofengelände und es wird sehr schmal und ausgesetzt. Der Weiterweg ist etwas Auf und Ab in meist ausreichend breitem Gelände mit spärlichen Pfadspuren, allerdings immer wieder durch dichteres Unterholz und über Elektrozäune hinweg. Gegen Ende des Grates muss man dann deutlicher in die Südflanke ausweichen, teilweise helfen hier Pfadspuren durch Heidevegetation. Hat man den vermeintlich bewaldeten höchsten Punkt des Grates erreicht erkennt man, dass es noch ein kleines Stück bis zum Gipfel des Luguntenkopfs ist. Es gilt nun mit möglichst wenig Höhenverlust in die Scharte zu gelangen, um den gratartigen, steileren Gipfelaufschwung zu erreichen.

Zum Abstieg auf gleichem Weg zurück, bis man ein kleines Materialseilbahnhäuschen grob oberhalb des Hinterteilvorsäß erkennt. Nun weglos durch die steile, grasige Südflanke hinab zum Fahrweg. Hier behindern allenfalls erneut Zäune den freien Abstieg. Auf dem Fahrweg zur Oberen Hintereggalpe und auf dem markierten Steig ohne Probleme zum Gipfel der Sienspitze. Abstieg auf dem Aufstiegsweg zum Parkplatz.

Fazit: Ruhige, anspruchsvolle Wanderung in recht wenig besuchtem Gelände gegenüber dem bekannten und erschlossenen Winterstauden-Massiv. Vor allem der Luguntenkopf wird eher selten begangen, da keinerlei angelegte Wege zum Gipfel führen. Im Schönenbachtal befindet man sich in einer eindrucksvollen Landschaft, der Name ist eindeutig Programm. Am Grat und auf den Gipfel gibt es herrliche Ausblicke sowohl in den Bregenzerwald als auch ins Allgäu. Die Tour kann wegen der südseitigen Ausrichtung recht früh im Jahr begagen werden, an der Sienspitze halten sich die Anforderungen auch dann in Grenzen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Tour zum Ende des Tages hin die besseren Lichtverhältnisse bringt. Wen die Tour nicht auslastet, der kann noch die eine oder andere Tour anhängen so den Hirschberg oder die Winterstaude.

Anbei noch ein paar Impressionen.
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Offline Kauk

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Re:Luguntenkopf und Sienspitze
« Antwort #1 am: 01. Jun 2013 - 00:29 Uhr »
Impressionen II.

Offline Kauk

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Re: Luguntenkopf (Direkte Südrinne)
« Antwort #2 am: 26. Mai 2017 - 00:43 Uhr »
Nachdem die Besteigung des Sevischrofen von Schönenbachvorsäß ja eher eine kürzere Tour darstellt und mein Tagespensum noch den Raum für einen weiteren Gipfel bot, entschied ich mich im Anschluss nochmal auf den Luguntenkopf zu steigen.

Die Gefahr für Schauer oder auch Gewitter war für den Nachmittag als erhöht vorhergesagt, zeigte sich am späten Vormittag noch nicht als Problem, so dass ich zum Luguntenkopf weiterzog. Um im Falle des Falles doch recht zügig zum Auto zu kommen, nahm ich die Variante über die geteerte Alpstraße nach Hinteregg. Zunächst geht es vom Parkplatz knapp zwei Kilometer Richtung Bizau zurück, bis nach rechts die Alpstraße abbiegt. Diese nun 300 Höhenmeter empor, die Straße verflacht dann, wenn sie nach Westen Richtung Hinteregg zieht. Kurz darauf kommt eine Viehtränke, man steht hier fast in Falllinie der Südrinne, die in den Gipfelkessel des Luguntenkopfs führt. Diese Route stellt den direktesten Zugang zum Luguntenkopf dar. Zunächst geht es über sanft geneigtes Weidegelände an die sich ansteilende Südflanke heran. Am Ausgang der Rinne bin ich auf die westliche/linke Rinnenseite gewechselt, sie ist etwas breiter und damit leichter zu begehen. Das Gelände im Bereich der Rinne ist dann wesentlich steiler, zeigt sich aber recht passabel gestuft und auch immer wieder gegliedert, so dass kein größeres Gefühl der Ausgesetztheit aufkommt. Man folgt der Route die man am angenehmsten empfindet. Am oberen Ende schnürt sich die Rinne nochmals etwas zusammen und steilt an, bevor man in den weiten Kessel unter des Gipfels kommt. Hier legt sich das Gelände dann auch wieder zurück und man sucht sich einen Weg durch das Erlengebüsch zum Gipfel, der sich linkerhand befindet. Nette Blicke bietet eine Variante, die oben raus auf den SW-Rücken führt. Am Gipfel ist alles beim alten, ein kleines Kreuz und eine Signalstange. Da ich ja vom Sevischrofen eine Dose für ein Gipfelbuch übrig habe, deponiere ich auch hier oben noch ein kleines Büchlein. Ich würde dabei auch jede Wette eingehen, dass auf dem Luguntenkopf auch mehr los ist ;D. Abgestiegen bin ich auf dem gleichen Weg und mit dem Rad sehr bequem und zügig zurück am Auto.

Fazit: In der Variante eine Spritztour auf den Luguntenkopf, die sich als Zugabe zu einem der umgebenden, kleineren Gipfel lohnt und der mit einem schönen Panorama aufwarten kann. Meist wird es hier sehr ruhig zugehen, man entflieht so elegant dem Rummel um Schönenbachvorsäß oder der Winterstaude. Soll es etwas länger gehen, bietet sich die Kombination bspw. wie oben beschrieben mit der Sienspitze an oder als Tagestour der ganze Hinteregger Grat weiter bis zum Hälekopf. Wegen der geringen Ausgesetztheit würde ich die Südrinne mit T4+ bewerten, hier könnte man als trittsicherer Geher auch mal im weglosen Steilgras versuchen. Im Sommer würde ich die Route über die Südflanke jedoch meiden, man müsste sich wohl durch wilde Vegetation kämpfen.

Offline Lampi

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Re: Luguntenkopf und Sienspitze
« Antwort #3 am: 28. Mai 2017 - 22:30 Uhr »
Wenn man nicht weiß, wie steil das Galände ist, dann könnte man annehmen, das wären gemütliche Hügel. Unvorstellbar, wie viel Schnee da noch liegt.
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Offline Kauk

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Re: Luguntenkopf und Sienspitze
« Antwort #4 am: 28. Mai 2017 - 22:39 Uhr »
Unvorstellbar, wie viel Schnee da noch liegt.
Diese Grafik vom Nebelhorn/Koblat-Schneestation (2075 m) macht dieses unfassbare Wort "unvorstellbar" ganz fassbar, in messbaren Zahlen. Seit April bewegt sich die Schneehöhe in neuen Rekordwerten und hat jetzt gerade die bisherigen Maxima wieder erreicht, durch abschmelzen.
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Offline Lampi

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Re: Luguntenkopf und Sienspitze
« Antwort #5 am: 29. Mai 2017 - 07:38 Uhr »
Grafik vom Nebelhorn/Koblat-Schneestation (2075 m)
Danke für den Link
Das gibt wieder eine größere Bandbreite.
Die letzten Jahre haben wir das aber oft gehabt, außer 2012 und 2015 war immer viel Frühjahrsschnee und späte Schneeschmelze angesagt.
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Offline kalle

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Re: Luguntenkopf und Sienspitze
« Antwort #6 am: 01. Okt 2017 - 11:21 Uhr »
Gestern bin ich auch einmal in das Gebiet um Schönenbachvorsäß aufgebrochen und habe dabei die Sienspitze besucht.



Eine sehr schöne Umgebung und eine einfache, aber im oberen Bereich durchaus reizvolle, kurze Tour zu einem aussichtsreichen Gipfel.
« Letzte Änderung: 01. Okt 2017 - 11:23 Uhr von kalle »