Endlich kann ich mich diesem Thread auch mal in seinem ursprünglichen Sinn anschließen
. Zwar nicht in dem Tempo von Sigrun, doch aber auch vom Hochhäderich zum Mittagberg und zwar am 28. und 29. August. Zuvor haben wir noch eine kleine Runde über die Fluh gedreht. Logistisch haben wir es folgendermaßen gelöst: Ein Auto beim Almhotel Hochhäderich (Parkautomat mit 4€/12 Stunden. Wer über Nacht stehen bleiben will kann sich an der Rezeption einen Parkschein geben lassen (4€/Tag)) und eins bei der Mittagbahn in Immenstadt (An der Talstation der Mittagbahn kostenpflichtiger Parkplatz mit kontrolliertem Nachtparkverbot. Wer das Lesen von Verkehrschildern versteht findet nebendran eine kostenlose Möglichkeit).
Viele Hinweise zu den Anforderung und Schwierigkeiten hat Sigrun hier schon vorbildlich erläutert und bebildert
, deshalb von mir nur ein paar Gedanken zu der Unternehmung.
Jeden einzelnen Gipfel der Nagelfluhkette habe ich bereits im Rahmen von Tagestouren bestiegen, doch die Überschreitung über den gesamten Kamm blieb immer im Hinterkopf. Meist hat mich die Logistik abgeschreckt, die Tour komplett ohne Aufstiegshilfe wäre auch in Zeiten meiner Bestform schon am Limit gewesen, so dass ich es nie ernsthaft angegangen bin.
Mit und für einen Freund entstand diesen Sommer spontan die Idee, die ganze Kette zu überschreiten. Damit standen zwei PKW zur Verfügung, was natürlich die Logistik dramatisch vereinfachte. Mit der Zwischenübernachtung im Staufner Haus sollte die Überschreitung klappen.
Eigentlich hatte ich geplant von Steibis aus zu starten und über den Imbergkamm zum Hochhäderich zu gelangen. Die hätte aber am ersten Tag 400 Höhenmeter mehr bedeutet. Damit wäre der zweite Tag dann mit Sicherheit zur Tortour geworden.
Es bleibt immer ein wenig subjektiv, wie man die Schwierigkeiten (mein Vorschlag: T3+) einschätzt. Dazu spielen zu viele Faktoren eine Rolle. Die schwierigsten Abschnitte sind durchwegs mit Drahtseilen und Eisentritten versichert. Allerdings denke ich, dass es bei Nässe sofort eine ganze Spur anspruchsvoller wird, dies sollte man bei der Planung beachten. Einzig der Abschnitt vom Buralpkopf hinab in den Sattel vor dem Sedererstuiben ist als anspruchsvolles Steilstück im Fels nicht gesichert. Dieser Abschnitt war auch der einzige, der mir noch nicht bekannt war. Die klettertechnische Schlüsselstelle zwischen Häderich und Falken sind wir zielsicher in der Nordflanke umgangen, in unserer Richtung war der Abzweig auch irgendwie nicht offensichtlich, ich bin die Stelle bereits in umgekehrter Richtung gegangen. Da muss man eher aufpassen, dass man die Umgehung nimmt, wenn man denn will.
Am Wochenende vor unserer Tour war der ewige Hitzesommer zum ersten Mal unterbrochen worden, die Temperaturen am Bodensee am Morgen nur 5°C. Daraufhin kam aber schnell wieder der Sommer zurück und ab dem späten Vormittag wirkte die Hitze spürbar auf die Leistung ein. Gerade am zweiten Tag gibt es am Grat wenig Schatten. Insgesamt waren wir am Mittagberg dann froh, dass wir mit der Bahn absteigen konnten. Das ist zwar nicht ganz
by-fair-means, aber den 700 Höhenmeter Teerstraßenabstieg muss man nicht wirklich mitnehmen.
Fazit: Trotz der geringen Höhe stellt die Nagelfluhkette einen aussichtsreichen Balkon zwischen Vorland und Hochalpen dar. Die Blicke reichen vom Bodensee bis zur Zugspitze. Aber nicht nur die Weitblicke wissen zu begeistern, auch die durchwanderte Nagelfluhlandschaft hat großartige Reize zu bieten. Gerade der zweite Abschnitt über die hohen Gipfel darf nicht unterschätzt werden, da es sich schnell mal in die Länge ziehen kann, gerade wenn da man den Vortag bereits in den Beinen hat. Leider war von der Hochgratbahn Sonnenuntergangsfahrt, deshalb sind wir auf den Seelkopf ausgewichen.