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Novaspitze und Gamsfreiheit  (gelesen 2490 mal)

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Offline Kauk

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Novaspitze und Gamsfreiheit
« am: 02. Okt 2018 - 22:12 Uhr »
Beim Stöbern in den Onlinekarten fiel mir vor Kurzem das Weisse Rössle im Lechquellengebirge auf. Von der Gamsfreiheit dort hatte ich schon gehört, aber das Weisse Rössle ist ein weißer Fleck auf der Tourenlandkarte. Das stimmt so nicht ganz, Google gibt die eine oder andere Skitour als Suchergebnis. Auch der AVF gibt nur wenige Sätze her "von links mühsam über die Nordflanke, die man besser im Frühsommer bei Schnee begeht". Damit ist mein Interesse endgültig geweckt, die Bilder im Internet lassen auf eine einigermaßen machbare Begehbarkeit schließen. Das möchte ich testen, der Erkundungsgeist geweckt.

Route: Marul - Untere Novaalpe - Obere Novaalpe - Fürkele - Novaspitze - Fürkele - Gamsfreiheit - Elsalpe - Tiefenseesattel - Tiefenseealpe - Marul

Ausgangspunkt ist wie schon bei meiner Tour auf die Kellaspitz Marul (976 m) im Großen Walsertal. Der Wanderparkplatz am Ortseingang ist jedoch inzwischen von Mai bis Oktober gebührenpflichtig (3€/Tag). Den Weg nach hinten ins Lasanggabachtal möchte ich mir mit dem Fahrrad erleichtern. Doch kurz nach Hof hält mich ein Schild auf, dessen Inhalt mir gar nicht schmeckt. Es wird hier das Naturschutzgebiet Faludriga-Nova (Informationen zum NSG auf vorarlberg.at) beschrieben und Verbote und Gebote aufgezählt. Dazu gehört ein Wegegebot und die mehrfache Erwähnung des Weissen Rössles als besonderer Rückzugsort für Tiere. Ich bekomme Bauchschmerzen und verzichte auf die Besteigung. Ein solch kleinräumiges NSG mag seinen Sinn haben, den ich respektiere. Ein NSG Allgäuer Hochalpen in dem der große (Ski)Tourismuszirkus ungehemmt toben und sich scheinbar ungebremst ausbreiten darf dagegen kann ich guten Gewissens für eine Tour auf eine weglosen Berg ignorieren.

Also zog ich die Karte aus dem Rucksack um meine Optionen zu checken. Von hier könnte ich übers Nova-Fürkele auf die Gamsfreiheit und dabei die Novaspitze mitnehmen. Letztere stand auch schon auf dem Zettel für eine Erweiterung der geplanten Besteigung des Weissen Rössles. Damit kann ich leben.

Zunächst hinab in den Tobel des Lasanggabachs und auf einer Brücke hinüber und hinauf zum Alpgelände der Unteren Novaalpe (1074 m). Es schließt sich eine Latschen bewachsene Steilstufe an, die auf einem schönen Älplersteig überwunden wird. Zum Schluss etwas ausholend zur Oberen Novaalpe (1598 m). Dabei kam auch die Novaspitze ins Blickfeld, doch so nah wie es von der Alpe wirkt ist es dann doch noch nicht ganz. Nach der Steilstufe hinter der Alp schließt sich eine wellige Hochebene an, die man bis an den Fuß der Flanke unter dem Nova-Fürkele (1937 m), welches man aufsteilend erreicht. Der Blick nach Osten auf das Alpgelände von Faludriga ist begeisternd! Hier gibts erstmal eine Sonnenpause und ich ziehe ein T-Shirt an, für Ende September ist es schön warm.

Zu Beginn geht es aus der Scharte links auf einem deutlichen Steig in der Westflanke um den ersten Felsaufschwung und dann steil auf teils hohen Tritten hinauf zur Grathöhe. Danach wechselt man unter den Felsen auf die Ostseite, wo man auf eine kaminartige Rinne trifft, die in leichter, steiler Kraxelei (I) gut gestuft auf den nächsten Gratkopf  führt. Geht man dann Richtung Gipfel weiter bekommt man zunächst einen kurzen Schreck, man blickt einen engen Kamin in die Tiefe, der nicht so recht zu den gelesenen Beschreibungen passen will. Zwischen Latschen auf einen schmalen Absatz, hier erkennt man dann auch die Lösung des Problems: auf einem schmalen Sims kann man gut rausqueren und anschließend eine Felsstufe hinab (alles in allem kurz knapp I in diesem Abschnitt). Jetzt ist die Ausprägung der Spur deutlich schwächer, vermutlich schrecken Kamin und Abstieg vom Felskopf einen größeren Teil der Aspiranten ab. Danach quert die Spur etwas von Latschen abdrängend hinüber zum Gipfelaufbau. Diese Felswand wird wieder westseitig umgangen, die schmale Spur ist jetzt etwas ausgesetzt., danach geht es auf bröseliger, steiler Spur hinauf zum Gipfel der Novaspitze (2022 m). Die Aussicht lädt zum Verweilen und Schauen ein, Blickfang ist aber der Novaturm.

Zurück im Fürkele geht es nun kurz auf dem Wanderweg hinab bis auf ca. 1900 Meter. Hier beschließe ich das Wegegebot trotzdem zu ignorieren, die weite Schleife des Wanderwegs bis auf unter 1800 Meter ist für mich sinnfrei. Deshalb steige ich weglos über das Weidegelände unterhalb des Novakopfs entlang zu einer deutlich erkennbaren Spur, welche einen Felsriegel auf den Ostrücken der Gamsfreiheit hinaufführt. Dort stoße ich dann auf den Wanderweg, welche an die steile Gipfelflanke heranführt. Oben dann noch das kuppierte Gipfelplateau entlang zum Gipfelkreuz auf der Gamsfreiheit (2211 m).

Für den Abstieg habe ich mich für die Westflanke entschieden. Gleich zum Beginn des Abstiegs geht es durch brüchige Felsen auf breitem, gesicherten Steig hinab, eher unangenehem als schwer. Doch bald verlässt man die Felszone und kann dem Wanderweg ohne Probleme hinab zur stattlichen Elsalpe (1594 m) folgen. Nun folgt eine Alpwegpassage zum Tiefenseesattel (1562 m), die sich etwas zieht. Von der Tiefenseealpe (1457 m) dann auf einem schmalen Steiglein bis hinab in den Elsbachtobel. Danach noch weiter bis man kurz vor erreichen des Wanderwegs am Lasangga muss man noch eine beeindruckende Mure absteigen. Leider folgt dann noch ein kleiner Gegenanstieg zum Fahrrad zurück. Dieses bringt dann nicht viel Zeitvorteil, eine Gruppe die ich am Bach traf, kam nur wenige Minuten nach mir am Parkplatz an.

Fazit: Landschaftlich tolle Runde, vor allem im Naturschutzgebiet. Der Abstecher zur Novaspitze sorgt für die alpine Würze (T4, I) der Tour, der Rest ist großteils Wandergelände (T2-T3). Die Westseite vom Weissen Rössle sieht aus, als könne man hier im Bereich T4-T5 zum Gipfel kommen, ohne das NSG zu tangieren, vielleicht probiert das ja mal jemand.
« Letzte Änderung: 02. Okt 2018 - 22:15 Uhr von Kauk »

Offline Kauk

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Re: Novaspitze und Gamsfreiheit
« Antwort #1 am: 02. Okt 2018 - 22:17 Uhr »
Impressionen zweiter Teil.

Offline Lampi

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Re: Novaspitze und Gamsfreiheit
« Antwort #2 am: 03. Okt 2018 - 07:08 Uhr »
Sehr schön.

 :-L) :bravo

Wie schwer ist der Novaturm? Sieht ja geil aus!
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Offline Lampi

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Re: Novaspitze und Gamsfreiheit
« Antwort #3 am: 03. Okt 2018 - 07:14 Uhr »
Übrigens:

Der Name der Gamsfreiheit hat folgenden Ursprung: Die Schrofenflanken im Süden sind so steil, dass eine geschossene Gams abstürzen würde; deshalb werden sie dort von den Jägern nicht geschossen.

Frage: Warum eigentlich nicht? Da spart man sich doch das Hochsteigen und Runtertragen?  8)
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Offline Kauk

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Re: Novaspitze und Gamsfreiheit
« Antwort #4 am: 03. Okt 2018 - 09:24 Uhr »
Danke für Lob und Info zur Namensherkunft!

Novaturm wird im AVF wenig aussagekräftig mit einer II über den NO-Grat beschrieben, soweit ich mich erinnere.

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Offline Geröllschleicher

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Re: Novaspitze und Gamsfreiheit
« Antwort #5 am: 03. Okt 2018 - 18:05 Uhr »
War vor 5 Jahren mal auf dem Novaturm über den Nordostgrat, die II aus dem Führer kommt da ganz gut hin. Aufstieg etwas abenteuerlich vorbei an einem Felsenfenster, durch Latschen und sehr brüchiges Gestein hinauf, über einen Felsspalt mit Klemmblock und zuletzt über eine grasige Steilrinne zum Gipfel.

Offline Kauk

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Re: Novaspitze und Gamsfreiheit
« Antwort #6 am: 03. Okt 2018 - 20:29 Uhr »
Wie anders das von der Seite aussieht...danke Bernd!

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Offline Lampi

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Re: Novaspitze und Gamsfreiheit
« Antwort #7 am: 04. Okt 2018 - 09:08 Uhr »
Ich hatte nach dem Bild vom Kauk gedacht, das sei so eine Art Nadel, da wunterte mich die II schon sehr.
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Offline Kauk

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Re: Novaspitze und Gamsfreiheit
« Antwort #8 am: 12. Dez 2018 - 10:27 Uhr »
Thom und Tobi haben den Novaturm inzwischen bestiegen, ein Tourenbericht wird folgen: Link zu Festivaltour.
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