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Ornach - Spieser - Roßkopf - Wertacher Hörnle  (gelesen 8570 mal)

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Offline Kauk

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Ornach - Spieser - Roßkopf - Wertacher Hörnle
« am: 17. Aug 2012 - 22:58 Uhr »
Vorgestern wollte ich das stabile Wetter vor der kurzen Störung noch nutzen und nach Feierabend in die Berge gehen. Zeitlich war ich etwas hinter meiner Planung her, die Straßen waren voll und durch den Feiertag erwartete ich Menschenmassen. Als ich dann am verhältnismäßig leeren Parkplatz in Obergschwend/Unterjoch vorbei fuhr, entschied ich mich spontan mein ursprüngliches Ziel Tannheimer Tal aufzugeben. So kam ich unverhofft zu einer Tour über Ornach (1625 m), Spieser (1651 m), Roßkopf (1596 m) und Wertacher Hörnle (1695 m). Belohnt wurde ich mit absoluter Ruhe, bin insgesamt nur 6 Menschen begegnet.

Route: Parkplatz Obergschwend - Bergstation Schlepplift - Nordgrat - Ornach - Jochschrofen - Nordwestgrat - Steinpasssattel - Hirschberg - Spieser - Roßkopf - Südgipfel - Wertacher Hörnle - Buchelalpe - Parkplatz

Ausgangspunkt für die Runde ist der Parkplatz in Obergschwend (1052 m, 2,50€ pro Tag). Dann kurz an der B310 entlang Richtung Lifte, über die Straßenbrücke und dann am Wegweiser rechts rein ins Skigebiet. Der Wanderweg verläuft zunächst unterm Zwergerllift über die Wiesen, der Weg ist nicht besonders ausgeprägt. Nach dem Lift weiter ansteigend geht es an den kleinen Kopf heran, auf dem sich die Bergstation befindet. Der Wanderweg umgeht diesen recht weitläufig in der Flanke. Ich bin weglos zur Lifttrasse und diese dann hoch. Hier ist der Untergrund durch weidende Tiere und Nässe etwas unangenehm, die Lifttrasse dann teilweise höher bewachsen und ziemlich schotterig. Man kann sich auch auf der Umgehung halten und von hinten her über die Piste hochsteigen, allerdings ist das deutlich mehr Weg.

An der Bergstation hält man sich nach Norden auf die freie Fläche im Wald zu und steigt diese empor, kaum steil, eine erste Stufe. Danach etwas flacher an die nächste Grasflanke heran, hier im Sommer Weidezäune und auch eine Lawinensprengseilbahn befindet sich hier. Am besten durchsteigt man die Flanke auf den Punkt zu, wo sie sich oben im Wald zu einem Grat zusammenschnürt. Das Gras ist hier schon deutlich steiler, feucht und es gibt loses Geröll unterm Gras. Am Grat hinein in den Wald und problemlos durch das Totholz empor auf einen kleinen Kopf. Dann rechts halten und kurz hinab unter Bäumen in den nächsten Einschnitt.

Hier wartet die Schlüsselstelle der Tour. Eine steile Flanke, auf den ersten Blick vom Kopf vorher abweisend und unangenehm. Allerdings löst sich das dann ganz passabel auf. Am besten gelingt der Aufstieg zur darüberliegenden Grasflanke auf der Kante, die von links nach rechts zu dem Baum hochzieht. Man erreicht sie entweder direkt vom Sattel über schmierige Tritte oder in der Flanke links sollte auch eine Umgehung möglich sein um von hinten auf die Kante zu gelangen. Nach oben hin nehmen gute Tritte und Griffe eher ab (I), es ist dann gut, dass die Grasflanke erreicht wird. Diese ist wieder weniger steil und gut zu begehen. Oben raus hält man sich wieder Richtung Grat. An der Schulter entweder ganz zum Grat hoch oder in der Flanke zu den Felsen an der Grathöhe. Danach befindet man sich auf der Hochfläche des Ornach (1543 m).

Dieser folgt man über welliges Gelände, der Untergrund ist auf Grund von Löchern und Vegetation etwas tückisch. Zumeist kann man sich aber an Wildwechseln orientieren. Beim ersten Stacheldrahtzaun kann man entweder unter durch kriechen und sich links auf einen Rücken halten und über ihn zum nächsten Kopf. Hier muss man erneut über den Zaun, es gibt am Waldrand eine Möglichkeit leicht drüber zu steigen. Oder man quert den Zaun am Anfang nicht und folgt ihm entlang nach rechts und versucht so am Zaun den Kopf zu erreichen. Immer in ähnlichem Gelände weiter bis man das Kreuz des Jochschrofens am Wanderweg (hierher entweder aus Oberjoch oder über den Wanderweg von Obergschwend) erreicht. Hier hilft ein Durchlass den Zaun zu queren und in Kürze zum Gipfel des Ornach aufsteigen, auch hier nochmal über den Zaun.

Anschließend folgt der Abstieg über den Nordwestgrat zum Steinpasssattel über die Jochschrofen. Hier sollte man sich unbedingt an der Kante halten, je weiter man nach Osten gerät, desto steiler werden die Abbrüche der Flanke. Zunächst auf einer seichten Pfadspur (von Tieren) hinab, bis das Gelände nach der Häfte deutlich steiler wird. Hier gehts meist gut gestuft hinab meist mit Pfadspuren als Orientierung. Links der Abbruch, rechts eine tief erodierte Rinne, in der man wenn dann vorsichtig steigen sollte, teilweise ist sie wirklich tief und tückisch erodiert. Am besten einfach auf der Schrofenhöhe halten. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind notwendig, es ist ganz knapp keine Kletterpassage.

Im Steinpasssattel (hierher leicht auch auf dem Wanderweg von Obergschwend her) dann dem Wegweiser folgen, in der Flanke unterm Hirschberg dann vom Weg ab und über die Grasflanke auf den Gipfel des Hirschbergs (1644 m). Nun den Rücken entlang in den Sattel vor dem Spieser und schnell auf den Gipfel.

Weiter dem Weg und der Grathöhe kurz folgend überschreitet man den Spieser auf dem Wanderweg. Danach eine steilere, steinige Rinne runter. Der Weg wird aber sofort wieder leicht und quert kurz die Flanke und führt dann über die freien Flächen in die weite Sattelebene (1473 m). Die Wegweiser geben die Richtung zum Wertacher Hörnle vor. Das Gelände wird ab jetzt deutlich feuchter, teilweise sumpfig. Man sollte sich gut überlegen, ob man hier wandern will, sofern es viel Feuchtigkeit gibt.

Nach einer Querung der Ostflanke des Roßkopfs erreicht man den langen Südwestrücken des Wertacher Hörnles. Hier zweigt nach links ein schmaler Pfad zum Roßkopf ab. Dieser sollte im Winter als Wild-Wald-Schongebiet gemieden werden. Teilweise ist der Pfad schwierig zu finden, definitiv sollte man sich nicht an den blauen Markierungen orientieren. Hat man den Pfad verloren sucht man ihn in Aufstiegsrichtung eher links am Rand. Man muss nur wenig Höhe gewinnen um auf das weite, moorige Gipfelplateau zu erreichen. Schön ist eine Überschreitung des Gipfels, kurz hinab bis zu einem Weidezaun. Dort gibts einen schönen Ausblick über ein Almgelände.

Zurück über den Aufstiegsweg und über den Südwestrücken auf den Wertacher Hörnle-Südgipfel. Es warten keinerlei Schwierigkeiten, etwas auf und ab über zwei ausgeprägte Köpfe. Am Südgipfel nach Norden über den Verbindungsrücken zum Hauptgipfel. Im Gegensatz zum Winter, wenn der Rücken wegen der starken Überwechtung schmal wirken mag, ist der Rücken überraschend breit.

Abgestiegen wird den Wegweisern folgend über die Buchelalpe. Oben raus noch etwas Wanderweg, aber schnell gelangt man auf den Fahrweg, auf dem man den größten Teil des Abstiegs bleibt.

Schwierigkeit: Abgesehen von der Überschreitung des Ornachs ist alles normales Wandergelände, für das sich am Spieser etwas Trittsicherheit als Vorteil zeigen wird. Der Ornach erfordert Bergerfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreieheit im weglosen Gelände sowie etwas Kletterfertigkeit.

Fazit: Eine nette und einfache Tour, die mit der weglosen Überschreitung des Ornachs aufgewertet wird. Am Nordgrat des Ornachs tolle Blicke auf den Sorgschrofen, vom Gipfelbereich dann auf den Iseler-Kühgundkopf.

Zum Abschluss noch Impressionen der Tour.
« Letzte Änderung: 26. Aug 2012 - 22:55 Uhr von Kauk »
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Offline Kauk

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Re: Jochschrofen - Spieser - Roßkopf - Wertacher Hörnle
« Antwort #1 am: 17. Aug 2012 - 23:01 Uhr »
Impressionen II.
« Letzte Änderung: 18. Aug 2012 - 14:10 Uhr von Kauk »
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Offline Kauk

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Re: Jochschrofen - Spieser - Roßkopf - Wertacher Hörnle
« Antwort #2 am: 17. Aug 2012 - 23:03 Uhr »
Impressionen III.
« Letzte Änderung: 18. Aug 2012 - 14:10 Uhr von Kauk »
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Offline FalscherHase

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Re: Jochschrofen - Spieser - Roßkopf - Wertacher Hörnle
« Antwort #3 am: 22. Aug 2012 - 20:55 Uhr »
@ Kauk
vielen herzlichen Dank für Deine Tourenbeschreibung!
Mein Holder und ich sind am Sonntag-Mittag auf Deinen Spuren unterwegs gewesen!

Route: Parkplatz Obergschwend - Bergstation Schlepplift - Nordgrat - Ornach - Jochschrofen - (Nordwestgrat) - Steinpasssattel - (Hirschberg) - Spieser - (Roßkopf - Südgipfel) - Wertacher Hörnle - Buchelalpe - Parkplatz

Wie man's ja nicht machen soll: In der größten Mittagshitze los. (ging nicht anders, ich bin erst so spät zuhause gewesen... und frühstücken wollten wir ja auch noch  ;))

Also, Lichtschutzfaktor 50 war angesagt.

Allerdings haben wir diskrete Abweichungen vorgenommen. Das weglose Gehen auf Ornach und Jochschrofen (z.T. wirklich recht steiler Grashang, nix für Regentage) war anspruchsvoll. Allerdings haben wir am Nordwestgrat abgebrochen, weil's uns dort bergab zu steil wurde. Ein bissel gequert, den Wanderweg erreicht (Steinpass-Sattel) und bis zur Hirschbergalpe gewandert. Den Hirschberg haben wir jedoch nicht aufgesucht. Rauf auf den Spieser, weiter zum Wertacher Hörnle (ok, den Rosskopf haben wir auch ausgelassen, muss ich zugeben...) und Abstieg über den beschriebenen Weg.

Gesamtgehstrecke 13,9 km und 1109 Hm

Schön war's!! Der Herbst lässt grüßen: Silberdistel und Schwalbenwurzenzian!

Gruß Sigrun
« Letzte Änderung: 22. Aug 2012 - 21:17 Uhr von FalscherHase »
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Offline FalscherHase

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Re: Jochschrofen - Spieser - Roßkopf - Wertacher Hörnle
« Antwort #4 am: 22. Aug 2012 - 21:01 Uhr »
leider kann ich keine .kmz-Datei hochladen, sonst könnte man's in google-earth ansehen...
« Letzte Änderung: 01. Feb 2018 - 01:39 Uhr von kalle »
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Offline Snowfinchen

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Re: Jochschrofen - Spieser - Roßkopf - Wertacher Hörnle
« Antwort #5 am: 23. Aug 2012 - 08:31 Uhr »

Den Hirschberg haben wir jedoch nicht aufgesucht.


Mensch Sigrun, den hättet ihr wirklich noch machen können und nen kurzen Abstecher über de Klonk usw. zu mir ... hättet an Kaffee auf meiner Terrasse bekommen  ;D
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Offline FalscherHase

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Re: Jochschrofen - Spieser - Roßkopf - Wertacher Hörnle
« Antwort #6 am: 23. Aug 2012 - 17:57 Uhr »
hihihi, ja, das wäre auch schön gewesen! Oder Du wärst uns entgegengekommen mit Eiskaffee...  :prost:
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Offline kalle

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Re: Jochschrofen - Spieser - Roßkopf - Wertacher Hörnle
« Antwort #7 am: 23. Aug 2012 - 19:52 Uhr »
leider kann ich keine .kmz-Datei hochladen, sonst könnte man's in google-earth ansehen...

Hallo Sigrun,

.kmz-Dateien habe ich freigegeben. Sollte man jetzt auch raufladen können.
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Offline FalscherHase

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Re: Jochschrofen - Spieser - Roßkopf - Wertacher Hörnle
« Antwort #8 am: 23. Aug 2012 - 20:05 Uhr »
hey, super!!! wird gleich ausprobiert!

Gruß Sigrun


danke, Kalle, hat geklappt! und wenn Ihr das jetzt auch öffnen könnt, dann viel Spaß damit!

ok, nächstes Mal beschrifte ich das dann auch... ;)

GPS-Track als .kmz-File
« Letzte Änderung: 29. Sep 2015 - 00:04 Uhr von kalle »
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Offline Kristian

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Re: Jochschrofen - Spieser - Roßkopf - Wertacher Hörnle
« Antwort #9 am: 26. Aug 2012 - 16:03 Uhr »
Im Zuge der neuen AV Karten haben in diesem Bereich einige Örtlichkeiten in diesem Bereich  ihre richtigen Namen zurück erhalten.

Der Ornach z.B.  Als Schrofen oder Jochschrofen bezeichnet man nur den Schrofenriegel seiner Westseite bis hinab zur Kanzel an der Jochstraße.

Weiters der "Boaleskopf" bisher immer fälschlich als Tiefenbacher Eck bezeichnet. Letzteres ist das "Egg" also der Grat oberhalb von Tiefenbach. Punkt 1525. Der Ostgipfel des Grates heißt seit jeher "Boaleskopf"

Wir haben uns auf diese Schreibweise geeinigt, da wir die korrekte Herleitung auch nicht wußten. Irgendein Bezug zu männlichen Katzen konnten wir nicht feststellen. Bevor man gut gemeint, wieder eine falsche Übersetzung abdruckt, wie mit vielen Flurnahmen geschehen, hat man einfach so gut als möglich sich der lokalen Aussprache angepasst.


Ist übrigens  immer ganz nett da oben. Eine schnelle aber anstrengende Biketour zum Abend.
« Letzte Änderung: 26. Aug 2012 - 22:03 Uhr von Kristian »

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