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Pfrontner Berg - Schnalskopf - Kienberg  (gelesen 23439 mal)

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Offline kalle

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Pfrontner Berg - Schnalskopf - Kienberg
« am: 13. Jun 2007 - 19:15 Uhr »
Um mein Projekt, alle namhaften Tannheimer Berge zu besteigen, zu vervollständigen habe ich heute den Pfrontner Berg mit Übergang zu Schnalskopf und Kienberg ins Programm aufgenommen. Eigentlich bin ich mit einer eher geringen Erwartungshaltung an diesen Berg herangegangen und wurde letzten Endes auf der ganzen Linie überrascht.

Ein echtes Abenteuer wartet dort auf diesem unscheinbaren und scheinbar dicht bewaldeten Bergzug. Allerdings zeigt sich an diesem Berg wieder einmal, dass man eine vergleichsweise „kleine“ Berggestalt keineswegs unterschätzen und auf die leichte Schulter nehmen sollte.

Die Frage, wo man sein Gefährt am Besten abstellt, ist eine schwierige. Wer lieber vor der eigentlichen Bergtour den Talhatscher zurücklegen möchte, parkt im Bereich der Fallmühle (kleiner Parkplatz auch an der Straße Richtung Tannheimer Tal etwa 200 Meter nach dem Gasthof Fallmühle). Wer hingegen nichts gegen einen Auflockerungsspaziergang nach der Tour hat, der macht es eben umgekehrt und parkt draußen in Pfronten.

Von dort geht es erst einmal vom Ortsteil Pfronten-Steinach hinauf zu dem kleinen Gasthaus, dem Milchhäusl. An diesem linkerhand vorbei zu einer Wegverzweigung, an welcher wir dem rechten Steig folgen. In kurzen Kehren steigt dieser nun stark an und überwindet eine sehr steile Waldflanke. Hin und wieder kann man an Bäumen oder Steinen am Wegesrand rote Markierungen sehen und bald erreicht man eine kurze Schrofenpassage, welche mit einem wenig vertrauenserweckenden Stahlseil „gesichert“ ist.

Man tut gut daran, dieser „Sicherung“ nicht allzu viel Vertrauen entgegen zu bringen und sich lieber an den vorhanden Wurzeln, welche einem wie Haltegriffe entgegenprangen, festzuhalten und über das Schrofenband empor zu ziehen. Ist dies absolviert, geht es daran eine äußerst steile Grasflanke leicht ansteigend und etwas ausgesetzt zu queren um im weiteren Verlauf zur nächsten und längeren seilgesicherten Passage zu gelangen.

Am diesmal etwas besseren Seil also über eine sehr steile Schrofenkante empor und über das ganz kleine Steiglein nun unschwierig in einem Bogen hinauf zum Kreuz (1286m) mit Buch und einer netten kleinen Bank. Dies war also der steilste Aufstieg in meiner bisherigen, zwar kurzen aber doch recht umfangreichen, Wandererkarriere. Gewiss war es aber auch einer der attraktivsten, denn ich hatte sehr viel Spaß dabei und man könnte ihn geradezu als prickelnd bezeichnen.

Vom Kreuz des Pfrontner Berges nun weiter über eine zunächst flache Kuppe und in einen Sattel, in welcher ich beinahe auf eine Schlange trat, diese aber gerade noch ins Gras entwischen konnte. Nach dieser Schrecksekunde weiter und über einen recht scharfen Grat über einige Felsköpfe, welche aber unschwierig zu passieren sind wenn man trittsicher und schwindelfrei ist. Bald wieder an einigen Felsköpfen rechts vorbei und an erdigen Tritten zum nächsten Kopf empor. Wer einigermaßen Aufmerksam den Verlauf des Pfades verfolgt, folgt stets der idealen Linie und wird mit keinen Schwierigkeiten konfrontiert.

Am dritten und höchsten Kopf des Pfrontner Berges (1383m) angelangt, geht es daran eine große und zum Teil schon von einigen Stämmen befreite Windwurffläche hin zum einsehbaren Sattel abzusteigen. Man muss sich hier den besten Weg halt suchen, was aber kein großes Problem darstellt. Gegenüber der Fläche wieder bergan und über einen mit einigen Windwürfen querverlegten Kamm hinauf zum Schnalskopf, welcher mit einer wenig aus den abgestorbenen Bäumen herausragenden Felskrone besetzt ist.

Diese kann man entweder links unterhalb der Felswände umgehen oder über eine kleine, gutgestufte Wand (I+) erklettern und am sehr scharfen Grat (1455m) beinahe horizontal über einige Meter hinweg überschreiten. Auf der anderen Seite dann über nicht allzu steile Schrofen wieder hinab zum grasigen Rücken und weiter über den bewaldeten Kamm etwas abwärts und kurz vor der Senke an einigen Schrofen wieder links vorbei in eine auffällige Einschartung. Durch diese über erdige Tritte hinab und dicht unterhalb der Felswände hindurch (Felsenfenster).

Über einen licht bewaldeten Rücken eine ganze Weile empor, bis der Rücken sich verschmälert und ein gestufter Graslatz zum Kreuz des Kienberges (1535m) emporzieht. Vom Kreuz hat man dann einen schönen Ausblick hinunter nach Pfronten und in das Vils-, sowie das Achental. Auch die bereits überschrittenen Kuppen des Schnalskopfes und der Erhebungen des Pfrontner Berges sind einsehbar. Das Buch von 2002 ist bereits in einem ziemlich lädierten Zustand und auffällig ist, dass diesen Gipfel meist immer dieselben Personen aufsuchen. Oft kommen die Leute vom Himmelreich herauf, selten jedoch über die Anstiegsroute welche ich heute genommen habe.

Wie sooft in den letzten Tagen braut sich auch heute wieder ein Gewitter über mir zusammen und die ersten Donnerschläge gemahnen zum baldigen Aufbruch. Hinter dem Gipfelkreuz noch etwas empor und über einen etwas luftigen Gratabschnitt weiter, bis sich dieser absenkt und über gut gestuftes Gelände an Höhe verliert. An einem wieder von Windwürfen verlegten Gratstück heißt es abermals sich den besten Weg hindurch zu suchen. Hat man diese Passage bewältigt fällt das Gelände noch einmal recht steil ab und man steigt direkt über eine steile, schrofige Flanke über einige etwas erdige Tritte hinab. Unten erwartet einen dann zum letzten Mal für diesen Tag ein weiterer Windwurfhang, durch welchen man sich hindurch wurschteln muss.

Hat man dies geschafft, erreicht man kurze Zeit später den Fahrweg, welcher vom Vilstal heraufkommend ins Himmelreich hinaufführt. An einem Gatter übersteigt man den Stacheldraht und marschiert auf dem Fahrweg gegen Süden hinunter in Richtung Fallmühle und der Engetalstraße.

Dauer: ca. 5 bis 5 1/2 Stunden
Höhendifferenz: ca. 840 Höhenmeter
Anforderung: Trittsicherheit, absolute Schwindelfreiheit, Orientierungssinn und etwas Klettergewandtheit

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die erste Schrofenstufe (das Sicherungsseil sollte besser nicht verwendet werden, es gibt genügend Wurzeln die Halt bieten!)

die zweite Schrofenstufe (hier ist das Drahtseil in einem besseren Zustand)
« Letzte Änderung: 04. Nov 2012 - 12:22 Uhr von Kalle »
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Offline kalle

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Re: Pfrontner Berg - Schnalskopf - Kienberg
« Antwort #1 am: 13. Jun 2007 - 19:16 Uhr »
Blick vom Kreuz auf dem Pfrontner Berg hinunter nach Pfronten

am höchsten Kopf des Pfrontner Berges angekommen
« Letzte Änderung: 04. Nov 2012 - 12:22 Uhr von Kalle »
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Offline kalle

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Re: Pfrontner Berg - Schnalskopf - Kienberg
« Antwort #2 am: 13. Jun 2007 - 19:17 Uhr »
der Schnalskopf

Ausblick ins Achtal und zum Einstein
« Letzte Änderung: 04. Nov 2012 - 12:23 Uhr von Kalle »
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Offline kalle

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Re: Pfrontner Berg - Schnalskopf - Kienberg
« Antwort #3 am: 13. Jun 2007 - 19:19 Uhr »
das Kreuz am Kienberg ist erreicht, höher wird es heute nicht mehr

Rückblick über Schnalskopf und Pfrontner Berg hinaus nach Pfronten und dem Allgäuer Voralpenland
« Letzte Änderung: 04. Nov 2012 - 12:24 Uhr von Kalle »
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Offline kalle

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Re: Pfrontner Berg - Schnalskopf - Kienberg
« Antwort #4 am: 13. Jun 2007 - 19:20 Uhr »
hinunter über den stellenweise etwas luftigen Grat

bei dieser Tour ist der eine oder andere Windwurf zu über- oder unterklettern
« Letzte Änderung: 04. Nov 2012 - 12:24 Uhr von Kalle »
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Offline Kristian

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Re: Pfrontner Berg - Schnalskopf - Kienberg
« Antwort #5 am: 15. Jun 2007 - 12:20 Uhr »
Zitat
Um mein Projekt, alle namhaften Tannheimer Berge zu besteigen, zu vervollständigen

Dann fehlt aber wohl noch der Westerkienberg.

Diesen kannst du am besten im Zuge einer Biketour zur Bärenmoosalpe besteigen.

Von dort gehts durch Wald zum dicht bewachsenen Gipfelgrat.
Der Anstieg bietet keine Schwierigkeiten, ist jedoch auch frei von landschaftlichen Reizen.

Zitat
Die Frage, wo man sein Gefährt am Besten abstellt, ist eine schwierige.

Du kannst auch auf einem Pfad direkt aus dem Achtal zum Pfronter Berg aufsteigen. Viele benutzen diesen nicht markierten Steig durch die sonnige Steilflanke für den Abstieg.


@ Kalle, wie grenzt du eigentlich die Tannheimer im Westen und Norden ab?
Vilstal oder Wertachtal?

Die Aussicht beschränkt sich auf ein paar Tiefblicke ins Vilstal oder rüber zum Joch, wenn man eine Waldlücke mit ein paar "Käfertannen" erwischt.

Für Botaniker ist der Aufstieg aus dem Vilstal ab Einmündung des Roten Erzbaches sicher reizvoll.

Hier findet man zwischen den Kiefern die im Allgäu seltene Trockenrasenvegetation.

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Offline Allgaier

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Re: Pfrontner Berg - Schnalskopf - Kienberg
« Antwort #6 am: 15. Jun 2007 - 18:10 Uhr »
Servus Kalle,
weider einmal ein super Tourenbericht :-L)

Nur eines muß ich bemängeln, seit einiger Zeit fallen mir bei Deinen sonst guten Bildern eine ziemlich starke Überschärfung auf.

Gruß Robert

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Offline kalle

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Re: Pfrontner Berg - Schnalskopf - Kienberg
« Antwort #7 am: 16. Jun 2007 - 11:22 Uhr »
@Allgeier

Danke für deinen Hinweis. Mir ist zwar selbst auch schon aufgefallen, dass es irgendwelche Probleme beim Komprimieren und Verkleinern gibt, allerdings bin ich noch nicht dahintergekommen welche, da ich alles so mache wie immer  ::) :-\

Werde aber beim nächsten Mal verstärkt darauf achten, dass die Bilder wieder in einer besseren Qualität kommen.

Zitat
@ Kalle, wie grenzt du eigentlich die Tannheimer im Westen und Norden ab?
Vilstal oder Wertachtal?

Im Süden das Tannheimer Tal bis zu Oberjoch und dann im Westen das Tal nach Wertach hinaus, es zählen also als Eckpunkte der Sorgschrofen, sowie Edelsberg und Alpspitz für mich noch zu den Tannheimer Bergen

Gruß
Kalle
« Letzte Änderung: 16. Jun 2007 - 13:31 Uhr von Kalle »
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Offline Kauk

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Re: Pfrontner Berg - Schnalskopf - Kienberg
« Antwort #8 am: 28. Apr 2012 - 12:40 Uhr »
Das schöne, warme Wetter lockte mich gestern nach Feierabend noch in die Berge. Da es natürlich unsinnig war so spät noch in den Schnee zu gehen musste also eine Tour her, die recht schneefrei sein würde. Vor zwei Wochen habe ich schon vom Pürschling aus gesehen, dass weite Teile zwischen Pfrontner Berg und Kienberg schneefrei waren und nach den warmen letzten Tagen vom Neuschnee nicht mehr viel übrig sein dürfte.

Die Frage nach dem Ausgangspunkt habe ich folgendermaßen gelöst: Fahrrad am ersten Weiderost abgestellt und Auto am Parkplatz des Cafe Milchhäusle (880 m), so dass ich den Hatsch nicht machen musste und dadurch gewisse Zeitreserven bekam.

Der Beschreibung von Kalle ist nicht mehr viel, aber etwas wesentliches hinzuzufügen:

Ab dem 3. Pfrontner Berg ist die Tour bis ins Himmelreich ausgeprägt markiert und sogar etwas ausgeholzt. (Vielleicht im Zusammenhang mit den neuen DAV-Karten??) Die markierte Variante auf meist gut erkennbaren Pfadspuren umgeht die klettertechnischen Varianten wo es nur möglich war.

Unterhalb des Milchhäusles kann man auch den Trampelpfad nach oben nehmen, am Zaun links und ist quasi schon auf dem Pfad in den Wald. An der zweiten drahtseilgesicherten Passage am 1. Pfrontner Berg ist das dickere der Drahtseile oben raus mit drei Bohrhakenlaschen fixiert, also nicht so schlecht für den ders braucht.

Am 3. Pfrontner Berg habe ich mich bis auf die Umgehung eines kleinen Felsklotzes am Grat gehalten, teilweise etwas brüchige Kletterei (I+). Durch die Markierungen ist der Weg durch den Windbruch zum Schnalskopf recht gut zu finden. Er verläuft eher am Waldrand und zieht nach rechts unten in den Sattel. Im Sattel muss man dann aufpassen, ein Teil der Markierungen leitet plötzlich scharf nach links in eine freie Schneise und wird der Abstieg sein, den Kristian erwähnt. Zum Schnalskopf muss man sich wieder an die Grathöhe des Rückens halten.

Das erste kleine Felswändchen am Gipfel des Schnalskopfes würde ich etwas schwerer als Kalle bewerten, mehr Richtung II, allerdings ist es hier nicht so ganz ausgesetzt und brüchig wie an der zweiten Wand und dem schmalen Grat zum Gipfel hinüber. Über Schrofen (I) hinab, wäre auch eine Aufstiegsvariante.

Nach dem Schnalskopf habe ich kurz vor dem Gipfel des Kienbergs die Orientierung verloren und irgendwie den Weg am Grat verpasst und bin in die vom Windwurf geprägte Südflanke geraten. Hier dann bissle im Hindernisstil recht direkt wieder auf den Grat zurück und zum Gipfel. Der Abstieg über den Westgrat ist durch die Markierungen entschärft, die Schlüsselpassagen am Grat (I) werden in der Südflanke umgangen, was mir auf Grund der fortgeschrittenen Zeit zu Gute kam. Den Slalom durch den Windwurf lösen die Markierungen gut auf. Im Himmelreich dann dem Fahrweg nach links folgen und hinab ins Tal.

Der Einstieg vom Himmelreich zum Kienberg-Pfad ist nicht markiert und ausgeschildert. Die Pfadspuren sind aber zu finden, nach dem Gatter rechts in den Wald.

Gestrige Verhältnisse: Am Pfrontner Berg ist alles trocken, die alten Blätter und Nadeln verlangen aber Vorsicht. Vom Sattel vor dem Schnalskopf bis zum Kienberg muss noch eine Weile mit Schnee gerechnet werden. Durch die Schattenlage im Wald wars größtenteils auch abends noch guter Trittschnee, sollte das durchweichen wären Gamaschen hilfreich.

Gefahrenpotential: Es liegen in den Flanken viele auch frische Steine, es ist also immer mit Steinschlag zu rechnen. Die Tour deshalb eher meiden, wenn die Gefahr von Frostsprengung (bspw. im Herbst) besteht. An stürmischen Tagen sollte die Tour tabu sein, wenn man nix auf den Kopf bekommen will.

Fazit: Einsame Tour mit schönen Ausblicken, gewürzt mit spannenden Passagen. Durch die frühe Begehbarkeit im Jahr eine ideale Eingehtour um sich wieder an den Fels heranzutasten. Allerdings sollte man die Länge der Tour nicht unterschätzen (so wie ich, der dann noch gemütlich herumfotografiert hat und das Wetter genoss), durch einiges an auf und ab zieht es sich.

Anbei noch die Impressionen der Tour.
« Letzte Änderung: 24. Apr 2013 - 16:52 Uhr von Kauk »
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Offline Kauk

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Re: Pfrontner Berg - Schnalskopf - Kienberg
« Antwort #9 am: 28. Apr 2012 - 12:41 Uhr »
Impressionen II.
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