Um mein Projekt, alle namhaften Tannheimer Berge zu besteigen, zu vervollständigen habe ich heute den Pfrontner Berg mit Übergang zu Schnalskopf und Kienberg ins Programm aufgenommen. Eigentlich bin ich mit einer eher geringen Erwartungshaltung an diesen Berg herangegangen und wurde letzten Endes auf der ganzen Linie überrascht.
Ein echtes Abenteuer wartet dort auf diesem unscheinbaren und scheinbar dicht bewaldeten Bergzug. Allerdings zeigt sich an diesem Berg wieder einmal, dass man eine vergleichsweise „kleine“ Berggestalt keineswegs unterschätzen und auf die leichte Schulter nehmen sollte.
Die Frage, wo man sein Gefährt am Besten abstellt, ist eine schwierige. Wer lieber vor der eigentlichen Bergtour den Talhatscher zurücklegen möchte, parkt im Bereich der Fallmühle (kleiner Parkplatz auch an der Straße Richtung Tannheimer Tal etwa 200 Meter nach dem Gasthof Fallmühle). Wer hingegen nichts gegen einen Auflockerungsspaziergang nach der Tour hat, der macht es eben umgekehrt und parkt draußen in Pfronten.
Von dort geht es erst einmal vom Ortsteil Pfronten-Steinach hinauf zu dem kleinen Gasthaus, dem Milchhäusl. An diesem linkerhand vorbei zu einer Wegverzweigung, an welcher wir dem rechten Steig folgen. In kurzen Kehren steigt dieser nun stark an und überwindet eine sehr steile Waldflanke. Hin und wieder kann man an Bäumen oder Steinen am Wegesrand rote Markierungen sehen und bald erreicht man eine kurze Schrofenpassage, welche mit einem wenig vertrauenserweckenden Stahlseil „gesichert“ ist.
Man tut gut daran, dieser „Sicherung“ nicht allzu viel Vertrauen entgegen zu bringen und sich lieber an den vorhanden Wurzeln, welche einem wie Haltegriffe entgegenprangen, festzuhalten und über das Schrofenband empor zu ziehen. Ist dies absolviert, geht es daran eine äußerst steile Grasflanke leicht ansteigend und etwas ausgesetzt zu queren um im weiteren Verlauf zur nächsten und längeren seilgesicherten Passage zu gelangen.
Am diesmal etwas besseren Seil also über eine sehr steile Schrofenkante empor und über das ganz kleine Steiglein nun unschwierig in einem Bogen hinauf zum Kreuz (1286m) mit Buch und einer netten kleinen Bank. Dies war also der steilste Aufstieg in meiner bisherigen, zwar kurzen aber doch recht umfangreichen, Wandererkarriere. Gewiss war es aber auch einer der attraktivsten, denn ich hatte sehr viel Spaß dabei und man könnte ihn geradezu als prickelnd bezeichnen.
Vom Kreuz des Pfrontner Berges nun weiter über eine zunächst flache Kuppe und in einen Sattel, in welcher ich beinahe auf eine Schlange trat, diese aber gerade noch ins Gras entwischen konnte. Nach dieser Schrecksekunde weiter und über einen recht scharfen Grat über einige Felsköpfe, welche aber unschwierig zu passieren sind wenn man trittsicher und schwindelfrei ist. Bald wieder an einigen Felsköpfen rechts vorbei und an erdigen Tritten zum nächsten Kopf empor. Wer einigermaßen Aufmerksam den Verlauf des Pfades verfolgt, folgt stets der idealen Linie und wird mit keinen Schwierigkeiten konfrontiert.
Am dritten und höchsten Kopf des Pfrontner Berges (1383m) angelangt, geht es daran eine große und zum Teil schon von einigen Stämmen befreite Windwurffläche hin zum einsehbaren Sattel abzusteigen. Man muss sich hier den besten Weg halt suchen, was aber kein großes Problem darstellt. Gegenüber der Fläche wieder bergan und über einen mit einigen Windwürfen querverlegten Kamm hinauf zum Schnalskopf, welcher mit einer wenig aus den abgestorbenen Bäumen herausragenden Felskrone besetzt ist.
Diese kann man entweder links unterhalb der Felswände umgehen oder über eine kleine, gutgestufte Wand (I+) erklettern und am sehr scharfen Grat (1455m) beinahe horizontal über einige Meter hinweg überschreiten. Auf der anderen Seite dann über nicht allzu steile Schrofen wieder hinab zum grasigen Rücken und weiter über den bewaldeten Kamm etwas abwärts und kurz vor der Senke an einigen Schrofen wieder links vorbei in eine auffällige Einschartung. Durch diese über erdige Tritte hinab und dicht unterhalb der Felswände hindurch (Felsenfenster).
Über einen licht bewaldeten Rücken eine ganze Weile empor, bis der Rücken sich verschmälert und ein gestufter Graslatz zum Kreuz des Kienberges (1535m) emporzieht. Vom Kreuz hat man dann einen schönen Ausblick hinunter nach Pfronten und in das Vils-, sowie das Achental. Auch die bereits überschrittenen Kuppen des Schnalskopfes und der Erhebungen des Pfrontner Berges sind einsehbar. Das Buch von 2002 ist bereits in einem ziemlich lädierten Zustand und auffällig ist, dass diesen Gipfel meist immer dieselben Personen aufsuchen. Oft kommen die Leute vom Himmelreich herauf, selten jedoch über die Anstiegsroute welche ich heute genommen habe.
Wie sooft in den letzten Tagen braut sich auch heute wieder ein Gewitter über mir zusammen und die ersten Donnerschläge gemahnen zum baldigen Aufbruch. Hinter dem Gipfelkreuz noch etwas empor und über einen etwas luftigen Gratabschnitt weiter, bis sich dieser absenkt und über gut gestuftes Gelände an Höhe verliert. An einem wieder von Windwürfen verlegten Gratstück heißt es abermals sich den besten Weg hindurch zu suchen. Hat man diese Passage bewältigt fällt das Gelände noch einmal recht steil ab und man steigt direkt über eine steile, schrofige Flanke über einige etwas erdige Tritte hinab. Unten erwartet einen dann zum letzten Mal für diesen Tag ein weiterer Windwurfhang, durch welchen man sich hindurch wurschteln muss.
Hat man dies geschafft, erreicht man kurze Zeit später den Fahrweg, welcher vom Vilstal heraufkommend ins Himmelreich hinaufführt. An einem Gatter übersteigt man den Stacheldraht und marschiert auf dem Fahrweg gegen Süden hinunter in Richtung Fallmühle und der Engetalstraße.
Dauer: ca. 5 bis 5 1/2 Stunden
Höhendifferenz: ca. 840 Höhenmeter
Anforderung: Trittsicherheit, absolute Schwindelfreiheit, Orientierungssinn und etwas Klettergewandtheit
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die erste Schrofenstufe (das Sicherungsseil sollte besser nicht verwendet werden, es gibt genügend Wurzeln die Halt bieten!)
die zweite Schrofenstufe (hier ist das Drahtseil in einem besseren Zustand)