Wir waren diesen August in unserem Urlaub auch auf der Ruitelspitze, haben aber – um es etwas spannender zu machen – einen anderen Auf- als Abstieg gewählt. Da für den Nachmittag Gewitter angesagt waren (wonach es dann auch den gesamten Vormittag mit stark diesiger Luft aussah) ging es schon um 5 Uhr aus den Federn und gegen 6 los von Obergiblen über Grünau am Hang entlang zur Straße ins Grießbachtal (Bus fährt um die Zeit ja noch nicht). Anschließend auf der Fahrstraße evtl. unter Abkürzung der Kehren bis man direkt vor der Grießbachalm in der letzten Kehre die letzte Schuttreiße erreicht.
Dieser kann man man nun solange aufwärts folgen, bis nach rechts eine nicht sonderlich auffällige Trittspur abzweigt (die – noch schlechter sichtbar – von links kommt und wohl direkt bei der Alm beginnt). Wir haben die Spur natürlich prompt zuerst übersehen und sind deutlich zu weit in der Geröllreiße aufgestiegen, bis mir der Gedanke kam, dass wir ja doch weder auf Seebleskarspitze und Scheißtalkopf wollen.
Kleine Frage am Rande: Zumindest ersteres soll ja laut AV-Führer durchaus ohne allzu schlimmes Gekraxele möglich sein, hat das hier schon jemand ausprobiert? Man sammelt ja immer gerne Ideen für die nächsten Wanderurlaube.
Wie dem auch sei: Es ging also erstmal ein Stück zurück und diesmal haben wir dann auch links die Trittspur entdeckt. Dieser folgt man nun immer ganz ordentlich sichtbar – teils auch mit alten Markierungen -lange einer Geröllreiße folgend und anschließend nach rechts querend bis man an eine weitere Reiße erreicht, an deren linkem Rand man ins Dreisattelkar aufsteigt. Der leichte Pfad wird hier immer undeutlicher, mit etwas Glück habe ich hier bis zur ersten Verflachung noch uralte Markierungen entdeckt, diese danach aber verloren. Das ist aber nicht so schlimm, da man von hier den Weiterweg zur Dreisattelscharte bereits ganz gut sehen kann. Prinzipiell hat man die Möglichkeit, einen quer im Kar liegenden Felsriegel links über Gras oder rechts über Geröll zu umgehen. Da mir Gras zumindest bei trockener immer sympathischer ist, habe ich diese Variante gewählt.
Wer es gemütlicher angehen möchte kann übrigens auch bereits eine empfehlenswerte Wanderung beenden: Das Dreisattelkar ist eine absolut weltabgeschiedene und ruhige Ecke, es gibt genügend Gras für eine gemütliche Rast, der Blick auf die Abstürze von Zwölfer- und Ruitelspitze ist beeindruckend und die im gesamten Kar verstreuten Felsen machen das ganze noch wildromantischer. Nur der Blick nach Süden und Norden fehlt. Wer den genießen will, muss wie wir weiter zur Dreisattelscharte. Oberhalb des Felsriegels schienen sich hier für mich zwei Alternativen anzubieten, einmal von rechts und einmal von links unterhalb der Scharte dann jeweils aufwärts querend. Obwohl rechts gerade ein paar Gämsen hochkletterten sah mir die linke Variante einfacher aus, so dass wir diese gewählt haben: Allzu schlimm war die Wahl wohl nicht, denn tatsächlich fanden sich dort wieder stark verblasste Markierungen und man kraxelt absolut unschwierig (unterer I. Grad) hoch in die Scharte.
Von hier könnte man laut AV-Karte wohl auf alten Spuren bis zum Normalweg queren, wir haben stattdessen den direkt Aufstieg über den Südostgrat genommen. Das ist auch nicht schwierig, erfordert ob des splitterigen Gerölls aber durchaus Vorsicht. Im Prinzip folgt man die gesamten 45-60 Minuten dem Grat, bei Bedarf mit leichtem Ausweichen in die Südwestflanke. Gegen Mittag standen wir dann auf dem Westgipfel und konnten die von Kalle bereits beschriebene Aussicht genießen, nur leider mit sehr viel Dunst. Da Marion ziemlich Angst vor einem möglichen Gewitter hatte, haben wir den Weg zum Kreuzgipfel dann nicht mehr angetreten und uns stattdessen nach einer kurzen Pause direkt an den Abstieg gemacht.
Ab der Materialseilbahn haben wir einen anderen Weg als Kalle genommen und sind den Wanderweg über die Tajen und am Rand des Karlesloches entlang gegangen. Das ist sicher weniger eintönig als die Forststraße, auf den Wiesen und auch immer mal wieder zwischendrin sogar ausgesprochen nett.
Insgesamt kann ich unsere Runde auf jeden Fall empfehlen, das Dreisattelkar bleibt hoffentlich eine Oase der Ruhe (selbst für Lechtaler Verhältnisse) und wesentlich schwieriger als der Normalweg ist das ganze abgesehen von der Orientierung auch nicht. Lohnt sich.
Ich hoffe, dass der Bericht ein paar hier zum Nachmachen anregt, wie immer abschließend noch ein Link zum
Verlauf der Tour und zu
allen Photos, eine kleine Auswahl folgt.
Viele Grüße aus Braunschweig,
Ecki
Blick aus dem Grießbachtal zu Seebleskar- und Zwölferspitze am frühen Morgen.
Blick aus dem Bereich des Dreisattels gen Hornbachkette.
Tiefblick zur Grießbachalm.
West- und Kreuzgipfel der Ruitelspitze aus dem Dreisattelkar.
Blick von der Dreisattelscharte über den Südostgrat zum Gipfel.
Auf der anderen Seite des Grießbachtals zeigen sich Wannen- und Karlesspitze und die Zwickspitzen.
Die Zwölferspitze von der Dreisattelscharte aus.
Blick zum Lechtaler Hauptkamm mit der Parseierspitze, ebenfalls in der Dreisattelscharte aufgenommen.
Blick vom Westgipfel zur Zwölferspitze. Man sieht die große Geröllrinne, durch die der Normalaufstieg verläuft. (Hat das schon jemand gemacht und kann dazu etwas sagen?)
Guten Appetit!
Blick zur Gartenspitze (auch so ein Gipfel, der mich reizen würde
).
Blick ins Karlesloch mit seinen Naturobelisken.