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Sevischrofen  (gelesen 4379 mal)

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Offline Kauk

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Sevischrofen
« am: 04. Jun 2015 - 21:02 Uhr »
Alljährlich wird es Ende Mai immer spannender, wartet man doch zunehmend auf das richtige Zeit-Wetter-Fenster um den Sevischrofen (1659 m) vor dem 31.5. besteigen zu können. Denn es gilt unbedingt das Betretungsverbot vom 1.6. bis 30.11. zu beachten, ob sinnvoll oder nicht (es scheint dort mittlerweile eine große/zu große? Population an Tieren zu geben, den Spuren nach zu urteilen). Nachdem ich bislang nie ernsthaft einen Versuch wagen konnte, war es dann dieses Jahr soweit. Am 28.5. konnte ich den Sevischrofen über den Normalweg besteigen, anschließend gings noch für einen Abstecher auf die Sienspitze (1600 m) vis-a-vis im Bregenzerwald.

Route: Sibratsgfäll-Krähenberg - Camping Bilgeri - Ifer-Krähenbergalpe - Iferwiesalpe - Iferschinderhütte - Iferholzalpe - Südflanke - SW-Kante/Westflanke - Westgrat - Sevischrofen - Retour Iferwiesalpe - Schönenbach-Vorsäß - Kretzbodenalpe - Hintereggalpen - Sienspitze - Retour Sibratsgfäll via Schönenbach

Ausgangspunkt der Tour ist der kostenlose Parkplatz (ca. 880m) an der Talstation des Krähenberg-Schlepplifts in Sibratsgfäll. Man folgt der Teerstraße bis hinauf zum Camping Bilgeri (937 m) und hält sich dann der Beschilderung folgend in auf der Radroute nach Schönenbach, kurz darauf endet auch der asphaltierte Abschnitt. An der nächsten Kreuzung dem Wegweiser nach links folgend geht es meist aufwärts mit wenigen, aber merklichen Zwischenabfahrten an der Ifer-Krähenbergalpe vorbei auf eine Art Passhöhe im Schneckenlochwald, dort Wildfütterung. Zunächst nochmals ansteigend, dann abfallend erreicht man in einem weiten Bogen den oberhalb der Iferwiesalpe (1034 m) gelegenen Abzweig des Alpweges zur Iferholzalpe. Ohne Beschilderung folgt man diesem, ein Fahrverbot für Fahrräder gibt es offensichtlich nicht, mit meinem Trekkingrad war aber hier Schluss, der Untergrund wird deutlich grobsteiniger. Man tritt in den Wald ein und passiert dann das ausschlaggebende Hinweisschild: "Jagdliches Sperrgebiet vom 1.6. bis 30.11. Durchgang auf der in der obigen Zkizze dargestelten Weg ist erlaubt!". Der Autor erwog bei der Passage des Schildes den Antrag auf Jagdverbot für Legastheniker 8). Ansonsten beinhaltet die erwähnte Skizze den Weg bis zur Tiefeniferalp und den Schloupf hinauf. Vorbei an der Iferschinderhütte erreicht man bald darauf die Iferholzalpe (1344 m).

Hinter der Hütte zieht eine freie Wiesenfläche direkt gegen die Steilflanken unter dem Sevischrofen nach Norden. In gemächlicher Steigung geht es die teils etwas feuchte Wiese hinauf, man peilt dabei das linke, bzw. westliche obere Ende an. Hier sollte man in den Wald eintreten, es finden sich dort markante Tierpfade. Die Tierpfade führen dann zu der wieder weitgehend offenen Südflanke, die von zwei Bachläufen zerrissen ist. Eine Querung der Flanke hin zur Südwestkante ist vollständig auf den Tierpfaden zu bewältigen, die teils sehr komfortabel ausgeprägt sind. Noch vor Erreichen der eigentlichen SW-Kante bin ich einen baumbestandenen Rücken steil aufgestiegen, der dann weiter oben einen Übertritt der SW-Kante vermittelt und man in die Südwestflanke wechseln kann. Im Mitteilteil ist die Flanke moderat geneigt (um 35°), dafür etwas weniger gut gestuft. Oben raus, zum Westgrat hin nimmt die Steigung dann nochmal deutlich zu (wohl 45°), dafür verbessert sich die Stufung. Durch lichten Baumbestand erricht man dann den Westgrat. Da die Nordseite des Sevischrofen im obersten Bereich nicht so steil abfällt wie die Südseite, ist dieser Grat kaum exponiert. Man folgt der Schneide oder weicht etwas nach Norden aus. Nach überqueren eines übel zerborstenen Felskopfes steht dann der Gipfel des Sevischrofen (1659 m) vor einem, den man unschwierig erreicht. Oben befindet eine Vermessungsmarkierung und seit meinem Besuch beinhaltet der Gipfelsteinmann ein Gipfelbüchlein. Abstieg auf dem Aufstiegsweg. Danach noch mit dem Rad weiter nach Schönenbach-Vorsäß (1025 m) und auf bekannter Route zur Sienspitze (1600 m).

Fazit: Eine landschaftlich unglaublich schöne Tour und im Bereich des Sevischrofen absolut einsam. Ein grandioser Rundumblick unterstreicht das Gipfelerlebnis, das dem absolut tritt- und orientierungssicheren Bergsteiger vorbehalten ist, wobei die Beschreibung im AVF Seibert (2008) mit "äußerst steilen Flanken" übertrieben wirkt und durch die Tierpfade im Bereich der Querung wesentlich abgemildert wird. Eine Kurzvariante ist die Tour von Schönenbach aus, die Radstrecke von Sibratsgfäll umfasst ca. 10 Km mit ca. 350 Höhenmeter Anstieg und 125 Hm Abfahrt (umgekehrt Werte natürlich bei Rückfahrt), dazu kommen nochmal je gut 600 Höhenmeter bis zu jedem Gipfel. Im Vergleich zum Rummel im Tal ist es dann auf der Sienspitze auch wieder sehr ruhig und am Nachmittag hat man einen perfekten Blick zum Hohen Ifen.

Exkurs Plessigkopf: Im Dreieck Schönenbach - Hoher Ifen - Sibratsgfäll gibt es eine Menge jagdlicher Sperrgebiete, die in der AV-Karte BY2 Hoher Ifen meist gut verzeichnet sind. Die genauen Auswirkungen zeigen sich jedoch erst vor Ort anhand von Hinweistafeln. Eigentlich wollte ich den unbedeutenden Plessigkopf in den Tourentag einbauen, doch legte mir ein Schild an der Alpe Rubach (Hofhütte) nahe, den Alpweg zur Kesselguntenalpe bis zum 31.5. "tunlichst" nicht zu benutzen. Da das Gebiet wohl recht restriktiv auf Sünder überwacht wird, habe ich halt umgedreht und bin zurück zum Parkplatz am Zollhaus (P.957) beim Fugenbach geradelt.
« Letzte Änderung: 09. Dez 2015 - 14:28 Uhr von Kauk »
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Offline Kauk

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Re: Sevischrofen
« Antwort #1 am: 04. Jun 2015 - 21:50 Uhr »
Und ein Panorama ist auch noch dabei herausgesprungen.
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Offline oliver

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Re: Sevischrofen
« Antwort #2 am: 07. Jun 2015 - 11:45 Uhr »
Danke Kauk für die tollen Einblicke in diese selten zu besuchende Region  :-L)
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Offline Lampi

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Re: Sevischrofen
« Antwort #3 am: 08. Jun 2015 - 07:40 Uhr »
Da will man auch gleich hin.
Danke!
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Offline kalle

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Re: Sevischrofen
« Antwort #4 am: 08. Jun 2015 - 09:48 Uhr »
eine interessante Ecke dort! Danke Kauk für deine Eindrücke  :bravo
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Offline Kauk

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Re: Sevischrofen (1. Allgäuer Gipfelbuch-Gamelle)
« Antwort #5 am: 26. Mai 2017 - 00:39 Uhr »
Ich hatte bereits einen Versuch vor einer guten Woche geplant, dem Sevischrofen erneut einen Besuch abzustatten und das Gipfelbuch zu kontrollieren...aber in Schönenbachvorsäß machte mir dann der Regen einen Strich durch die Rechnung und ich wich zum Siplingerkopf aus. Am Dienstag (23. Mai) sollte es dann mit dem Wetter stimmen und ich konnte meine Tour auf den Sevischrofen (1659 m) durchführen.

Ich habe die mir bekannte und oben beschriebene Route genutzt, bin aber dieses Mal in Schönenbachvorsäß (1025 m) gestartet. Den großen, kostenfreien Parkplatz vor der kleinen Siedlung erreicht man über eine Mautstraße von Bizau im Bregenzerwald (3€ für PKW, Mautstelle in der Nebensaison eher nicht besetzt, dort kein Hinweis, ob dann für PKW eine Gebühr in Schönenbachvorsäß zu entrichten ist. Busse müssen dies jedenfalls unter der Woche.). Angenehm ist zudem die Mitnahme eine Fahrrads, vorallem wenn man noch wie ich im Anschluss zum Luguntenkopf will.

Auf dem Weg zur Iferschinderhütte wurde ich von einem SUV passiert, welches ich schon in Schönenbachvorsäß umherfahren sah. Kurz darauf kam es zurück und der Fahrer sprach mich auf mein Ziel an. Dies verlegte ich kurzerhand, um die Problematik in dem Gebiet wissend und stellte damit den Aufpasser zufrieden. Er wies mich dann noch auf das Wegegebot im Schutzgebiet hin. Bisher war ich mit der Info am Beginn des Weges zufrieden, dass das Gebiet zwischen 1.6. und 30.11 nur auf den markierten Wegen betreten werden darf, so ist es auch in der AV-Karte BY 2 - Kleinwalsertal, Hoher Ifen dargestellt. Allerdings habe ich bei der Recherche im Nachhinein jetzt folgendes Erfahren: "Wildruhezonen dürfen von jagdfremden Personen nicht betreten werden". (vgl. Land Vorarlberg: Wildruhezonen). Das Gebiet um den Sevischrofen ist auch im Inventar Wildruhezonen eingetragen. Vor Ort auf dem "offiziellen" Schild steht: Jadgliches Sperrgebiet mit genanntem Betretungszeitraum, eine Luftbildkarte ist überschrieben mit "Wildruhezone". Insofern ist es vor Ort nicht klar abzugrenzen, was jetzt vorliegt. Dies bedeutet für mich, dass man sich dort am besten unauffällig bewegt, bspw. außerhalb typischer Jagdzeiten. Vorsichtig wäre ich, wenn Personen an der Iferholzalpe sind, dies war allerdings bei beiden meiner Besteigungen nicht der Fall. Sollte es zu einer Konfrontation kommen, würde ich mich auf die Unklarheiten bei der Beschilderung berufen und hoffen, damit durchzukommen, jedoch schützt Unwissenheit bekanntlich nicht vor Strafe. Wer auf Nummer sicher gehen will, nutzt am besten die Route der Festivaltour-Jungs, diese ist jedoch bedeutend anspruchsvoller, zumal sie dann auch im Abstieg begangen werden müsste.

Nun zum eigentlichen Grund meiner Besteigung: die Gipfelbuchkontrolle. Das Buch hat die zwei Jahr dort oben gut überstanden, ebenso die verwendete (Achtung Schleichwerbung ;D) Emsa Click&Close-Dose. Bislang sind im Buch vier Einträge vorhanden gewesen: Drei noch Ende 2015, keiner in 2016 und erst zwei Tage vor mir war ein Zweier-Team oben. Trotz der offensichtlichen Robustheit der verwendeten Dose habe ich sie durch die Erste Allgäuer Gipfelbuch-Gamelle (die mir bekannte zumindest, bitte ggf. korrigieren  ;)) ersetzt. Diese Form der Gipfelbuchaufbewahrung kenne ich von Schweizer Gipfeln und habe sie als sehr effizient empfunden, da das Material vermutlich insgesamt beständiger ist als Gummi und Plastik. Aufrecht gelagert dringt dort meiner Beobachtung nach keine Feuchtigkeit ein, zur Sicherheit ist das Buch natürlich nochmals verpackt.

Die Verhältnisse in der Südflanke sind gut, Schneekontakt gibt es keinen mehr. Auf der Nordseite ist das Gras noch arg platt und strohig, hier könnte man noch etwas warten. Insgesamt liegt im Gebiet noch etwas mehr Schnee als vor zwei Jahren, jedoch war das Gras damals schon grüner.
« Letzte Änderung: 26. Mai 2017 - 01:33 Uhr von Kauk »

Offline Kristian

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Re: Sevischrofen
« Antwort #6 am: 26. Mai 2017 - 17:16 Uhr »
Habe mich gestern auch ins Epizentrum des Jagdunwesens vorgewagt und zunächst den Mohrenkopf bestiegen. Der Name hat wohl mit der dunklen Farbe zu tun und nicht mit einer gleichnahmigen Süßspeise. Im Gegensatz den den Grünen Köpfen. Aufstieg über den Nordgrat mit Pickel problemlos. Im Ambstieg kann an den Bäumen auch zwei mal 30 m abgeseilt werden. Habe zwei eingerichtete Abseilstellen gefunden. Ist auch jeden Fall entspannter.

Zum Sevischrofen: Der Normalweg über den Westgrat verläuft entlang der Grenze des Sperrgebietes. Sollte also passen, wenn man die Grenze nicht überschreitet. Zu Diskussionen wird es allemal führen.

Nördlicher Grünkopf: Meiner Ansicht nach am besten von Westen im Winter bei stabilen Schneeverhältnissen besteigen und mit zwei Eisgeräten zum Grat aufsteigen. Die Baumreihe in der Westflanke würde ich bestens zum abseilen eignen.

Im Bereich der Almisguntenalpe liegen noch Schneereste auf der Straße und auch ein paar Wegweiser liegen noch flach. Dieser Umstand in Verbindung mit mangelnder Orientierungsgabe und alpiner Erfahrung hat dazu geführt, dass ich den Weg verloren hatte und dann plötzlich unter den Grünen Köpfen stand. Ausgerechnet hier gabs einen kurzen Regenschauer, so dass ich nach Osten zur Haldenalpe abgestiegen bin. Bis Schönenbach keinen Menschen getroffen. Die Anreise dorthin erfolgte mit dem Fahrrad aus Richtung Rohrmoos. An den Grünköpfen beginnt die Sperre bereits ab 1.5 des Jahres.

Ich hatte kein Geld, kein Handy, keine Papiere oder irgendwelche Platikkarten dabei und habe mich dezent grau-grün gekleidet.



 In Vorarlberg ist das Jagdschutzorgang (nicht jeder Jäger) berechtigt, jemanden bei Verstößen gegen das Jagdrecht festzunehmen.

Zitat
    (3) Das Jagdschutzorgan ist befugt, in Ausübung seines Dienstes

    Personen, welche im Verdacht stehen, eine Übertretung nach diesem Gesetz begangen zu haben, zum Nachweis ihrer Identität zu verhalten

    Personen unter den Voraussetzungen des Abs. 4 festzunehmen und sie, wenn sie sich der Festnahme im Jagdgebiet durch Flucht entziehen, auch über sein Jagdgebiet hinaus zu verfolgen und außerhalb desselben festzunehmen

Wie diese Festnahme in der Praxis durchzusetzen wäre, ist fraglich, denn  das Jagdschutzorgang darf zwar eine Faustfeuerwaffe (Pistole) benutzen, diese aber nur zur Notwehr einsetzten.

Zitat
    Das Jagdschutzorgan ist befugt, in Ausübung seines Dienstes eine Faustfeuerwaffe zu tragen. Zum Waffengebrauch ist es nur im Falle der Notwehr (§ 3 Strafgesetzbuch) berechtigt.

Also einfach angeben, dass man weder Ausweis noch Handy dabei hat und gehen. Wie will er also eine Festnahme durchführen, wenn der Betroffene nicht aggressiv ist und nichts unternimmt, was eine Notwehr rechtfertigen würde.
« Letzte Änderung: 26. Mai 2017 - 17:41 Uhr von Kristian »

Offline Lampi

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Re: Sevischrofen
« Antwort #7 am: 28. Mai 2017 - 22:13 Uhr »
Sachen gibt's
Zitat
Jagdschutzorgan
:ohmann: :no(

Gibt es vielleicht auch noch einen Hofrat?


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