Heute galt es, die einstigen
Bergmähder oberhalb der Straße durch das Hornbachtal zu erkunden. Eine Möglichkeit sein Gefährt abzustellen bietet die
Parkfläche am Hornbachsteg. Von dort zunächst über einen Forstweg und später auf kleinem Steig hinauf zu den
Stallmähdern. Früher gab es hier mehrere Heuhütten auf freien Mähwiesen. Heute sind nur noch wenige Hütten erhalten. Die meisten sind eingefallen und komplett im Dickicht verwachsen.
nur noch wenige Hütten existieren in den Stallmähdern
Folgt man dem kleinen Weglein weiter, trifft man bald auf die ebenfalls verfallene Hütte am sogenannten
Simelesboden unterhalb des Stallkarle. Wenige Schritte weiter gelangt man bei ca. 1510 M.ü.M. zum höchsten Punkt der Rundtour. Ab hier gilt es auch die Augen offen zu halten. War bisher die Wegführung eindeutig, ändert sich dies nun zusehends. In meiner Kompass-Karte ist der Weg als durchgehend markiert eingezeichnet.
Das trifft allerdings nicht zu!Die Augen offen halten ist aber auch angesichts der grandiosen Landschaft ein guter Rat. Beinahe die gesamte Gipfelreihe der Hornbachkette ist von hier aus einsehbar. Zum Schluss der Tour zeigt sich dann auch noch der Hochvogel von seiner "Schokoladenseite".
Je weiter man sich in Richtung Westen bewegt, desto anspruchsvoller wird auch die Wegfindung. Idealerweise zieht sich ein fußbreites Band quer durch Tobel, Latschenfelder, Wald und verwachsene Mähder. Häufig ist von einem Steig aber gar nichts mehr zu erkennen, da ist dann ein ordentlicher Spürsinn und viel Orientierungsgabe gefragt.
Das Gelände wird vornehmlich durch mehrere Stufen gebildet, welche an ihrer jeweiligen Kante jäh gegen Süden abbrechen. Oft vierzig oder fünfzig Meter hoch und in sehr steiles Waldgelände übergehend. Vor Erreichen der Örtlichkeit
Scheffelgras wird ein solcher Abbruch knapp oberhalb der Kante gequert. Oft in feuchtem und relativ steilem Terrain welches mit der nötigen Aufmerksamkeit durchstiegen wird.
Von den Heuhütten ist hier nichts mehr zu erkennen. Dicht stehender Jungwald bildet eine schier undurchdringliche Wand. Oberhalb suchend trifft man mit Glück bald wieder auf den Steig, welcher einige Wasserrinnen passiert bevor man die letzten Heuhütten der Tour ansteuert. Mächtige Felsblöcke liegen verstreut in dem lichten Wald, eine urtümliche Kulisse bildend, am sogenannten
Durrach herum. Sie sind vor langer Zeit aus der Südflanke des Haarigen Rückens abgebrochen und hier an dieser Geländestufe zu liegen gekommen.
die Lärche zaubert frisches Grün in die Landschaft
Lediglich eine Hütte hat hier noch Bestand, alle anderen Städel haben trotz ihrer schützenden Felskolosse die Zeit nicht überdauern können. Morsche Stämme, Berge von Schindeln und jede Menge alter Nägel liegen als letztes Überbleibsel unterhalb ihrer steinernen und natürlichen Beschützer. Den Weiterweg gegen Westen antretend steigert sich auch der Suchaufwand noch einmal merklich. Immer wieder bremsen mich kleinere "Verhauer" - die Markierungen sind oft schon recht ausgeblichen und dutzende Spuren von Wildwechsel machen es einem oft nicht leicht die richtige Entscheidung zu treffen.
Nach einem mäßig tiefen Tobel ändert sich plötzlich die Vegetation als auch der Untergrund drastisch. War zuvor noch der Wald durch Fichten geprägt, ragen plötzlich stattliche Föhren in die Höhe und der Boden hat seine Beschaffenheit von feucht/erdig in trocken/steinig/hart gewandelt. Eine Schutthalde zieht aus dem kleinen Kar zwischen Östlicher Roßkarspitze und dem Haarigen Rücken herab und bildet unseren Abstiegs-Korridor.
Hier wurden die roten Farbkleckse zwar vor nicht allzu langer Zeit erneuert, sie gelten aber wohl mehr als grobe Richtlinie. Einen ausgetretenen Pfad wird man jedenfalls vergeblich suchen. Hin und wieder erspäht man einen Steinmann, der in diesem Gelände auch dringend notwendig erscheint. Die letzten Meter hinab zur Straße haben es dann nochmal in sich. Zwar gut erkennbar, hat hier aber bei der Anlage des Steiges offenbar noch nie jemand etwas von einer Kehre gehört. Kerzengerade zieht er in Falllinie den Abhang hinunter.
FAZIT: eine richtig urige Runde durch eine vergangene Kulturlandschaft mit spannenden Wegabschnitten und viel Abwechslung - als unschwierige Wanderung (wie man während des Kartenstudiums meinen könnte) würde ich diese Tour aber nicht bezeichnen wollen. Stellenweise empfinde ich sie eher als recht anspruchsvoll - die Anforderungen an den Orientierungssinn heben den Anspruch nochmals um eine Stufe, weshalb ich mich letztlich auch für die Vergabe einer schwarzen Markierung entschieden habe