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Von der Steinkarspitze zum Hinteren und Vorderen Gufelkopf  (gelesen 878 mal)

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Offline revirii

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Ich denke, ich packe das mal in einen eigenen Thread... :-)

Bei meinen letztjährigen Touren im Gebiet Kogelseespitze, Parzinnspitze und Steinkarspitze fällt einem natürlich immer wieder der Vordere Gufelkopf auf; der ostseitige Anstieg ist ja bekannt, der westseitige zumindest von unten nicht ganz leicht zu finden. Mir sind dann noch 2 Verbindungsgrate aufgefallen: der von der Steinkarspitze zum Hinteren Gufelkopf, und dann der vom Hinteren zum Vorderen Gufelkopf. Informationen dazu ließen sich nicht auftreiben, also mal die gemachten Bilder der letzten Jahre und die Karten studiert. Ich mische hier aktuelle und ältere Bilder, je nachdem, welche besser waren ;) Bilder sind hier recht klein, ggf. besser, diese in einem neuen Tab zu öffnen, um sie in voller Größe sehen zu können. Geschrieben nach bestem Wissen und Gewissen, keine Gewährleistung auf 100%ige Richtigkeit ;)

Grat von der Steinkarspitze zum Hinteren Gufelkopf, vorderer Teil:



Hinterer Teil:



Direktabstieg von der Steinkarspitze fraglich, ggf. nordseitige Umgehung. Erste Hälfte des Grats sieht einfach aus, aber je näher man dem Hinteren Gufelkopf kommt, umso wilder wird er.

Nordansicht Hinterer Gufelkopf:





Grat vom Hinteren zum Vorderen Gufelkopf:





Der sieht schon schwerer aus. Erst der Abstieg von Hinteren Gufelkopf: kann man direkt runter oder muss man umgehen? Nach Norden entsendet der Gipfel ein paar Rippen und schuttgefüllte Rinnen, die in einem großen Schuttfeld enden, im Zweifelsfall also da runter. Oder zurück. Und dann kommt ja erst der eigentliche Verbindungsgrat. Da sieht man 3 Gratzacken: einen ersten kleineren, einen spitzen mittleren und einen langgezogenen dritten.



Der erste Zacken sieht noch einfach aus; der zweite hat steil aufgestellte Platten, der dritte sieht auf den ersten Blick harmlos aus, aber von einem Bild vom Mintschejoch aus wusste ich: westseitige Umgehung wohl nicht möglich (ebenfalls aufgestellte Platten, zerfurcht), ostseitige Umgehung ebenso (steil bis senkrecht).

Devise war: wirds schwerer als II(+), dann wird umgedreht und nach einer Umgehung gesucht bzw. abgestiegen, denn im Zweifelsfall muss man ja wieder retour...

Zunächst morgens in Gramais gestartet und über den Ostgrat zur Kogelseespitze und übers Gufelseejöchl zur Steinkarspitze (Parzinnspitze und die 3 Türme ausgelassen).





Die Steinkarspitze ist erreicht, ein Direktabstieg Richtung Hinterer Gufelkopf scheint nicht möglich. Unterhalb der Steinkarspitze erkennt man beim Anmarsch ein Schuttfeld und ein kleines Schneefeld. Taugt das als Umgehung?



Bei näherer Betrachtung: etwa in der Mitte zwischen Steinkarspitze Haupt- und Klettersteiggipfel kann man das steile Schuttfeld und das Schneefeld queren und gelangt so an den Grat zum Hinteren Gufelkopf. Die erste Hälfte ist leicht. Rückblick:



Aber je näher man dem Hinteren Gufelkopf kommt, umso größer werden die Zacken. Spätestens die letzten zwei kleinen und der große Gratzacken lassen sich nicht mehr überschreiten bzw. durch minimales Ausweichen umgehen, da braucht man dann schon ein Seil etc. - III bzw eher darüber, überhängend. Die 2 letzten Gratzacken/Abbrüche voraus:



Also die muss man umgehen. Südseitig ist keine Option, also nordseitig geschaut. Ja, da kommt man bis II gut drum herum. Eine Rinne bringt einen um den letzten Gratzacken herum:



Die Umgehung des letzten Gratzackens erfordert nochmal Rinnenkraxelei bis II. Den Schneefleck am oberen Ende dieser Rinne sieht man übrigens auf Bild 2 recht deutlich, und damit auch, wie stark man da teilweise umgehen muss. Rückblickend die beiden großen letzten Gratzacken (ich stehe auf Punkt X, siehe unten), man sieht gleich, dass "drüber" keine Option ist:



Hat man die Umgehung gemeistert, zeigt sich der Aufschwung zum Gipfel: Rinnen, etwas Schutt, sieht aber bis II machbar aus.



Der Gipfel schaut hinter diesem "Zahn" hervor, links der aufgestellten Platte. Abstieg in die deutliche V-förmige Einkerbung (siehe Bild 2) vor dem Hauptgipfel. Die Rinnen von unten:



Ist man die Rinnen dann nach oben gekraxelt, steht man kurz vor dem Gipfel (ich nenn den mal Punkt X) und sieht man plötzlich das da:



Links ist der Gipfel. Der dicke Gipfelklotz ist etwa 5-6 Meter hoch. Der will mir doch jetzt nicht sagen, dass ich ihn plattig rechts (via verklemmter Klotz) oder den Mini-Riss in der Mitte hoch muss? Oder so kurz vor dem Gipfel die A-Karte gezogen hab? Kurz überlegt, umgeschaut und dann über die kleine Schuttrinne nach links oben entlang der dunkleren Felsen hochgestiegen, und siehe da:



Nur noch eine kleine Spalte, einfach hochstemmen, II, einfach zu überwinden. Nach ein paar Schritten steht man dann auf dem Hinteren Gufelkopf. Kreuz und Buch gibts keins, einen undeutlichen Gipfelsteinmann, den ich dann etwas "repariert" hab. Ein Zeugnis mind. einer weiteren Besteigung konnte ich noch entdecken: eine rostige Blechbüchse :D

Nach einer kurzen Pause ging es dann weiter. Ein Direktabstieg zum Grat Richtung Vorderer Gufelkopf schien nicht möglich, also Rückkehr zu Punkt X und einen Abstieg bzw Umgehung auf der Nordseite gesucht. Das sah alles machbar aus, man wechselt da immer wieder zwischen kleinen Rippen und Rinnen hin und her (bis II, teils brüchig viel Schutt), um dann schlußendlich an den Beginn des Verbindungsgrats zum Vorderen Gufelkopf zu gelangen. NW-Ansicht vom Hinteren Gufelkopf:



Hier wusste ich ja bereits: "Und dann kommt ja erst der eigentliche Verbindungsgrat. Da sieht man 3 Gratzacken: einen ersten kleineren, einen spitzen mittleren und einen langgezogenen dritten." Hier könnte man noch westseitig (Schrofen und/oder Geröll) in die Vordergufel absteigen (Richtung P.2291) oder etwas heikler/erdiger nach Norden. Ich hab mir aber erstmal den ersten Gratzacken angeschaut.



Vorne etwas undeutlich der erste, dieser lässt ich recht einfach übersteigen (ggf mit etwas Ausweichen). Der zweite ist da schon ne andere Hausnummer:



Drüber? Spätestens nach dem Gipfel warten die auffälligen aufgestellten Platten, da könnte schon Ende sein. Oder über den ersten Zacken zurück und tiefe Umgehung nordwestseitig? Ich hab mich dann vorsichtig an den Gratzacken herangewagt, die Überschreitung schien mir zu heikel (auch bei einem möglichen Rückzug), aber links des Zackens auf halber Höhe (links des braunen Felsens) schien es eine Möglichkeit über steile Schrofen zu geben. Vorsichtig angestiegen, ums Eck geschaut - schien machbar. Man kommt mit II+ durch, aber das ganze ist recht ausgesetzt. Schutt sowieso. Über den Zacken drüber kommt man beim Abstieg wohl in einen IIIer (oder mehr) rein, so sah es zumindest aus. Dann sieht man diese aufgestellten Platten, die einem schon z.B. von der Kogelseespitze auffallen:



Vorsichtig am Grat abgestiegen, wieder bis II+, immer wieder Suchen nach einer guten Linie bzw. dem einfachsten Weg, bis an den Fußpunkt des 2. Zackens. Auch hier könnte man, recht steil, nach diesen Platten absteigen (Richtung P.2329). Aber da wartete ja noch die dritte Graterhebung. Von der wusste ich aber (s.o.): "der dritte sieht auf den ersten Blick harmlos aus, aber von einem Bild vom Mintschejoch aus wusste ich: westseitige Umgehung wohl nicht möglich (ebenfalls aufgestellte Platten, zerfurcht), ostseitige Umgehung ebenso (steil bis senkrecht)." Ich bin an die Nummer 3 dann etwas herangelaufen und sogar angestiegen, aber was ich gesehen hab, hat mich nicht unbedingt von einer Überschreitung überzeugen können: teils ist der Grat extrem schmal, so dass man auf dem Hosenboden drüber müsste, oder am Grat festhalten und links/rechts dran vorbei - was sehr steil aussah, und eine Körpergröße von 3-4 Metern hätte da auch nicht geschadet. Und immer wieder kleinere aufgestellte Platten und Abbrüche, und das bei ungeprüfter Felsqualität - und da auch das Ausweichen eher keine Option war: schade, aber das war mir dann zu heiß. Netterweise hatte vor der 3. Erhebung meine Kamera den Dienst versagt, Batterie leer, daher keine Bilder...  Also Rückkehr zum Fußpunkt des 2. Gratzackens und ostseitiger Abstieg über ein steiles Schuttfeld (Richtung P.2329), anschließend Querung zum ostseitigen Anstieg zum Vorderen Gufelkopf.

Hier ging die Kamera dann wieder, für zwei Bilder... dann wieder automatisch eingeklappt das sch... Ding: Ich bin dann noch von dem Sattel zwischen Erhebung 3 und Vorderem Gufelkopf Richtung dritter Erhebung aufgestiegen, was mit einer schrofigen I+ noch gut ging.





Aber auch hier der Eindruck, dass das zu schwer und zu heikel ist. Wahrscheinlich richtig entschieden.

Abstieg vom Vorderen Gufelkopf dann über die Westflanke und zurück nach Gramais. An sich eine schöne Tour, der Grat zum Hinteren Gufelkopf lässt sich mit etwas Ausweichen und Umgehen besser machen gedacht - kann man wieder machen. Der Verbindungsgrat zum Vorderen Gufelkopf war dann schwerer als gedacht, weil etwas heikel - muss man nicht unbedingt wieder machen.

Frage... hat hier jemand schon den Hinteren Gufelkopf besucht oder den Verbindungsgrat zum Vorderen Gufelkopf begangen? Stimmt das, was ich da nach einigen Tagen Distanz geschrieben habe? Nicht dass ich hier Müll erzähle... ;)


Offline Bergfex33

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Antw: Von der Steinkarspitze zum Hinteren und Vorderen Gufelkopf
« Antwort #1 am: 17. Jul 2021 - 23:22 Uhr »
Erst mal vielen Dank für die Beschreibung und die vielen Bilder :-L)
Dann Gratulation zu der tollen Tour :bravo
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Offline Richard

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Antw: Von der Steinkarspitze zum Hinteren und Vorderen Gufelkopf
« Antwort #2 am: 18. Jul 2021 - 11:58 Uhr »
Grandios!
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Offline Wildbratentoni

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Antw: Von der Steinkarspitze zum Hinteren und Vorderen Gufelkopf
« Antwort #3 am: 19. Jul 2021 - 08:25 Uhr »
Der direkte Gratübergang vom Vorderen zum Hinteren Gufelkopf ist noch AV-Lechtaler 4.Auflage (Groth)
beschrieben und mit IV an den beiden Köpfen P.2420 und 2452m angegeben.
Ausweichen in die Flanken wird als nicht ratsam angegeben.
Liegt wohl an den querstehenden senkrechten Platten/Plattentürmen.
Von oben herab , wie hier vom  Hinteren Gufelkopf kommend, wirds wohl schwieriger sein
die optimale Route ohne Abseilen zu finden.
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Offline revirii

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Antw: Von der Steinkarspitze zum Hinteren und Vorderen Gufelkopf
« Antwort #4 am: 20. Jul 2021 - 08:24 Uhr »
Die Einschätzung von Groth kannte ich und dürfte bei Beibehaltung der Grathöhe so in etwa wohl zutreffen. Bei P.2452 hatte ich ja viel gesucht und eine grad noch akzeptable Route gefunden, diese hübsch anzusehenden Plattentürme stehen dann (nord)östlich vom Grat, da läuft/kraxelt man nur vorbei. Beim anderen Punkt schien mir die Grathöhe dann zu schwer und die Umbehung (viel) zu heikel. Schade, aber ohne Sicherung etc. wohl nicht machbar.
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