AllgemeinesRudi Mair, Patrick Nairz
Lawine. Die 10 entscheidenden Gefahrenmuster kennen. Das Praxis Handbuch.
208 Seiten, ca. 150 Abbildungen
Format: 17 x 24 cm, Klappenbroschur
Preis: 27,95 Euro
InhaltDie Autoren, Rudi Mair und Patrick Nairz wissen von was sie schreiben, seit Jahren erstellen sie den tiroler Lawinenlagebericht. Mit Munter´s 3 x 3, Snowcard und „Stop or go“ gibt es Methoden, um die aktuelle Lawinenlage für den Skitourengeher rasch im Gelände umzusetzen. Bei all diesen Methoden soll der Skitourengeher, Schneeschuhwanderer oder Variantenfahrer vor Ort schnell und möglichst sicher die Entscheidung treffen können, ob eine Tour machbar ist oder nicht.
Doch diese Methoden bergen einen Widerspruch.
Einfach angewandt, führen sie zur Blindheit gegenüber den vorhandenen Gefahrenzeichen.
Vollständig und richtig angewandt sind sie ebenso kompliziert, wie eine qualifizierte Einzelhangbeurteilung, was aber dann im Widerspruch zu der Intension steht, ein komplexes Thema einfach zu behandeln.
Der Ansatz der Autoren geht in eine andere Richtung. Sie haben in ihrer jahrelangen Erfahrung verschiedene Wettersituationen und die daraus resultierende Lawinengefahr studiert und 10 Gefahrenmuster abgeleitet. Diese Gefahrenmuster treten jeden Winter meist mehrmals auf und verursachen ähnliche Lawinenunfälle:
Anschaulich werden die 10 Gefahrenmuster beschrieben.
1. der zweite Schneefall
2. Gleitschnee
3. Regen
4. kalt auf warm/warm auf kalt
5. Schnee nach längerer Kälteperiode
6. kalter, trockner Neuschnee und Wind
7. schneearme Bereiche in schneereichen Wintern
8. eingeschneiter Oberflächenreif
9. eingeschneiter Graupel
10. Frühjahrssituation
Zuerst wird jedes Gefahrenmuster beschrieben und danach folgt die Analyse eines tatsächlichen Lawinenunfalls der vergangenen Jahre, bei dem das jeweilige Gefahrenmuster eingetreten ist. Diese Beispiele werden mit vielen anschaulichen Bildern und Illustrationen ergänzt. Dazwischen gibt es Blöcke, in denen zusammengefasst wird, wie man das Gefahrenmuster erkennen kann. Am Ende eines jeden Gefahrenmusters bekommt der Leser ausführliche Hintergrundinformationen zur Schneephysik.
Wichtig erscheint mir auch die Brisanz, sprich die Häufigkeit von Gefahrenmustern (Seite 24 und 25)
Praktische AnwendbarkeitAuf jeden Fall öffnet das Buch dem Leser die Augen, regelmäßig auftretende Gefahren besser zu erkennen und hilft dabei, die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Eine Antwort bleibt jedoch offen. Kann ich diesen Hang nun befahren? Ja oder Nein?
Doch genau diese Antwort können und wollen die Autoren gar nicht geben. Diese Antwort lässt sich nur mit einen qualifizierten Einzelhangbeurteilung finden.
Die Lektüre des Buches und des täglichen Lawinenlagebericht hilft dabei.
Fachliche KritikMeiner Ansicht nach begründet das Gefahrenmuster 1 kein selbständiges Gefahrenmuster.
Vielmehr löst der „zweite Schneefall“ häufig eines oder mehrere Gefahrenmuster aus, insbesondere gm 4 5 und 8.
Die Beschreibung der Kirchendachlawine von Schwaz, (Seite 58) wird kaum jemand zu einem veränderten Verhalten bewegen. Der Text hat eher Unterhaltungswert, aber vielleicht bewegen gerade so kuriose Fälle den Leser dazu, das Buch aufmerksam zu lesen.
Besonders anschaulich wird im Kapitel Gefahrenmuster 10 das komplexe Zusammenspiel von Ein- und Abstrahlung, Temperatur und Luftfeuchte beschrieben
AusblickUnser Ziel ist klar: wir möchten mit diesem Buch die notwendigen Impulse liefern, um Gefahrensituationen mit Hilfe der gm rechtzeitig zu erkennen und folglich das Verhalten entsprechend anzupassen. ….
Für die Zukunft werden auch einige Lawinenwarndienste im LLB zusätzlich einen Hinweis auf das gerade entscheidende gm anzuführen
Wir können also gespannt sein, ob sich die Gefahrenmuster international so durchsetzen, wie die 5 Gefahrenstufen oder die bayerische Matrix.
FazitDie Betrachtungsweise des Themas Lawine bringt auch für den erfahrenen Wintersportler neue Erkenntnisse und Einblicke in die Entwicklung der Schneedecke
Sehr empfehlenswert