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Normann G. Dyrenfurth, Wozu ein Himmel sonst?  (gelesen 1248 mal)

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Offline Gipfelsammler

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Normann G. Dyrenfurth, Wozu ein Himmel sonst?
« am: 01. Aug 2018 - 15:09 Uhr »
Norman G. Dyhrenfurth
Wozu ein Himmel sonst?
Erinnerungen an meine Zeit im Himalaya
Tyrolia Verlag, Innsbruck – Wien, 2018, 144 Seiten, € 19,95

Auf den ersten Blick mag der Titel des Buches etwas sperrig anmuten. Allerdings deutet sich hier bereits an, was einen erwartet: eine authentische Berichterstattung mehrerer Expeditionen im Himalaja. Die Berichte aus den Jahren 1952 bis 1963 geben interessante Einblicke in die Besteigungsmethoden der Zeit. Und sie nötigen schon wegen der damaligen Ausrüstung Respekt ab. Unvorstellbar im Zeitalter des Satellitentelefons, dass man sich damals in doch recht unbekanntes Gelände anfangs noch ohne Funkgeräte wagte.

Stilistisch darf man sich keine Wunder erwarten. Die Schilderungen erinnern oft an ein Tagebuch und man wundert sich, unter welch schwierigen Bedingungen oft noch exakte Uhrzeiten angegeben werden können. Aber es wird durchaus öfter spannend und das Weiterlesen ist mir niemals schwer gefallen.

Sehr bemerkenswert zu welchen Leistungen, man damals imstande war. Manches scheint den Erkenntnissen der Sicherheitsforschung geradezu zu widersprechen (S. 80):  „Plötzlich rutscht der in der Mitte gehende aus, überschlägt sich und rutscht kopfüber den Steilhang hinab. … Der Letzte wird mitgerissen, überschlägt sich infolge seiner schweren Last ebenfalls und saust dem Abgrund zu. P hat geistesgegenwärtig den Pickel eingerammt, das Seil herumgelegt und – er kann den Sturz abfangen.“

Interessanter aber noch finde ich die innere Entwicklung des Autors, wenn er beschreibt, wie sehr ihn die Teilnahme an seiner ersten Expedition verändert hat (S. 36): „ Es tut mir leid, …aber ich kann einfach nicht mehr mitmachen. Alles scheint anders geworden zu sein. Die Arbeit langweilt mich zu Tode; es hat keinen Sinn mehr. Ich fürchte, ich muss die Professur abgeben … Der Everest hat mein ganzes Denken umgestellt. Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendetwas ist mit mir geschehen. Was früher furchtbar wichtig schien – jetzt ist es das einfach nicht mehr.“

99 Jahre war der Autor als er 2017 starb. Der Erfolg, der von ihm geleiteten amerikanischen  Everest-Expedition ist sicher der Höhepunkt seines Wirkens als Bergsteiger. Sein Lebensbild – geschrieben von Michael Bilic – rundet das Buch ab und gibt noch zusätzliche Einblicke in das facettenreiche Leben des Autors. Und schöne Bilder gibt es obendrein.

Eine interessante Urlaubslektüre, nicht nur für Himalayafreunde.

Gipfelsammler Claus

Offline oliver

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Re: Normann G. Dyrenfurth, Wozu ein Himmel sonst?
« Antwort #1 am: 03. Aug 2018 - 14:55 Uhr »
Danke Claus für die ausführliche Buchvorstellung  :-L)
Gruß Oliver
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