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Werner Gamerith: Lechtal - eine Landschaft erzählt ihre Geschichte  (gelesen 2306 mal)

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Offline Chris

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Lechtal – eine Landschaft erzählt ihre Geschichte
1997, Tyrolia-Verlag, ISBN 978-3-7022-2103-4, 175 Seiten, 29,90 €

"Willst Du Gott in seinen Werken erkennen, so geh in die Wüste, in die Berge oder gleich ins Lechtal." Mit diesem Satz beginnt das Vorwort, das Karlheinz Baumgartner, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Tiroler Lechtal, für Werner Gameriths Bildband "Lechtal – eine Landschaft erzählt ihre Geschichte" verfasst hat. Treffender könnte kein anderer Satz die geologische, botanische und kulturelle Vielfalt des Lechtals ausdrücken, die Gamerith mit seinem Werk den Leserinnen und Lesern näher bringen möchte. Werner Gamerith, Jahrgang 1939, ist einer der bedeutendsten österreichischen Umweltaktivisten und setzt sich für einen effektiven Umgang mit natürlichen Ressourcen, für eine Aufklärung über die Risiken der Atomenergie sowie für eine biologische Landwirtschaft als Gegenpol zur Agrarindustrie ein. Für sein Engagement wurde er zusammen mit seiner Frau Tatjana, mit der er auf einem Bauernhof in Waldhausen im Strudengau lebt, mehrfach ausgezeichnet.  

Geographisch beschränkt sich das Buch auf das Tiroler Lechtal zwischen Forchach und Steeg sowie auf die Lechtaler Seitentäler. Der Autor begründet dies damit, dass nur auf diesem Flussabschnitt der Einfluss des Menschen auf die Natur noch keine zerstörerischen Züge angenommen hat, so dass die Natur sich hier noch in einem unberührten Zustand wie in keinem anderen Alpental vergleichbarer Größe befindet. Die neun Kapitel des Buches lassen sich grob in drei Themenbereiche einteilen: Die ersten fünf Kapitel befassen sich mit der Geographie und Geologie des Lechtals. Der Verfasser erklärt die Entstehung der Allgäuer und Lechtaler Alpen und deren geologische Zusammensetzung, die von einer unglaublichen Vielfalt geprägt ist. Außerdem weist er auf die Vergänglichkeit der Berge hin, die durch Abtragungen immer wieder ihr Aussehen verändern. In den folgenden drei Kapiteln beschäftigt sich Gamerith mit den Bewohnern des Lechtals, und zwar mit Pflanzen, Tieren und Menschen. Das letzte Kapitel des Buches ist gleichzeitig auch das ausführlichste. Hier widmet sich der Autor voll und ganz seinem größten Anliegen, nämlich der Erhaltung der Wildflusslandschaft des Lechs. Während Gamerith zunächst die schützenswerte Fauna und Flora am Ufer des Lechs porträtiert, appelliert er anschließend sehr deutlich an Bewohner und Besucher des Lechtals für eine Bewahrung der Kulturlandschaft. Dem in den 1990er Jahren geplanten Bau von Wasserkraftwerken in den Seitentälern des Lechs erteilt er eine Absage. Stattdessen plädiert er für eine Förderung des Naturtourismus und von Biomethoden in der Landwirtschaft, durch die eine ökologisch und sozial verträgliche Wirtschaft entstehen soll, mit der sich das Lechtal von einem benachteiligten Randgebiet zu einer international beachteten Vorbildregion wandeln könnte.

Dominiert wird das Buch jedoch nicht vom Text, sondern von 190 – teilweise doppelseitigen – Bildern. Dabei handelt es sich nicht nur um Landschafts- und Bergfotos. Es werden auch eindrucksvolle Natur- und Detailaufnahmen präsentiert, welche die ursprüngliche Schönheit des Lechtals herausstellen. Die Auswahl der Bilder erfolgte so, dass diese den Text auf den jeweiligen Seiten hervorragend ergänzen.

Fazit: Das Buch "Lechtal – eine Landschaft erzählt ihre Geschichte" dokumentiert auf eindrucksvollste Art und Weise die Bedeutung der Naturlandschaft des Tiroler Lechtals. Die Erklärungen zur Geologie, Fauna und Flora des Lechtals sind für Fachleute sehr interessant, für den Laien aber teilweise etwas zäh zu lesen. Ausgeglichen wird dieser kleine Schwachpunkt aber durch brillante Fotographien, für deren Betrachtung allein sich schon der Kauf dieses Buches lohnt. Letztendlich verfasst Werner Gamerith mit diesem Werk eine Liebeserklärung an das Lechtal allererster Güte, wie man sie schöner nicht hätte ausdrücken können. Wer das Lechtal mag, wird auch dieses Buch mögen.

« Letzte Änderung: 28. Jul 2012 - 12:41 Uhr von oliver »
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