Die nächsten zwei Nächte sollen aber klar werden. Wenn man Sonntag so gegen 2 Uhr im Bereich der Schneegrenze aufbricht, versinkt man dann schon im Nassschnee oder hätte man dann noch 6 Stunden Zeit bis sich der Schnee in Helle Soße verwandelt?
Das hängt fast ausschließlich von der Oberflächentemperatur ab. Die Lufttemperatur ist nicht relevant.
wichtiger ist die Strahlungsbilanz.
Klarer Himmel, trockene Luft, Schneedecke: es friert auch bei einigen Grad über Null ganz gut (Lufttemeratur wird ca 2 m über Schneedecke gemessen, da sieht man sowas nicht)
Die Oberflächentemperatur ist vereinfacht ein Ergebnis aus Abstrahlung und Einstrahlung. Diese hängt ab von der Dichte und Sauberkeit der Atmosphäre, der relativen und absoluten Luftfeuchte, des Taupunktes und der Taupunktdifferenz.
Interessant war das am vergangenen Samstag. Da sank an der Messstation Fellhorn tagsüber die Oberflächentemperatur weiter ab, während die Lufttemperatur stark anstieg. Die Station lag den ganzen Tag in der Sonne. Hohe Bewölkung usw. gabs am 2.4. keine.
Warum? Tagsüber erwärmt die Sonne die Luft, die Lufttemperatur steigt, bei gleicher Wasserdampfmenge in der Luft sinkt dadurch die rel. Luftfeuchte. Damit wird die Luft trockener und dann den Energieverlust durch die Abstrahlung an der Oberfläche nicht mehr ausgleichen. Abends kühlt die Luft ab. Die nun wieder feuchte Luft kann die Abstrahlungsenergie wieder aufnehmen, somit steigt die Oberflächentemperatur.
Zugegeben ein seltener Zustand, der nur dann vorkommt, wenn der Taupunkt unter der Oberflächentemperatur liegt und die Luft nicht durch Kondensation/Sublimation an absoluter Feuchte verliert oder gewinnt.
Mit zunehmender Höhe sinkt meist die Wassermenge in der Luft, ebenso die Staubteilchen, daher ist die Abstrahlung oben meist besser al im Tal.
Bei rel. Luftfeuchte 0% würde sich selbst bei +100 Grad Pulverschnee oder ein Harschdeckel halten.
Bei dem niedrigen Luftdruck in der Höhe sinkt zwar auch der Tripelpunkt, jedoch greift der Phasenübergang fest-gasförmig den Schnee nicht an.
Zu kompliziert? Dann gilt es einfach zu wissen, dass die Oberflächentemperatur die einzige relevante Größe ist.
Mich wundert, dass selbst viele erfahrene Bergsteiger diese schon seit Jahren im Web bereitgestellten Informationen nicht nutzen. Die Tiroler stellen zusätzlich noch Taupunkt und Globalstrahlung öffentlich bereit. In Bayern verzichtet man darauf, weil man glaubt, dass das für die Allgemeinheit zu kompliziert ist. Eigentlich schade. Aber wenn man noch sieht, das auch in diesem Winter Alpenvereinsgruppen mit Bergführer mit Hangneigungsmesser und Munter oder stop-or-go-Mist beurteilen ob man einen xbeliebigen Hang bei Stufe 3 queren kann, dann muss man sich dieser Meinung wohl anschließen.
So wie hier:
http://www.alpic.net/forum/index.php?topic=2225.0 sieht eine wirklich solide tragfähige Schneedecke aus. Vorausgesetzt sie war zuvor durchfeuchtet.
Im Bild Messtation Fellhorn.
Am 2.4. am Gr. Wilden. Um 9 Uhr Bruchharsch mit leichtem Deckel bis 1800 m , drüber tragsfähig. Um 11 Uhr trotz Sonne bis 1600 m tragähig und leicht aufgefirnt. Waren eh Verhältnisse, bei denen man besser erst dann fährt, wenn die Sonnen den Deckel gebrochen hat. Mit komplett tragfähig war nicht zur rechnen. Im Gipfelbereich alles noch schön hart.