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Wer kennt den Ambronenstein bei Oberammergau?  (gelesen 16973 mal)

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livocatra

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Re: Wer kennt den Ambronenstein bei Oberammergau?
« Antwort #10 am: 31. Jan 2008 - 08:50 Uhr »
Ich glaube, der Link führt zum falschen Kartensegment, aber unabhängig davon hättest du auch auf dem richtigen Segment (IV?) vergeblich gesucht. Ich habe mich nämlich gestern Abend vertan. Die Angaben aus der Tabula Peutingeriana werden meistens in einem Atemzug mit einem zweiten antiken Straßenverzeichnis, dem Itinerarium Antonini, genannt. Dieses Verzeichnis enthält eine Liste der Stationen (mansiones und mutationes) an den Straßen und in diesem Itinerarium Antonini taucht der Name "ad ambrae" auf. Auf der Tabula steht der Name, glaube ich, nicht. Mea culpa. Ich korrigiere daher den Beitrag oben.
« Letzte Änderung: 04. Feb 2008 - 13:29 Uhr von rps »
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Offline oliver

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Re: Wer kennt den Ambronenstein bei Oberammergau?
« Antwort #11 am: 31. Jan 2008 - 15:24 Uhr »
Nachstehend eine Auskunft von Martin Kleiner (Beisitzer im Historischen Verein Oberammergau 1999 e.V.):

"Ich habe mir erlaubt, ein wenig in Eurem Forum zu spazieren und darf meinen augenblicklichen Informationsstand zum Thema "Ambronenstein" zur Diskussion anbieten:
 
Ammer/Amper: Die meisten Flurbezeichnungen im Raum um den es hier geht, sind, entsprechend der nachrömerzeitlichen Zuwanderung, alt- und mittelhochdeutsch, also germanisch geprägt. Bei größeren Gewässern (z.B. Lech, Ammer, Inn) hat sich dagegen oft ein älterer Name erhalten. "Ammer"/"Amper" kann wohl von einer vorrömerzeitlichen indogermanischen Silbe "oomph" abgeleitet werden, was soviel wie "feucht/Wasser" in verschiedener Bedeutung entspricht. Diese Silbe ist, was vielleicht nicht überrascht, in einer Reihe von Ortsnamen erhalten geblieben.
 
Ambronenstein: Der Bereich, in dem der "Ambronenstein" liegt, hat durch den Fund des römischen Dolchs Anfang des 20. Jahrhunderts und die Ausgrabungen in den 1990er Jahren Bedeutung für die frühgeschichtliche Betrachtung erlangt. Eine solche Bedeutung ist dem "Ambronenstein" (noch?) nicht nachgewiesen worden. Er steht vielmehr in Zusammenhang mit einem intellektuellen oder intellektuell angehauchten Kreis ("Ambronia") mit Münchner Einflüssen, der bis Anfang des 20. Jahrhunderts existierte und der sich dort in Stein verewigt hat.
 
Oberammergau besitzt auch eine "Ambronengasse" und besaß bis zum vergangenen Jahr einen Gasthof "Ambronia". Vorrömische Besiedlung des Tals ist nachgewiesen. Aber ob sich das Völkchen dieser Region selbst irgendeinem Namen zugehörig fühlte oder von den Römern auf irgendeinen Namen getauft wurde, ist zumindest bis heute ein Geheimnis der Geschichte geblieben, wie überhaupt die Ethnogenese der "Baiern".       
 
Besten Gruß aus dem Ammergebirge
Martin" 


Bleibt noch genügend Spielraum für eigene Interpretationen und Nachforschungen - evtl. gibt der Stein an sich ja noch was an Informationen her (@rps).
Gruß Oliver
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livocatra

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Re: Wer kennt den Ambronenstein bei Oberammergau?
« Antwort #12 am: 31. Jan 2008 - 16:01 Uhr »
Wunderbar und noch einmal herzlichen Dank für die Mühe. Das bestätigt genau meine Vermutungen. Der Name "Ambronenstein" hat also trotz der Nähe zu dem Fundort am Döttenbichl vermutlich nur einen zufälligen Bezug zur Thematik und beruht wohl eher auf einer historischen Schwärmerei aus dem 19. Jahrhundert. Nun wird es Zeit, dass ich mir die Stelle endlich vor Ort anschaue. Leider werde ich frühestens am Faschingsdienstag dazu kommen.

Ich gebe zu, ich habe hier eigentlich nur laut nachgedacht, um herauszufinden, ob sich außer Kalle noch jemand anderes für solche Fragen interessiert. Der Ambronenstein war dafür nur der Aufhänger.

Die Frühgeschichte der Region ist, wenn man einmal anfängt, sich damit zu beschäftigen, ein faszinierendes Thema. Man stößt auf Schritt und Tritt auf ungelöste Rätsel, mit jeder Antwort tun sich gleich zehn neue interessante Fragen auf.


« Letzte Änderung: 31. Jan 2008 - 16:21 Uhr von rps »
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livocatra

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Re: Wer kennt den Ambronenstein bei Oberammergau?
« Antwort #13 am: 06. Feb 2008 - 09:04 Uhr »
Es ist vollbracht! Dank der ausgezeichneten Beschreibung (s.o.) habe ich den Ambronenstein gestern Nachmittag auf Anhieb gefunden. Anschließend bin ich zwei Stunden kreuz und quer über den gegenüber liegenden Döttenbichl gelaufen und habe sogar die Erdspalten gefunden, in die die Kelten vermutlich ihre Weihegaben gesteckt haben. Die Fotos liefere ich in ein paar Tagen nach.
« Letzte Änderung: 06. Feb 2008 - 09:06 Uhr von rps »
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Offline LUX

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Re: Wer kennt den Ambronenstein bei Oberammergau?
« Antwort #14 am: 12. Aug 2010 - 17:44 Uhr »
hab dazu noch was gefunden:

....Ein Hinweis auf keltische Besiedelung ist u.a. der Ortsname Oberammergau. Er soll sich vom keltischen Namen „Ambrigo“ ableiten, welcher wiederum von der keltischen Bezeichnung für Fluss „Ambara“ oder „ Ampra“ kommt. So erklärt sich auch der Name Ammer. Sie hieß hier bis ins 14. Jahrhundert Amper, so wie heute noch zwischen Ammersee und Isarmündung.

Gefunden auf http://meditativ-gehen.de/index.php?id=doettenbichl
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Offline kalle

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Re: Wer kennt den Ambronenstein bei Oberammergau?
« Antwort #15 am: 02. Jun 2012 - 18:40 Uhr »
Ich hatte die Geschichte vom Döttenbichl und dem Ambronenstein immer im Hinterkopf und nun wollte ich mir das zusammen mit Pia mal vor Ort anschauen.

Schon am Eingang vom Parkplatz nordwestlich des Döttenbichls, weist eine kleine Schautafel auf die Funde am keltischen Opferplatz unterhalb des Kofels hin. Auch das hier die ältesten Zeugnisse römischen Militärs in Bayern gefunden wurden.

Weiters wird auf die Felsritzungen aus verschiedenen Epochen hingewiesen, welche mich sogleich am meisten interessierten. Zunächst machten sich Pia und ich aber daran, den Döttenbichl zu umrunden und zu ersteigen. Leider fanden sich neben dem schön angelegten Weg keinerlei Hinweise auf die Funde am Döttenbichl (wenn man einmal die gelben Wegmarkierungen in Form eines Dolches ausser acht lässt).

Geschwind wieder abgestiegen, ging es zum so genannten Rätselweg, an welchem sich die Felszeichnungen befinden sollten. Nach wenigen Gehminuten zweigt ein Weglein scharf nach links oben ab und sogleich fallen einem ein paar der Ritzungen ins Auge. Eine genauere Inspektion dieser, wurde aber durch Pia vereitelt. Die hatte nämlich keine Lust mehr, in dem doch teils rutschigen Gelände herumzustreifen und so musste ich kapitulieren.

Vielleicht ein anderes mal, wenn Pia etwas größer ist...  ;)


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Nichts desto trotz, kamen ein paar interessante Infos an weiteren Schautafeln zum Vorschein, welche ich euch teilweise hier vorlegen möchte:

Die archäologischen Funde vom Döttenbichl weisen uns darauf hin, dass bereits im Jahr 15 vor Christus, zur Zeit Kaiser Augustus, römische Legionen über die Alpen bis hierher vorgedrungen sind. Zur damaligen Zeit war der Alpenraum schon um die 10.000 Jahre von Menschen besiedelt. Eine Vielzahl hier entdeckter Waffen, vor allem Pfeilspitzen und Geschosse, lassen vermuten, dass es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung der Römer mit den damals hier lebenden Kelten kam...


...Die Funde deuten aber auch darauf hin, dass der Döttenbichl bei Oberammergau seit der späten Eisenzeit und frühen römischen Epoche Kultplatz war. Keltische Kultstätten finden wir meistens auf erhabenen Landschaftsformationen wie Bergkuppen und Hügeln. Sie waren für unsere Vorfahren geweihte Orte, an denen sie zu ihren Gottheiten Verbindung aufnahmen...
« Letzte Änderung: 22. Feb 2014 - 19:19 Uhr von kalle »
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