Kaum schmilzt der Schnee und sprießen die ersten Blüten und Blätter, werden auch noch andere Geschöpfe wach: Zecken! FSME und Borreliose lauten dann die Schlagwörter, mit welchen bei manchen eine Gänsehaut erzeugt wird.Nicht umsonst, denn die Gefahr einer Erkrankung ist stets gegeben. Sind FSME-Viren
noch kein bzw. nur ein untergeordnetes Thema im Bereich des Außerfern und Umgebung, so können Borrelien auch in unserem Gebiet bei den meisten Zecken vorkommen. Lyme-Borreliose ist in der nördlichen Hemisphäre die häufigste von Zecken übertragene Erkrankung.
Die
Zecken (Ixodida) sind eine Überfamilie innerhalb der Milben (Acarii) mit lederartig dehnbarer Haut und gehören zur Klasse der Spinnentiere. Die bei uns häufigste Zeckenart ist die Schildzecke, welche sich vermehrt im Freien, besonders in Wiesen mit hohem Grasbestand aufhält. Daher suchen sie helle feuchte Plätze auf um sich durch direkten Kontakt an den Wirt zu heften. Sie halten sich meist in einer Höhe auf, die der Größe des potentiellen Wirtes entspricht (bis ca. 1,5 m). Dort werden sie abgestreift, wenn sich der potentielle Wirt durch das Gras, Unterholz oder Gestrüpp bewegt. Die weit verbreitete Ansicht, dass sich Zecken von Bäumen herabfallen lassen, trifft dagegen in der Regel nicht zu. Daneben suchen Zecken sich natürlich auch die Aufenthaltsorte aus, an denen ihre natürlichen Wirte besonders häufig vorkommen.
Ihre Aktivitäten entfalten sie normalerweise von März bis Oktober, doch können sich wetterabhängig auch Abweichungen davon ergeben. Im Winter sind Zecken nicht aktiv und sehr viele von ihnen überleben diese Jahreszeit nicht. Ihre Lebensspanne beträgt zwischen zwei und fünf Jahren.
Wurden die Tiere erst einmal von ihrem Wirt von einem Grashalm, Strauch, etc. aufgenommen, krabbeln sie oft bis zu mehreren Stunden lang am Körper umher, bis sie eine passende Einstichstelle gefunden haben. Zecken sind dabei sehr wählerisch und bevorzugen etwas feuchte, warme und gut durchblutete, dünne Haut. Beim Menschen sind besonders die Kniekehlen, der Haaransatz, die Leistenbeuge und die feine Haut hinter den Ohren ein beliebtes Ziel.
Lyme-Borreliose Erreger werden beim Saugen nach einigen Stunden (in der Regel in einem Zeitfenster von 8 bis 12 Stunden nach dem Einstich) auf den Menschen übertragen. Jährlich erkranken etwa in Deutschland zwischen 50.000 bis 70.000 Menschen an einer Borreliose. Damit ist die Borreliose die zweithäufigste Infektionserkrankung in Deutschland.
Die Infektion kann selbstlimitierend verlaufen und ohne Behandlung ausheilen, allerdings ist nicht genau bekannt, wie hoch dieser Anteil ist, da es hierzu keine zuverlässigen Daten gibt. Die Serologie kann noch Jahre nach einer ausgeheilten Borreliose positiv sein. Führende Fachärzte für Lyme-Borreliose-Infektionen halten es für unbedingt geboten, bei einem Verdacht auf eine derartige Infektion eine Behandlung mit Antibiotika durchzuführen, denn eine Borreliose kann ähnlich wie die Syphilis auch fortschreitend und langwierig verlaufen. In der Regel treten schwere Erkrankungen auf, die sich im Laufe der Jahre zunehmend verschlimmern.
Die Borreliose kann sich durch eine Vielzahl von unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Fieber, Nackensteifigkeit, Sehbeschwerden, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen sowie psychische Veränderungen manifestieren. Gegen die Krankheit gibt es keinen zugelassenen Impfstoff und auch keine lebenslange Immunität.
Das Außerfern und seine nähere Umgebung wurden bislang noch nicht als
FSME-Risikogebiete ausgegeben. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle einen kleinen Überblick über diese Virusinfektion geben. So gab es in Österreich zwischen 1999 und 2004 41 bis 82 FSME-Erkrankungen, 2005 stieg die Zahl auf 100 Erkrankungen mit drei Todesfällen.
Nur etwa 10-30 % der Infizierten zeigen Symptome, bei den restlichen verläuft die Krankheit asymptomatisch. Zwei bis zwanzig Tage nach der Infektion treten grippeähnliche Symptome mit Fieber und Kopf- und Gliederschmerzen auf, die sich nach wenigen Tagen wieder zurückbilden.
Wiederum nur bei einem kleinen Teil (etwa 10 %) der symptomatischen Patienten kommt es etwa eine Woche nach der Entfieberung zu einem zweiten Fiebergipfel mit bis zu 40 °C Körpertemperatur. Auch Zeichen der Gehirn- und Hirnhautbeteiligung treten in diesem Stadium auf: Kopfschmerzen, Erbrechen sowie Hirnhautzeichen (meningeale Reizzeichen = schmerzhafte Nackensteifigkeit). Schreitet diese Meningoenzephalitis fort, treten Bewusstseinsstörungen bis zum Koma und Lähmungen auf. Diese Symptome können mehrere Monate anhalten, häufig kommt es jedoch selbst nach schweren Verläufen zur völligen Ausheilung.
Ist die Krankheit einmal ausgebrochen, ist nur eine symptomatische, auf die Linderung einzelner Symptome konzentrierte Therapie möglich. Der überwiegende Teil der Erkrankungen heilt folgenlos aus, in 10-30 % der symptomatischen Fälle bleiben jedoch neurologische Defizite unterschiedlichen Ausmaßes bestehen. Dabei kann es sich um Lähmungen, Gleichgewichtsstörungen, Epilepsien, Hörstörungen sowie Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme handeln. Nach einer überstandenen Infektion besteht eine lebenslange Immunität, auch gegen die anderen Typen des FSME-Virus.
Ein bis zwei Prozent der Patienten mit Meningoenzephalitis versterben.
Im Gegensatz zur Borreliose kann eine Frühsommer-Meningoenzephalitis durch eine aktive Impfung verhindert werden. Eine passive Impfung nach einem Zeckenstich wird nicht empfohlen.