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Historische Kartenwerke  (gelesen 9853 mal)

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Offline Mt.Mc.Harry

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Historische Kartenwerke
« am: 24. Mai 2007 - 09:38 Uhr »
Bin grad auf der Tiris-Homepage über eine neue Seite gestolpert! Da kann man verschieden historische Karten Tirols anschauen - wie zum Beispiel Atlas Tyrolensis!

http://gis1.tirol.gv.at/scripts/esrimap.dll?Name=anich&Cmd=Start

Viel Spaß damit!

Harry
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Offline kalle

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Re: Historische Kartenwerke
« Antwort #1 am: 24. Mai 2007 - 10:54 Uhr »
 :klatscht:

@Harry

Wirklich ein Super Link! Da hab ich nun wieder was zum Schmökern und studieren :-L) Danke!

Mir sind bei meinem ersten Streifzug schon ein paar Sachen aufgefallen:

# Zum Beispiel hieß laut dem Atlas Tyrolensis der Schrecksee (Wildsee) früher scheinbar Taufersee (fiel mir auf, weil ja gerade die Anfrage von Horst bezüglich des "abstoßenden" Namens des Schrecksees läuft)

# weiters habe ich bemerkt, dass es schon im Jahre 1774 eine "Hermans Carls Spiz" gegeben hat, obwohl der Früherschließer Hermann von Barth ja erst ca. 100 Jahre später in diesem Gebiet tätig wurde. Also muss es von einem anderen "Herman(n)" abgeleitet sein oder die Karte hat eine spätere Korrektur erfahren?

Gruß
Kalle
« Letzte Änderung: 20. Feb 2014 - 01:42 Uhr von kalle »
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livocatra

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Re: Historische Kartenwerke
« Antwort #2 am: 24. Mai 2007 - 12:42 Uhr »
Großartig! Vielen Dank für den Tipp! Erst neulich habe ich mit mir gerungen, ob ich 60 Euro für einen gebrauchten Nachdruck des Atlas Tyrolensis von Peter Anich hinblättern soll. In dem Buch "Die Salzstraße nach Westen" sind leider nur kleine Ausschnitte aus den Karten. Jetzt kann es an Pfingsten ruhig regnen...  ;)
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Offline kalle

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Re: Historische Kartenwerke
« Antwort #3 am: 24. Mai 2007 - 12:45 Uhr »
Jetzt kann es an Pfingsten ruhig regnen...  ;)

Aber bitte erst nachdem wir unsere Figltour auf die Holzgauer Wetterspitze absolviert haben  ;D :-L)
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Offline Max

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Re: Historische Kartenwerke
« Antwort #4 am: 24. Mai 2007 - 12:55 Uhr »
@ Kalle: Das heutige Hermannskar hat nicht im geringsten mit von Barth zu tun!
Hermannskar leitet sicht wie folgt ab (Quelle Allgäuer Bergnamen):

"Der Name bei Anich (Hermans Carls Spiz) könnte eher für den Großen Krottenkopf gelten [...]
[...]Vom Hermannskar sind ältere Formen als Oermerskar, davor Ölbmers Kärle bekannt. Es dürfte also auf den Familien(Herkunftsnamen) Elbmer, d. h. "der aus Elmen stammende" zurückgehen und als Hermannskar verhochdeutscht worden sein."

Gruß, Max
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Offline Kristian

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Re: Historische Kartenwerke
« Antwort #5 am: 24. Mai 2007 - 13:50 Uhr »
Der heutige Krottenkopf ist ein oberstdorfer Namen.

Das ganze Zackengewirr wurde als Krottenköpfe benannt ohne die einzelnen Gipfel zwischen Fürschießersattel und Krottenkopf zu unterscheiden.

Lt. Steiner hieß der Berg in Hinterhornbach Peters(alp)spitz und eben Hermannskarspitz im Lechtal.

Zum Schrecksee, warum keinen schrecklichen Namen für so einen schönen See.
Was soll denn daran auch schön sein. Bucklig, lange schneebedeckt,  felsig, mit Vieh aus dem Tal schwer zu erreichen.
Wer auch immer mit der ehemaligen Alpe "Schrecke" seinen Lebensunterhalt bestreiten musste, war  vermutlich schrecklich arm.

Als die Berge ihre Namen erhielten, hatten sie Menschen eine andere Betrachtungsweise.

Der Name Taufersee macht auch Sinn.

Es gab (bis vor ca. 10 Jahren) unterhalb auf 1400 m die Taufersalp.

Der eingedeutsche Namen kommt von Latschen. (Im Ostrachtal Düfe) Die Kartographen machten aus der Düfarsalp die Taufersalpe und vielleicht auch den Tauferssee.
Latschen gibt es unterhalb jede Menge.

Vielleicht kommt auch der Name für die Skiabfahrt "Taufat" am Pfrontner Breitenberg von den Latschen, deren Existens einen in schneearmen Winter das Skivergnügen deutlich vermiesen.
Habe allerdings keine Ahnung ob in dieser Gegend die Latschen auch so heißen.




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livocatra

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Re: Historische Kartenwerke - OT: Schreckliche Seen
« Antwort #6 am: 24. Mai 2007 - 14:43 Uhr »
Zum Schrecksee, warum keinen schrecklichen Namen für so einen schönen See.
Was soll denn daran auch schön sein. Bucklig, lange schneebedeckt,  felsig, mit Vieh aus dem Tal schwer zu erreichen.
Wer auch immer mit der ehemaligen Alpe "Schrecke" seinen Lebensunterhalt bestreiten musste, war  vermutlich schrecklich arm.

Als die Berge ihre Namen erhielten, hatten sie Menschen eine andere Betrachtungsweise.
Genau. Zu diesem Thema fällt mir auch noch ein, dass ich vor einigen Jahren ein Buch mit dem Titel "Killing Dragons - The Conquest of the Alps" von Fergus Fleming gelesen habe. Es beschäftigt sich mit der Erforschung der Gletscher und den Erstbesteigungen der hohen Schweizer Berge im 18. und 19. Jahrhundert. Damals waren die einheimischen Bergbewohner dort der Meinung, dass auf den Gipfeln und in den Gebirgsseen schreckliche Drachen hausen würden. In vielen Fällen waren es erst die Auswärtigen, die sich in diese unbekannte Welt des Hochgebirges hinaufwagten.
« Letzte Änderung: 24. Mai 2007 - 15:21 Uhr von rps »
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Offline Max

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Re: Historische Kartenwerke
« Antwort #7 am: 24. Mai 2007 - 19:49 Uhr »
Nochmals zum Hermannskar: Ich finde Stainers Herleitung etwas wackelig. Wieso sollte gerade ein Elmer damals Besitze im Bereich Elbigenalp/Holzgau gehabt haben? Es war doch eher so, dass die Dorfbewohner ihr Vieh auf den Alpen des jeweiligen Ortes gehalten haben und rund um die Häuser gemäht wurde. Meine Begründung klingt natürlich etwas kleinkariert, aber meiner Meinung nach, war das früher anders als heute: Man wurde in einem Dorf geboren, ist dort aufgewachsen, hat dort gearbeitet und ist auch dort verstorben. Das ist allerdings nich in allen Fällen so gewesen; viele Holzgauer sind ja z. B. ausgewandert um dort zu arbeiten und sind später reich zurückgekehrt...
Gruß, Max
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Offline Kristian

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Re: Historische Kartenwerke
« Antwort #8 am: 24. Mai 2007 - 23:10 Uhr »
Zitat
Nochmals zum Hermannskar: Ich finde Stainers Herleitung etwas wackelig. Wieso sollte gerade ein Elmer damals Besitze im Bereich Elbigenalp/Holzgau gehabt haben?


Sowas kann durchaus sein.  So sehr seßhaft waren die Leute  damals auch nicht. Eher hat sie die Not gezwungen zu wandern. Manche Grundstücke wurden vererbt  oder etwa im Spätmittelalter wurde eben das  in Besitz genommen, was noch niemanden gehörte.

Also  in der Regel die entlegensten und steinigsten Weiden.


Vergleiche auch hier:  Das Traubbachtal bei Oberstdorf  wurde von Lechtalern besiedelt. Es war bis um 1800 dem ehrenbergischem Gericht  unterstellt und kam erst  dann zu Oberstdorf.

oder: Das Füssner Jöchle  liegt ja auch zwischen Grän und Vils und nicht bei Füssen.
« Letzte Änderung: 24. Mai 2007 - 23:15 Uhr von Kristian »
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livocatra

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Re: Historische Kartenwerke
« Antwort #9 am: 25. Mai 2007 - 09:12 Uhr »
Es war doch eher so, dass die Dorfbewohner ihr Vieh auf den Alpen des jeweiligen Ortes gehalten haben und rund um die Häuser gemäht wurde.
Nein, das war überhaupt nicht so. Man kann sich die Region damals eher als einen Flickenteppich aus Weide-, Jagd-, Fischerei- und Holzschlagrechten vorstellen. Die Rechte wurden in den meisten Fällen von den Landesherren vergeben  und haben oft gewechselt. Da durfte ohne Genehmigung kein Grashalm gemäht oder Holzscheit aufgelesen werden, nur weil er in der Nähe eines Hofes oder eines Dorfes lag.
« Letzte Änderung: 25. Mai 2007 - 09:22 Uhr von rps »
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