aktuelle Verhältnisse

Speer  (gelesen 1767 mal)

0 User und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Kauk

  • alpic.Mitglied
  • Beiträge: 1.843
Speer
« am: 22. Mär 2015 - 14:35 Uhr »
Ich beginn mal mit der nicht unbedingt chronologischen Aufarbeitung meiner letzten Touren. Am Samstag den 15. März ging es auf den Speer (1951 m) in den Appenzeller Alpen, der insofern mit dem Forumsgebiet verwandtschaftlich verbunden ist, dass er allgemein als höchster Nagelfluh-Gipfel Europas bezeichnet wird.

Route: Au (Stein SG, Toggenburg) - Goldachalp - Perfiren - Obere Herrenalp - Ostschlauch - Stellisattel - Südflanke - Speer - Retour

Der Ausgangspunkt der Tour variiert je nach Schneelage auf den kleinen Sträßchen, die von Stein SG über Dörfli, Eggli und Au ins Tal der Wiss Thur führen. Bei meiner Begehung der Tour war an der Kreuzung bei P.948 hinter Au der Ausgangspunkt, hier wenige Parkmöglichkeiten. In der Literatur wird auch die Alp Goldach als Ausgangspunkt beschrieben. Man erreicht sie über die nahezu flache, ein Kilometer lange Fortsetzung des Alpweges nach links. An der Goldachalp (966 m) über die Brücke nach rechts und dem Alpweg in den Wald folgend, über die freien, flachen Milchauen und erneut im Wald zu den freien Alpflächen Perfiren (P. 1124), der Weg ist nach den Milchauen wenig ausgeprägt. Man bleibt auf der nördlichen Bachseite und folgt dem nun wieder breiteren Alpweg im typischen Nagelfluhwaldgelände nach Westen in die Mulde unter dem Speer. Bevor man den Talgrund der Mulde erreicht, kann auch nach links auf eine kleine Terasse in den Nagelfluhfelsen aufgesteigen werden, die dann oberhalb bequem zur Oberen Herrenalpe (1446 m) führt (hierher auch aus dem Talgrund der Ostmulde).

Hinter der Alp quert man mit möglichst wenig Höhenverlust entlang des Sommerwegs an den Fuß des gegliederten Ostschlauchs. Auch hier fühlt man sich völlig an die bergheimatliche Nagelfluhkette erinnert. Ich wählte die mittlere Variante zum Aufstieg (und auch Abfahrt), der rechte Teil des Schlauchs war bereits mit einer Gleitschneelawine verlegt. Am Grund des Schlauchs nun eher weniger Steil gegen den Sattel. Vor Erreichen der Überwächtung verlässt man den Schlauch am besten in Aufstiegsrichtung nach rechts und überquert den ausgeprägten Rücken und spurt flach gegen die rechte Aufstiegsvariante und mit ihr zum Stelli-Sattel (1771 m). Von hier noch mit etwas Orientierungssinn möglichst effizient über den einen oder anderen Rücken hinweg unter die Südflanke, die je nach Verhältnissen begangen wird, üblicherweise wird man sich an den Westteil halten. Das Gelände steilt sich zunehmend an und wird unter dem Gipfel sehr steil. Eine Treppe führt schlussendlich auf den plateauartig ausgebauten Speer-Gipfel (1951 m) mit Signalstange und Buch.

Die Abfahrt orientiert sich je nach Verhältnissen an der Aufstiegsroute. Entweder man fährt über die Südflanke und den Ostschlauch zur Herrenalp, aber auch eine Variante sehr steile Ostflanke über die Muelt ist möglich, wobei dabei etwas weniger schön gequert und über wohl meist abgeblasene Rücken getragen werden muss. Auch am Alpweg hinab nach Perfiren kann mit etwas Orientierungssinn teilweise der Weg verlassen werden und über freieres Waldgelände in Abfahrtsrichtung rechts gefahren werden.

Gefahrenpotential: Bis zur Oberen Herrenalp wenig gefährdet, das wechselhaft steile Gelände im Ostschlauch erfordert bei unsicheren Verhältnissen Erfahrung. Der sehr steile, südsüdost-exponierte Gipfelhang sollte nach Neuschnee mit Erwärmung und bei tageszeitlichem Gang der Lawinengefahr defensiv angegangen werden.

Verhältnisse 15. März: Ausreichend Schnee vom Auto weg, kurze Tragestellen im Wald, am Stelli-Sattel das Gelände bereits auch stark ausgeapert, trotz dem aktuellen Neuschnee sollten dort inzwischen Tragestellen obligatorisch sein. Der Aufstieg vom Walensee wohl mit längeren Tragepassagen von unten her. Abfahrt war bis zur Herrenalp in traumhaftem Firn zu absolvieren, in schattigen Stellen sogar noch etwas windverpresster, aber fahrbarer Pulver. Im Wald dann eher hart und ruppig.

Fazit: Eine landschaftlich herausragende Tour, da man sich auf dem Speer am höchsten Punkt am Westende der Appenzeller Alpen befindet und damit natürlich tolle Weitblicke genießt. Immer reizvoll und das kennt man ja auch aus dem Allgäu sind die Nagelfluhformationen im Winterkleid. Etwas getrübt wird die Skitourenfreude durch das eher abfahrtsunfreundliche Gelände nach der Herrenalp, welches wohl nur bei frischem Pulverschnee und ersten Spuren Freude bereitet. Vermutlich ist die Südvariante vom Walensee ab Brändli skifahrerisch lohnender, allerdings ist die sonnseitige Ausgangslage auf 700 Meter in solch schneearmen Wintern eher uninteressant.
« Letzte Änderung: 24. Feb 2016 - 20:34 Uhr von Kauk »
  • hilfreich

Tags: