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Heilbronner Weg mit Mädelegabel und Kratzer  (gelesen 5651 mal)

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Offline Kauk

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Heilbronner Weg mit Mädelegabel und Kratzer
« am: 23. Sep 2013 - 21:59 Uhr »
Tag 1: Rotgundspitze und Rappenseehütte
Tag 2: Rappenseespitze und Hochrappenkopf
Tag 4: Großer Krottenkopf und Ramstallspitze
Tag 5: Öfnerspitze, Hornbachspitze, Rothornspitze, Jöchelspitze

Tag 3: (20.08.2013)

Für den dritten Tag sollte das Wetter eigentlich wieder deutlich besser werden, doch als es dann soweit war, waren die Prognosen wieder eher schlecht. Da ich jedoch auf der Kemptner Hütte reserviert hatte, machte ich mich dem Wetter zum Trotz auf den Heilbronner Weg, den ich bereits bei besserem Wetter mal gegangen bin. Somit war es nicht von zu großer Bedeutung, dass ich immer noch kein Wetterglück hatte. Über den Steinschartenkopf (2615 m), Bockkarkopf (2609 m) führte der Weg zur Mädelegabel (2645 m) und dem Kratzer (2427 m) bis zur Kemptner Hütte (1844 m).

Route: Rappenseehütte - Große Steinscharte - Kleine Steinscharte - Steinschartenkopf - Socktalscharte - Bockkarkopf - Bockkarscharte - Schwarzmilzferner - Ostflanke - Mädelegabel - Kratzerjoch - Kratzer Kreuzgipfel -  Mädelejoch - Kemptner Hütte

Von der Rappenseehütte (2091 m) geht es auf dem bekannten Weg zur Großen Steinscharte (2262 m) und weiter über felsige Kuppen an die Westflanke unter Hohem Licht und Steinschartenkopf heran. Nun über Geröll teilweise mühsam aufwärts zu den Felsen. Hier befindet sich der Einstieg in den mit Drahtseilen gesicherten Heilbronner Weg. Durch eine enge Schlucht geht es in meist feuchtem Fels hinauf, meiner Meinung nach bereits eine der Schlüsselstellen des Wegs. Wer sich hier unsicher ist, müsste eine Begehung überdenken, wer das gut meistert kann getrost weitergehen. Kurz darauf trifft man auf die Abzweigung zum Hohen Licht, welches mit einem Zeitaufwand von gut einer Stunde miteingebaut werden kann.

Der Heilbronner Weg quert nun hoch in der Flanke teilweise gesichert in Richtung Kleine Steinscharte (2541 m). Unterwegs muss man sich durch das Heilbronner Thörle quetschen. Die Wegführung ist durch Markierungen und Sicherungen klar vorgegeben. Der Steig quert unterhalb der Scharte hindurch und verbleibt noch eine Weile in der Flanke, ehe man kurz vor dem Steinschartenkopf auf die Südseite wechselt und einen Blick auf die Peischelgruppe werfen kann. Über die Kleine Steinscharte bestünde die Möglichkeit eines ca. vierstündigen "Notabstiegs" nach Holzgau. Als nächstes wird über die berühmte, unschwierige Leiter der Gipfelkörper des Steinschartenkopfs erreicht. Den höchsten Punkt kann man nach überqueren des Hans-Kaiser-Stegs, einer Leiterbrücke erklimmen. Wie bei der ähnlichen Brücke im Mindelheimer Klettersteig ist der Ruf der Brücke spektakulärer als die Wirklichkeit, ein Ausgleiten bei Nässe sollte man trotzdem nicht unbedingt riskieren.

Anschließend führt der ausreichend breite Steig bestens gesichert in die Ostflanke und hinab zur Socktalscharte (2446 m). Von dort kann man zum Waltenberger Haus absteigen, sofern die Bedingungen dies erfordern. Anschließend geht es die Westflanke des Bockkarkopfs hinauf. An einer Zwischenerhebung muss eine plattige Rinne abgestiegen werden, bevor es auf einer längeren Aufwärtsquerung zum Gipfel geht. Über den Nordostrücken geht es in die Bockkarscharte (2504 m), von der man ebenfalls das Waltenberger Haus erreichen kann. Hier endet dann auch der gesicherte Abschnitt des Heilbronner Wegs.

Ein Wanderweg leitet den Begeher danach auf eine Schulter unter der Hochfrottspitze, darunter liegt der Schwarzmilzferner. Zu diesem steigt man auf einer der Spuren im Geröll hinab. Wer direkt zur Kemptner Hütte weiter möchte halt sich relativ im Grund des Ferners um von dort auf den Weg durch die Felslandschaft zu gelangen. Mädelegabel-Aspiranten dagegen peilen mit möglichst wenig Höhenverlust die kleine Scharte unter dem Ostrücken der Mädelegabel an. Entweder reicht die Schneelage noch bis hinauf und garantiert ein eher komfortables Ansteigen oder aber es fehlt der Schnee, dann folgt ein entsprechender Schinder im rutschigen Schotter. Es sind aber Pfadspuren vorhanden, so schlimm steil wie es von fern aussieht ist es dann nicht.

In der kleinen Scharte  kann man getrost den Rucksack zurücklassen, vor allem wenn man sich auf einer Mehrtagestour befindet ist dies sehr angenehm. Oberhalb wartet dann auch gleich die Schlüsselstelle der Tour, der Einstieg zur Ostflanke. Nach einem kurzen Kamin muss plattig gequert werden (I), diese Passage kann im Abstieg Überwindung kosten. Ebenfalls im unteren Drittel der Flanke wartet noch ein weiter Riss (I+), in der Flanke sind aber immer wieder Varianten möglich. Insgesamt gibt es zur Mädelegabel folgendes sagen: Die Schwierigkeit sollte nicht unterschätzt werden, die Flanke ist steil und teilweise schuttig. So einfach wie manche Beschreibung klingt ist die Gipfelflanke nicht. Allerdings kam mir die Begehung bei meiner ersten Besteigung der Mädelegabel deutlich schwerer vor als dieses Mal (vermutlich auf Grund verbesserter Fähigkeiten). Wer sich im Einstieg unwohl fühlt sollte eher auf eine Begehung verzichten, im Abwärts wirds nicht leichter.

Zurück in der Scharte über Steigspuren zurück hinab zum Wanderweg der in gerölligem Gelände zum Kratzerjoch leitet. Früh im Jahr wird dieses etwas mühsame Gelände durch ausgedehnte Schneefelder deutlich bequemer begangen und befahren. Im Kratzerjoch beginnt eine schöne Querung unter der Kratzer-Südflanke, teilweise ist der Weg etwas schiefrig und rutschig. Wer noch Zeit und Lust hat, kann eine Besteigung des Kratzers anhängen. Diese ist ungemein lohnend und vor allem eventuell beruhigend, sollten sich am Heilbronner Weg die Massen bewegen. Der Link beschreibt auch den Weiterweg bis zur Kemptner Hütte.

Fazit: Den erfahrenen Bergsteiger wird der alpinistische Anspruch des Heilbronner Wegs bei sommerlichen Bedingungen nicht unbedingt befriedigen, dafür belohnen ihn bei gutem Wetter herrliche Ausblicke. Je nach Kondition lässt sich noch das Hohe Licht und für den Alpinist die Hochfrottspitze einbauen. Letztere hätte ich gerne noch versucht, aber das Wetter war suboptimal, oft die Gipfel in Wolken, alles nass. Zu Beginn des Tages hatte es für ca. 2 Stunden oberhalb von 2450 Metern leichten Dauergraupel gegeben. Alles in allem nicht die Bedingungen unter denen ich gerne einen lohnenden Gipfel wie die Hochfrottspitze besteigen möchte. Dafür sind die Mädelegabel und der Kratzer allemal eine Entschädigung, wenn auch nicht bei perfekten Bedingungen.
« Letzte Änderung: 23. Sep 2013 - 22:28 Uhr von Kauk »

Offline Kauk

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Re:Heilbronner Weg mit Mädelegabel und Kratzer
« Antwort #1 am: 23. Sep 2013 - 22:00 Uhr »
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Offline Kauk

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Re:Heilbronner Weg mit Mädelegabel und Kratzer
« Antwort #2 am: 23. Sep 2013 - 22:02 Uhr »
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Offline Kauk

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Re:Heilbronner Weg mit Mädelegabel und Kratzer
« Antwort #3 am: 23. Sep 2013 - 22:03 Uhr »
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Offline Christo Hutschel

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Re: Heilbronner Weg mit Mädelegabel und Kratzer
« Antwort #4 am: 29. Dez 2015 - 12:28 Uhr »
#Allgäu #Berge #Alpen #Klettersteig. Der Heilbronner Höhenweg ist sicherlich das Bergsteiger Highlight in den Allgäuer Alpen. Schroff, ausgesetzt und vielerorts stahlseilversichert führt der Höhenweg zunächst eingebettet im Fels, später hauptsächlich direkt auf dem Grat des zentralen Allgäuer Hauptkammes und damit über einige der höchsten Berge in den Allgäuer Alpen. Bei guten Sichtverhältnissen sind traumhafte und für manchen sicherlich demütige Ausblicke auf hunderte von Alpengipfeln garantiert! Hier mein kleines Video dazu. Man kann gut den Schwierigkeitsgrat sehen und einschätzen.
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