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Also doch noch mal in den Schnee - und zwar richtig rein  (gelesen 3843 mal)

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Offline Lampi

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Also doch noch mal in den Schnee - und zwar richtig rein
« am: 19. Mär 2009 - 10:45 Uhr »
 :-L)Nachdem der Iglu von vor 4 Wochen in den Schwimmschnee gefallen ist, war am letzten Wochenende Ersatztermin. Leider war erneut schlechtes Wetter angesagt und so konnte sich nur einer durchringen, mitzukommen. Wenigstens haben sich die Lawinen im Vergleich zu den letzten Wochen etwas gebessert.
Zu zweit ist ein Iglu sinnfrei, zudem liegt so viel Schnee, dass man da in kürzester Zeit eine komfortable Schneehöhle reingraben kann, so dass für eine Tour zwei Tage bleiben. Nachteil ist, dass man alles auf Tour dabei hat.
Samstag 07.03.09
starten wir nach einer recht chaotischen Fahrt in Sonthofen. Das nächste Mal fahren wir wieder mit dem Zug, das wäre nämlich über eine Stunde schneller gegangen.
Das Auto müssen wir auch noch in SF stehen lassen, denn der oft schwangere Startort ist Schauplatz eines Schirennens und daher für Nichteingeborene Autofahrer gesperrt

Das ist der Christian, der Einzige der mit wollte. Christian ist Extrem- Mountainbike- Fahrer und spurt auch knietiefen Schnee schneller als ich in seinen Spuren folgen kann. Im Hintergrund die ursprünglich geplante, der Lawinenlage zum Opfer gefallene Nagelfluhkette.
Zudem war Christian noch nie im Winter im Hochgebirge und kennt sich dem zu Folge nicht mit der Bedienung des Piepses aus. Da sollte man nicht wirklich bei 3 auf die Nagelfluhkette

Statt deren wird jetzt die Hörnerkette in Angriff genommen. Die Sicht ist wirklich nicht berauschend. Wenigstens hat das Schneetreiben aufgehört.

Hier am oft schwangeren Horn, man sieht mal ausnahmsweise ins Tal

Waldsterben am Sigiswanger Horn:-(

Unfassbar, was sich auf einem derart flachen Rücken für Wächten bilden

So wie hier am Weg zum Rangiswanger Horn hat es Christian meistens: Warten auf Lampi

und Frieren im Wind

Der Skitourengänger vor uns hatte hier sicher keine Freude: Alle paar hundert Meter An- und Abfellen, und ein großer Teil des Wegs durch Unterholz

Au weiher! Am Grataufschwung zum Weiakopf stellt sich eine Wächte in den Weg. Wir umgehen ihn uns wühlen uns mindestens knietief (trotz Schneeschuhe) durch die bewaldete NW-Flanke nach oben.

Oben sind wir dann so platt, dass wir beginnen, uns einzugraben. Wir finden eine schöne Wächte

und nach einer Stunde ist ein Hohlraum in der Größe eines Dreimannzeltes geschaffen. Das geht wirklich flott, hinterher bin ich allerdings auch nass bis auf die Haut. Knochenarbeit
Fast 2 Stunden kämpfe ich mit meinem Kocher, danach machen mich 250 gr Nudeln mit Soße nicht wirklich satt. Christian is(s)t da anscheinend genügsamer, ein Hüttensnack und gut ist.
Eine eigentlich zum Teilen vorgesehene Tafel Schoko (die leckere Zetti Minzblätter) schiebe ich noch fast komplett nach, dann falle auch ich mit nur halbvollem Magen in die Tüte.

Geweckt werde ich von vögelnden Singen, im Schnee sehr ungewohnt, ich denke länger Zeit dass ich träume. Dafür habe ich wenigstens gut geschlafen.

Der nächste Morgen begrüßt uns mit wolkenlosem Himmel.

Fehlen jetzt nur noch die letzten Leckereien aus dem Rucksack.

Die ganze Schneegeschichte des Winters ist hier dokumentiert. Der Ruß vom bockigen Kocher hat die Schichtgrenzen zusätzlich sichtbar gemacht.

Der Schlafsack muss noch etwas trocknen - Tribut an den Gewichtsvorteil eines Daunensacks.

Die gleißende Helligkeit täuscht darüber hinweg,

dass ein heftiger Wind geht. Ich drücke mich möglichst lang darum, die kuschlige Höhle zu verlassen, in der immerhin so etwa 4° sind. Für Leute mit meiner Wärmeerzeugung an sich ausreichend.

Nach ein paar Minuten stehen wir am aussichtsreichen Weiherkopf.

und sehen das erste Mal auch unser Ziel, das Riedberger Horn

Schwer zu erkennen: Wer Wind formt im flachen Gelände bizarre Gebilde aus dem Schnee
Im großen Talschluss nordöstlich des Riedberger Horns bin ich gespalten: Laut LLB sollte man eher was Südostseitiges gehen. Eingeborene legen allerdings eine neue Spur prall nordseitig, bestimmt über 30 Grad steil an.
Ein kleiner ein großes Schneebrett auslösender Wächtenbruch macht die Entscheidung dann klar - wir suchen die Spur auf. Ganz wohl ist mir nicht dabei. "Selbstauslösungen sind nicht zu erwarten" also am besten schwebend nach oben. Gut gesagt bei 67 Kg Kampfgewicht, 13 Kg Fettmasse und 10 Kg Rucksack. Aufgrund seines KuFa-Sacks und was weiß ich was Christian noch alles im & am Rucksack hatte, bringt er noch etwas mehr auf die Waage. Immerhin sind kurz vor uns drei Skitourengänger ohne Abstände da hoch. Da müssen wir wenigstens nicht den Hang testen. Erstaunlicher Weise ist es rund um die Spur trotz laut LLB "böser" Exposition vergleichsweise abgeblasen.
Oben treffe ich dann die Eingeborenen, sie sind schon auf der Abfahrt und haben unser Zögern vom Gipfel beobachtet. Sie klären uns über die örtlichen Besonderheiten auf; dort, wo sie hoch sind, ist es fast immer am sichersten. Das würde mit der Geländeform zusammenhängen. Hm.

Wir sind mit 1769m am Höhepunkt der Tour angelangt.

Ifen und Gottesackerwände in voller Pr8.

Der Tag ist noch nicht alt, das ursprünglich vorgesehene Ziel (Riedbergpass) einer der hässlichsten Orte, den man sich in den Alpen vorstellen kann. Einer Empfehlung der Eingeborenen folgend machen wir die Hörnertour mit dem Weiterweg zum Wannenkopf komplett.

Die Aussicht vom mit 1712 m zweithöchsten Gipfel der Hörnerkette ist noch um Klassen besser, liegt doch das gesamte Illtertal zusätzlich noch zu Füßen. In die Allgäuer Hochalpen sieht man natürlich auch am besten von hier.

Ein Aspirant auf den Darwin- Award ist die Nordostflanke abgefahren. Er scheint aber Glück gehabt zu haben. Fragt sich nur wie oft.

Von jetzt an geht es bergab. Auch mit dem Wetter. Es fängt bald an zu schneien,

während die Hochalpen noch einige Stunden in praller Sonne liegen.
Der Tag wird bei leckerer Speise in der Krone in Immenstadt beschlossen. Weitere Wintertouren können dagegen eigentlich nur abfallen. Jetzt sollte eigentlich der Frühling kommen.

Tipp Hörnerkette
Im Sommer ein Wanderweg mit einmaliger Aussicht ohne technische Schwierigkeiten, vom Allgäuer Berghof bei Ofterschwang über je nach Zählweise 4-7 Gipfel in je nach Pausen eben so vielen Stunden zum Riedberger Horn, anschließend Abstieg zum Riedbergpass. Die Fortsetzung der Hörnergruppe nach Osten bildet eine Umrahmung des "Berghaus Schwaben", danach sind 900 Höhenmeter nach Obermaiselstein fällig. Dafür ist die Aussicht vom Wannenkopf sicher die Krönung.
Im Winter die ideale Schneeschuhtour, Schitourengänger kommen hier nicht auf ihre Kosten, lange Flachpassagen, viel Wald mit Unterholz, die einzige nennenswerte Abfahrt ist vom Wannenkopf nach Obermaiselstein. Schi pissten am oft schwangeren Horn und am Weiherkopf. Am Riedberger und Rangiswanger Horn pistenähnlich eingefahrene Hänge, sonst sehr wenig Betrieb (außer an diesen beiden Bergen trafen wir niemanden).  Wer früh am Tag und spät im Winter startet, macht das an einem Tag.
Bus von Sonthofen nach Ofterschwang stündlich, vom Riedbergpass nach Fischen unregelmäßig, von Obermaiselstein nach Sonthofen ebenfalls stündlich.
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Offline oliver

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Re: Also doch noch mal in den Schnee - und zwar richtig rein
« Antwort #1 am: 24. Mär 2009 - 10:29 Uhr »
dann hat's ja diesen winter doch nochmal geklappt mit dem schneehotel :bravo

danke@rainer für diesen tollen bericht und die tollen eindrücke.

greetz oliver
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Offline Lampi

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Re: Also doch noch mal in den Schnee - und zwar richtig rein
« Antwort #2 am: 26. Mär 2009 - 16:08 Uhr »
Meine erste Schneehöhlenaktion war eine Notlösung - vor 10 Jahren hab ich noch immer das Zelt mitgeschleift. Nur nützte uns das Zelt nix, weil bei ca 20 m/s Wind auf der Gappenfeldalpe (aufrechtes Stehen war absolut ausgeschlossen) das Teil bereits beim Versuch des Aufbaus zerrissen wäre. Wir haben uns in einen angewehten Schneehaufen von nicht mal 1 m Höhe eingegraben. Das nannten wir dann unser Gappenfeld Hilton.

Das mit dem Zelt geht mit meinen morschen Knochen und etwa 5 kg mehr Speckdrum jetzt nicht mehr. Aber dass das Innere der Höhle deutlich wärmer ist als das Innere eines Zelts habe ich mir gemerkt - und seitdem ist das bei mir planmäßig so. Außerdem komme ich so mit einem leichteren Schlafsack hin.

Ihr könnt ja mal mitgehen.
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Offline Kauk

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Wannenkopf und Riedberger Horn im Herbst
« Antwort #3 am: 07. Okt 2012 - 13:46 Uhr »
Ich möchte hier nun ein paar herbstliche Eindrücke dieser Tour anhängen, denn auch ohne Schnee ist es schön hier oben ;).

Am Freitag (05.10.12) sollte es nochmal ein wenig bei schönem Wetter in die Berge gehen, nachdem die Prognose für die nächste Woche nicht ganz so rosiges Wetter vorhersagt. Da es aber leider erst zum Arbeiten ging, brauchte ich ein schnelles Ziel, dass Zeitfenster wird wirklich eng inzwischen. Also halt von Grasgehren auf Wannenkopf und Riedberger Horn. In Grasgehren parkt man an den Liften auf einem Privatparkplatz kostenlos. Im Sommer sollt da auch immer ein Plätzchen sein. Danach folgt man dem Wegweiser auf breitem Wanderweg nach rechts. Dieser führt in über die weitgehend freien Alp- und Pistenflächen hinauf zum Hochpunkt des Bolgengrats. Dort nochmal rechts und über die feuchten Flächen des kleinen, unglaublich schönen Hochmoors zum bewaldeten, aber aussichtsreichen Gipfel des Wannenkopfs. Auf gleichem Weg zurück zum Bolgengrat und dem Gratweg folgend Richtung Riedberger Horn. Das letzte Stück zum Gipfel wieder auf breitem Weg hinauf. Mit etwas mehr Zeit könnte man nun noch rüber zum Höllritzer Eck, ich hatte mich jedoch bereits am Wannenkopf eher für eine Fototour entschieden. So verbrachte ich auf dem Riedberger Horn noch eine gute Stunde im Abendlicht, allerdings bei leichtem Sturm und gefühlt eiskaltem Wind. Insgesamt mehr ein Spaziergang denn eine Wanderung. Als Tagestour könnte man von Bolsterlang auch das Bolgental auf einer Kammwanderung umrunden.

Zum Abschluss die üblichen Impressionen.
« Letzte Änderung: 07. Okt 2012 - 20:51 Uhr von Kauk »
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Offline Kauk

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Re: Wannenkopf und Riedberger Horn im Herbst
« Antwort #4 am: 07. Okt 2012 - 13:48 Uhr »
Impressionen II.

Offline Christo Hutschel

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Re: Also doch noch mal in den Schnee - und zwar richtig rein
« Antwort #5 am: 29. Dez 2015 - 12:50 Uhr »

Was für eine Wanderung! Aussichtsloge der Allgäuer Alpen. Aussicht bis weit in die Schweiz und zum Bodensee. Grüne Wiesen, Alpenrosen, Kühe - Herz was willst Du mehr?
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