Zahlreiche Sagen ranken sich um das großflächige Waldgebiet östlich von Kempten, welches vor allem durch die Häufigkeit von Findlingen aus der letzten Eiszeit Aufmerksamkeit erregt. In den weitläufigen Moorflächen, die einen großen Teil des Kempter Waldes ausbilden, sollen über 4000 der einst vom Gletscherstrom herangetragenen Felsblöcke sich im Wald verteilt finden. Den bekanntesten Felsblock unter ihnen, bildet der sogenannte
Dengelstein.

der Dengelstein

Gedenktafel am Dengelstein

die Waldkapelle und das Alte Jägerhaus

das Heilbad Bad Sulzbrunn
Der überdimensionale Nagelfluhbrocken mit einem Volumen von rund 1400m³ und einem Gewicht von etwa 3700 Tonnen, war vor rund 18000 Jahren - also während des Abklingens der letzten Eiszeit - als
Felssturz von der Westflanke des Rottachbergs auf die Oberfläche des vorbeiziehenden Illergletschers niedergegangen. An der Oberfläche der Eismassen, welche sich langsam gegen Norden schoben, wurden die Felsbrocken mitgetragen. Solange, bis das Eis gänzlich abschmolz und die Brocken letztlich als erratische Blöcke in der Gegend herumliegen ließ.
In der Sage wird berichtet, der Tod lasse sich von dem
Dengeldrachen seine Sense schärfen, wenn er wieder ein großes Loch in die allzu streitsüchtige Menschheit mähen wolle. Die Alten fürchteten deshalb das Geräusch der ihnen bekannten Dengelschläge vom Kempter Wald her. Wussten sie doch, dass dem Geräusch bald ein großes Sterben durch Hunger oder Pest folgen oder ein Krieg über die Gegend hereinbrechen würde.
Am Dengelstein selbst fand man die Überreste einer mutmaßlichen
Wall- und Grabenanlage, weshalb dieser markante Ort als uralte Kultstätte oder als heiliger Hain angesehen wird. Genaueres ist aber nicht bekannt, da der Bereich um den Dengelstein niemals archäologisch erforscht wurde. Fraglich ist auch die Namensverbindung als Keltenstein. So sollen zu Zeiten der Kelten Pferde im Feuer am Dengelstein geopfert worden sein, wobei dieses Opferritual vermutlich auch von den späteren
Alemannen praktiziert wurde und diese sodann den Felsbrocken als
Keltenstein bezeichnet hätten, woraufhin der Gau in fränkischer Zeit seinen Namen von diesem Block erhalten haben soll.
Die sogenannte Bezeichnung
"Fliehburg" nahe Bodelsberg, dürfte hingegen aus einem Irrtum resultieren, denn einst legten die Fürstäbte von Kempten im Kempter Wald etwa 80 Fischweiher an um gerade in der Fastenzeit die Versorgung mit ausreichend Fisch aus dem Nahbereich zu gewährleisten. Bereits 1373 wurde ein bestehender Saumpfad durch den Wald zu einer befahrbaren Straße mit Zollstätte am Verlauf einer alten
Römerstraße ausgebaut. Heute quert der
Jakobsweg den Kempter Wald und führt an der mitten im Wald stehenden
Waldkapelle vorbei.
Ganz im Süden des Kempter Waldes, im Grunde eigentlich schon außerhalb seiner Einzugsfläche, findet sich das
Jodbad Sulzbrunn (bei Sulzberg), welches Mitte des 19. Jahrhunderts noch als "Kemptener Waldquellen" betitelt wurde. Bereits zu jener Zeit wurden die Römer als erste Nutzer der Quellen angenommen. Ein weiteres Gutachten zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte gar die Kelten der frühen Hallstattzeit als Erschließer der Quellen ein. Jedenfalls habe der Literatur zufolge ein Gastwirt von Oberzollhaus unter einer massiven Struma, auch bekannt unter der Bezeichnung "Kropf", gelitten. Nach dreimonatigem Trinken des Kemptener Waldwassers sei dieser Kropf vollständig verschwunden und auch nie wieder aufgetaucht. Heute gelten alle diese vermeintlichen Fakten jedoch als umstritten.
Die ältere Literatur berichtet von einem prähistorischen Stollenbau, mehreren Münzfunden und einer Ansammlung von alt anmutenden Tonscherben. Nachforschungen aus jüngster Zeit geben hingegen ein nüchternes Bild wieder. So sind etwa der staatlichen Münzstelle in München keine solchen Münzen von Sulzbrunn bekannt und auch die aufgefundenen Scherben seien aus archäologischer Sicht "nichts Außergewöhnliches". Letztlich verdichten sich die Hinweise, dass der Inhaber des Kurbades aus der Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts -
Hofrat Dr. Schott aus Frankfurt - schlicht ein "römisches Bad
wollte". Ob es sich letztlich um einen Irrtum oder einfach nur eine Werbelüge handelte sei dahingestellt, der Erfolg blieb jedoch nicht aus und das Bad erlebte in der Folgezeit eine Blüte und erfuhr mehrere Um- und Ausbauten. Bis zum Ersten Weltkrieg florierte der Kurbetrieb und auch nach Kriegsende konnte das Heilbad nicht über Besuchermangel klagen. Erst mit dem Zweiten Weltkrieg kam der Betrieb des Heilbades mit der Umfunktionierung zu einem Internierungslager für immer zum Erliegen.